08.10.2015 16:39:46
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UPDATE/Praet beunruhigt von Pessimismus im Euroraum
--Pessimismus steckt laut Praet hinter aktueller Wachstumsschwäche
--Unternehmen stellen sich womöglich schon auf künftig niedrigeres Wachstum ein
--EZB wird laut Praet gemäß ihrem Auftrag handeln
(NEU: Äußerungen des EZB-Chefvolkswirts bei einer Konferenz)
Von Hans Bentzien
MANNHEIM (Dow Jones)--Pessimismus über die langfristigen Wachstumsaussichten der Eurozone belastet nach Einschätzung von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet die konjunkturelle Erholung. So könnte sich Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung auf die Investitionsbereitschaft niederschlagen, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Mannheim bei einer Rede vor dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.
"Es gibt einen Widerspruch zwischen der Makro-Sicht, die auf eine hohe Arbeitslosigkeit verweist und allgemein unterausgelastete Kapazitäten und der Mikro-Sicht der Unternehmen, die sagen, unsere Maschinen laufen mehr oder weniger an der Kapazitätsgrenze", sagte Praet. Sollte das stimmen, dann hieße das, dass die Unternehmen ihre Investitionen bereits einem künftig schwächeren Wachstumsumfeld angepasst haben, fügte er hinzu.
Laut Praet ist nicht klar, ob der Euroraum bereits an diesem Punkt angekommen ist. "Es ist ein Risiko, das ich für substanziell halte, aber vielleicht sind wir auch schon da", sagte er. Aus einer solchen Situation sei nur schwer wieder herauszufinden.
In dem vorab verbreiteten Text seiner Rede, die der EZB-Chefvolkswirt allerdings nicht hielt, lobte er die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), weil diese zu einer konjunkturellen Stabilisierung beigetragen und den Regierungen Spielräume für die Umsetzung von Strukturreformen eröffnet habe.
Praet sagte zu, dass die EZB so lange die Nachfrage stützen werde, wie sich die Wirtschaft in einer schlechten zyklischen Verfassung befinde. Gegen die seit längerem sinkenden Wachstumserwartungen dagegen helfen laut Praet nur weitere Strukturreformen.
Praet verwies in seinem Redetext auf Strukturreformen, die bereits in Griechenland, Portugal, Spanien, Italien, Slowenien und Zypern ergriffen worden seien und die die Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder verbessert hätten. "Ist die Zeit, die wir diesen Ländern verschafft haben, gut genutzt worden? Meine Antwort ist ein bedingtes Ja", heißt es im Redetext.
Vor allem in Deutschland wird die Politik der Quantitativen Lockerung teilweise harsch kritisiert, weil viele Experten sie für schädlich und nutzlos halten. Seit März kauft die EZB monatlich Anleihen für 60 Milliarden Euro. Gleichwohl erwarten wegen der wieder rückläufigen Inflation - im September war sie sogar wieder leicht negativ - viele Ökonomen eine Ausweitung der vorläufig bis September 2016 laufenden Ankäufe. EZB-Chef Mario Draghi und Peter Praet haben ihre prinzipielle Bereitschaft hierzu schon mehrfach bekundet.
Bei seiner Rede in Mannheim gab Praet hierauf jedoch keine neuen Hinweise. Er sagte lediglich, die von den Schwellenländern herrührenden Wachstumsrisiken hätten etwas zugenommen, und die EZB werde tun, was zur Erfüllung ihres Preisstablitätsmandats notwendig sei.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/smh
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October 08, 2015 10:09 ET (14:09 GMT)
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