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07.05.2013 12:14:31
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UPDATE: Hochtief überrascht positiv
--Hochtief verkauft Flughafenbeteiligungen
--Erstes Quartal über Erwartungen
--Jahresprognose erhöht
(durchgehend neu)wwsj
Von Natali Schwab
ESSEN--Der Baukonzern HOCHTIEF kehrt nach längerer Durststrecke wieder auf den Erfolgspfad zurück. Auf der Hauptversammlung hatte das Management gleich mehrere gute Neuigkeiten für die Aktionäre: So fiel das erste Quartal besser aus als erwartet, die Prognose für das laufende Jahr wurde erhöht. Zudem fanden die Essener nach mehreren vergeblichen Anläufen endlich einen Käufer für ihre Flughafenbeteiligungen. Investoren atmeten auf: Die Aktie gewann am Vormittag mehr als fünf Prozent.
Mit dem Verkauf von Hochtief AirPort kann der seit November amtierende Vorstandsvorsitzende Marcelino Fernández Verdes den ersten zählbaren Erfolg in seiner Bilanz verbuchen. Für 1,1 Milliarden Euro gehen die Flughafenbeteiligungen an den kanadischen Pensionsfonds PSP Investments.
Hochtief ist an den Flughäfen in Athen, Budapest, Düsseldorf, Hamburg, Sydney und Tirana beteiligt, die zusammen jährlich etwa 95 Millionen Passagiere abfertigen. Der Verkauf erfolgt rückwirkend zum 1. Januar 2013, der Abschluss ist für die zweite Jahreshälfte geplant.
"Durch die Transaktion wird sich die finanzielle Situation von Hochtief weiter verbessern und der Konzern seine Position im Wettbewerb verstärken", sagte Verdes. Einen signifikanten Ergebniseffekt erwartet Hochtief durch den Verkauf indes nicht. "Wir werden die freiwerdenden Mittel wie geplant zum Schuldenabbau verwenden sowie in das operative Infrastrukturgeschäft investieren", kündigte Verdes an, der von einem "sehr herausfordernden Verkaufsprozess" sprach. Der Preis sei "fair".
Ende 2013, spätestens 2014 will Hochtief die Verschuldung abgebaut und in eine Nettovermögensposition umgewandelt haben.
Mit dem Verkauf setzt Hochtief einen Schlusspunkt unter das Kapitel Flughäfen. Bereits mehrfach hatten die Essener versucht, das Geschäft zu verkaufen, scheiterten jedoch an unterschiedlichen Preisvorstellungen. Zuletzt sollen die Infrastrukturfonds GIP und Allianz Capital sowie der Flughafenbetreiber Fraport an einer Übernahme interessiert gewesen sein. Der spanische Manager hatte die Verkaufspläne Anfang des Jahres wieder aus der Schublade geholt. Vom Großaktionär ACS kommend, will er Hochtief wieder profitabler machen.
Hochtief hatte die vergangenen zwei Jahre mit erheblichen Problemen zu kämpfen gehabt. Die australische Tochter Leighton hatte sich mit zwei Milliardenprojekten verhoben und brockte Hochtief damit hohe Verluste ein. Vergangenes Jahr belastete zudem der Streit um Verzögerungen bei der Hamburger Elbphilharmonie das Ergebnis erheblich. Eine Einigung über den Fertigbau zu einem Festpreis konnte erst vor wenigen Wochen erzielt werden.
Dazu kam das margenschwache Geschäft in Amerika und Europa. Mehrfach musste die Gewinnprognose gekappt werden, der Aktienkurs stürzte ab.
Fernández Verdes hat daher zu Beginn des Jahres ein umfangreiches Maßnahmepaket auf den Weg gebracht. So sollen die zum Teil sehr komplexen Strukturen von Hochtief insbesondere in den USA und Europa vereinfacht werden. Die verschiedenen Tochtergesellschaften sollen stärker miteinander verzahnt werden. Das Risikomanagement erhält einen viel höheren Stellenwert, künftig soll Marge vor Volumen gehen, damit solche Flops wie in Australien und Hamburg nicht mehr vorkommen. Die Tochter Leighton, die den Löwenanteil zum Hochtief-Ergebnis beisteuert, wird künftig stärker an die Kandare genommen.
Operativ will Verdes den Konzern auf den Infrastrukturbau ausrichten. Randgeschäfte sollen abgegeben werden. Die nun veräußerten Flughäfen sind daher nicht die einzigen auf der Verkaufsliste, vorangetrieben werden soll auch die Veräußerung der Immobiliensparte Aurelis.
Im Europageschäft will der Konzern die Service-Sparte mit knapp 5.700 Mitarbeitern verkaufen. Dort ist das Facility- und Energy-Management gebündelt, an dem bereits die österreichische Strabag und der Mannheimer Dienstleister Bilfinger Interesse gezeigt haben.
Für die beiden Projektentwickler HTP und formart sucht Hochtief nach Lösungen, wobei Partnerschaften denkbar sind. HTP ist ein Entwickler von Gewerbeimmobilien, während formart im privaten Wohnungsbau in der Planung und Entwicklung tätig ist.
Auch die australische Leighton hat sich von Randgeschäften getrennt, etwa der Entsorgungssparte von Thiess oder dem Telekommunikationsgeschäft.
Der Kurs stößt nicht nur auf Gegenliebe. Dem Bereich Hochtief Europe laufen seit geraumer Zeit die Manager davon, und auch in Australien rumorte es zuletzt kräftig. So warfen drei unabhängige Aufsichtsratsmitglieder das Handtuch, weil sie Hochtief zunehmende Einmischung vorwarfen.
Im ersten Quartal zeigte der Kurs jedoch erste Früchte: Das Ergebnis wurde wieder deutlich verbessert, dank eines guten Geschäfts von Leighton. Insgesamt schnitt Hochtief besser ab als von Analysten erwartet. Das Konzernergebnis stieg auf 43,5 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte Hochtief noch einen Verlust erlitten, der maßgeblich den Projektverzögerungen in Australien geschuldet war. Das Ergebnis vor Steuern betrug rund 123 Millionen Euro, nach einem Minus von 92 Millionen Euro.
Hochtief erhöhte daher seine Ergebnisprognose für das laufende Jahr. Der Konzerngewinn soll etwa 180 Millionen bis 220 Millionen Euro erreichen, das Ergebnis vor Steuern 600 bis 680 Millionen Euro. In diesen Zahlen sind nicht mehr die Ergebnisbeiträge der Flughafenbeteiligungen erhalten.
Bislang erwartete Hochtief einen Konzerngewinn von 174 bis 190 Millionen und ein Ergebnis vor Steuern von 601 bis 656 Millionen Euro prognostiziert.
Rückläufig war im ersten Quartal hingegen der Auftragseingang, der um knapp 28 Prozent auf rund 5,6 Milliarden Euro sank. Hochtief begründete dies vor allem mit einem starken Vorjahreswert, der großvolumige Projekte im Kohle- und Gassektor der Sparte Asia Pacific enthielt.
Das laufende Jahr bezeichnete Fernández Verdes als "Übergangsjahr". Die Neuausrichtung dürfte insgesamt zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen.
Kontakt zum Autor: natali.schwab@dowjones.com
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May 07, 2013 05:43 ET (09:43 GMT)
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