22.03.2016 18:38:49
|
UPDATE/Merkel sagt nach Terroranschlägen von Brüssel Hilfe zu
--Zusammenarbeit "in jeder Weise"
--IS bekennt sich zu Anschlägen
--Mehr als 30 Tote nach Explosionen
(NEU: mehr Merkel, fasst Meldungen des Tages zusammen)
Von Christian Grimm und Stefan Lange
BERLIN (Dow Jones)--Nach den Terroranschlägen von Brüssel mit Dutzenden Toten und Verletzten hat Kanzlerin Angela Merkel der belgischen Regierung Unterstützung bei der Jagd auf die Täter zugesagt. Sie habe mit dem belgischen Premierminister Charles Michel gesprochen und ihm die "volle Solidarität Deutschlands und der Deutschen versichert", erklärte die CDU-Vorsitzende am Dienstagabend in Berlin. "Wir werden in jeder Weise mit seiner Regierung und mit den belgischen Sicherheitskräften zusammenarbeiten, um die Schuldigen für die heutigen Verbrechen zu finden, festzusetzen und zu bestrafen", sagte Merkel.
"Wir fühlen uns unseren Freunden in Belgien heute ganz nah. Das Entsetzen ist ebenso grenzenlos wie die Entschlossenheit, den Terrorismus zu besiegen", sagte Merkel. Die Kanzlerin drückte mehrfach ihre tiefe Betroffenheit aus und gedachte der Angehörigen der Opfer und den hunderten Verletzten.
Kabinett berät am Mittwoch Sie stehe mit den zuständigen Ministerien in ständigem Kontakt, sagte Merkel. Am Mittwoch werde sich das Bundeskabinett ausführlich mit den Terroranschlägen und den "möglichen Konsequenzen" beschäftigen. "Alle staatlichen Ebenen in Deutschland arbeiten mit ganzer Kraft dafür, dass trotz der nicht zu leugnenden Bedrohung das Menschenmögliche für die Sicherheit in unserem Land getan wird."
Derweil bekannte sich die Terrororganisation "Islamischer Staat" zu den Anschlägen.
"Gewaltsam und feige" Die belgischen Behörden sprachen am Abend von mindestens 32 Toten und mehr als 100 Verletzten. Demnach kamen zwölf Menschen bei den Detonationen am Flughafen ums Leben gekommen, die laut Staatsanwaltschaft ein Selbstmordattentäter verursacht hatte. Bei dem Anschlag auf die Metro-Station Maelbeek starben mindestens 20 Menschen, 55 wurden zum Teil schwer verletzt.
Premierminister Michel verurteilte die Taten als "blind, gewaltsam und feige". "Wir haben einen Terroranschlag befürchtet, und es ist passiert", sagte Michel nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates. Die Regierung in Brüssel ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.
Brüssel steht still Der öffentliche Nahverkehr in Brüssel stand nach den Anschlägen still. Alle Metro-Stationen waren geschlossen. Das Militär mobilisierte 275 Mann zusätzlich, so dass 1.000 Soldaten die Polizei bei der Sicherung der Hauptstadt unterstützen. Die Regierung rief die Menschen auf, zu Hause zu bleiben. Erst am späten Nachmittag beruhigte sich die Situation ein wenig.
In der belgischen Hauptstadt hat sich in den vergangenen Jahren eine militante Islamistenszene herausgebildet. Die Attentäter von Paris hatten engste Verbindungen dorthin. Der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge vom November, Salah Abdeslam, konnte sich im Stadtteil Molenbeek vier Monate verbergen, bevor er am Freitag gefasst wurde.
Terrorismusexperten ziehen Parallelen zu den koordinierten Anschlägen in Paris vom November, als islamistische Terroristen das Stade de France, den Konzertsaal Bataclan und mehrere Bars angriffen. Ein US-Diplomat, der anonym bleiben wollte, hält es für wahrscheinlich, dass die Attacken in Brüssel die Vergeltung für die Festnahme des mutmaßlichen Drahtziehers Salah Abdeslam sind.
Offenbar keine deutschen Opfer Über mögliche deutsche Opfer lagen bis zum Abend keine Informationen vor. Innenminister Thomas de Maiziere ordnete gleichwohl ein "robusteres Auftreten" der Bundespolizei an Bahnhöfen und Flughäfen an. An den Grenzen zu den Benelux-Staaten wurde schärfer kontrolliert. Das Auswärtige Amt in Berlin richtete einen Krisenstab ein.
Der Flugverkehr nach Brüssel war unterbrochen. Die Deutsche Bahn stellte ihren Fernverkehr in die belgische Hauptstadt zunächst ein.
Deutsche Politik bekundet Mitgefühl Deutsche Politiker sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus und verurteilten die Terroranschläge. Gleichzeitig mahnten sie zur Besonnenheit. So erklärte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Stephan Mayer: "Wir dürfen uns nicht von den Terroristen einschüchtern lassen, denn sonst haben sie gewonnen."
CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt sagte, die Attentate richteten sich "gegen Belgien, gegen Europa, gegen unsere freiheitlichen Werte". Dies sei "kein Grund für Hysterie, aber für uns ein Zeichen, weiter entschlossen gegen Terrorismus vorzugehen und unsere freiheitlichen Werte entschieden zu verteidigen".
Vorwürfe gegen Sicherheitsorgane Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, machte den Sicherheitsorganen der EU-Staaten nach den Anschlägen in Brüssel schwere Vorwürfe. "Es müssen nationale Egoismen und Eitelkeiten überwunden werden. Das muss man endlich anpacken", sagte Wendt dem Fernsehsender N24 am Dienstag.
Bereits nach den Anschlägen in Paris vom November sei stets von stärkerer europäischer Zusammenarbeit geredet worden. "Es dauert immer lange, bis man von den Erklärungen zur wirklichen Umsetzung kommt", klagte Wendt. Die EU-Polizeibehörde Europol müsse endlich mit mehr Geld und Personal ausgestattet werden.
Der EU-Abgeordnete Elmar Brok (CDU) nahm sich die Geheimdienste vor. Es müsse Schluss damit sein, dass "die Veranstaltung der Schlapphüte" ihre Informationen nicht richtig mit den Partnerländern austauschten, beklagte Brok. Er verlangte nach den Anschlägen in der belgischen Hauptstadt den vollständigen Informationsaustausch der Dienste.
EU-Ratspräsident Donald Tusk klassifizierte die Detonationen als terroristische Attacken. Er sei "entsetzt über die Bombenanschläge" am Flughafen von Zaventem und in einer U-Bahn-Station im Europaviertel, erklärte er.
Kontakt zum Autor: stefan.lange@wsj.com
DJG/stl/brb
(END) Dow Jones Newswires
March 22, 2016 13:08 ET (17:08 GMT)
Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 01 08 PM EDT 03-22-16

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!