07.10.2016 14:32:51
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UPDATE/Regierung erwartet leicht höheres BIP-Plus für 2016
--Neue Prognose von 1,8 statt 1,7 Prozent
--2017 kalenderbereinigtes Wachstum von 1,6 Prozent
--Deutscher Export wächst nur moderat
(NEU: durchgehend mehr Details)
Von Christian Grimm und Stefan Lange
BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesregierung erwartet für dieses Jahr ein stärkeres Wirtschaftswachstum in Deutschland. Für 2016 hob sie die Prognose für den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 1,8 Prozent von zuvor 1,7 an. "Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft ist solide. Die deutsche Wirtschaft behauptet sich in einem außenwirtschaftlich sehr schwierigen Umfeld", sagte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am Freitag in Berlin.
Für das nächste Jahr rechnet die Regierung mit einem BIP-Plus von kalenderbereinigt 1,6 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte mehr als bisher. Ohne die Bereinigung wird das Wachstum 2016 nur 1,4 Prozent erreichen, weil das nächste Jahr drei Arbeitstage weniger hat als das laufende. Im Jahr 2018 wird die Wirtschaftsleistung nach der Schätzung von Gabriels Experten um 1,6 Prozent klettern.
Brexit im Fokus Zur Begründung für die vergleichsweise vorsichtige Prognose - sie liegt leicht unterhalb der Zahlen der führenden deutschen Wirtschaftsforscher von 1,9 Prozent - führte Gabriel unter anderem den geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU an.
Die Folgen der Brexit-Entscheidung seien in weiten Bereichen noch nicht absehbar, sagte Gabriel. Kurzfristig seien die konjunkturellen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft zwar begrenzt, aber der Brexit werde sich mittelfristig auch auf die Wirtschaftsbeziehungen auswirken. "Die Unwägbarkeiten sind gestiegen", sagte Gabriel. Die Regierung bleibe bei ihrer Projektion deshalb dem Vorsichtsprinzip treu.
Mehr Erwerbstätigkeit Für den Arbeitsmarkt wagte Gabriel eine günstige Prognose. Im Jahr 2018 werden demnach 44,3 Millionen Menschen erwerbstätig sein, 1,3 Millionen mehr als noch im Jahr 2015. Die Arbeitslosigkeit wird sich der Prognose zufolge bis zum Jahr 2018 auf 2,63 Millionen Personen einpendeln. Dies sind noch einmal etwa 160.000 Arbeitslose weniger als im Jahr 2015. "Vor dem Hintergrund der Zuwanderung ist dies keineswegs selbstverständlich", sagte Gabriel.
Die Lohn- und Gehaltsentwicklung sei besser als in den vergangenen Jahren, sagte Gabriel. Gute Löhne zahlten sich volkswirtschaftlich aus, weil unter anderem der Konsum angekurbelt werde.
Verhaltener Welthandel Der globale Ausblick in der Prognose geriet allerdings pessimistischer. "Der Welthandel expandiert deutlich verhaltener als noch vor der weltweiten Finanzkrise", schreibt das Wirtschaftsministerium. Dies bremse die deutschen Exportmöglichkeiten.
Für das laufende Jahr wird deshalb mit einem moderaten Zuwachs der Exporte von Waren und Dienstleistungen in Höhe von preisbereinigt 2,3 Prozent und im Jahr 2017 in Höhe von 2,1 Prozent gerechnet. "Vor dem Hintergrund etwas verbesserter weltwirtschaftlicher Perspektiven" wird für 2018 bei den Exporten eine Zunahme von 3,9 Prozent erwartet.
Bilanzüberschuss sinkt leicht Die Importe von Waren und Dienstleistungen werden laut Herbstprognose aufgrund der starken Inlandsnachfrage in den Jahren 2016 bis 2018 etwas kräftiger zunehmen als die Exporte. "Vom Außenhandel gehen daher im Projektionszeitraum rein rechnerisch per Saldo in etwa neutrale Impulse aus", schreiben die Experten des Wirtschaftsministeriums.
Der oft kritisierte deutsche Leistungsbilanzüberschuss wird der Prognose zufolge bis zum Jahr 2018 "vorwiegend wegen der relativ kräftigen Binnennachfrage" um 0,7 Prozentpunkte auf 8,2 Prozent in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt sinken.
Bei den Investitionen in Ausrüstungen rechnet die Bundesregierung für dieses Jahr mit nur verhaltenen Steigerungen voraussichtlich um 1,4 Prozent in diesem und um 0,7 Prozent im nächsten Jahr. "Mit den verbesserten Exportaussichten dürften im Jahr 2018 auch die Ausrüstungsinvestitionen um 2,9 Prozent etwas stärker anziehen", hieß es.
Bauindustrie als Motor Kräftige Impulse werden hingegen von der Bauindustrie erwartet. Die Bauinvestitionen werden der Prognose zufolge in diesem Jahr um 3,3 Prozent, 2017 um 2,7 Prozent und im Jahr 2018 um 3,5 Prozent zunehmen. Als Hauptwachstumstreiber werden die niedrigen Zinsen, die hohe Nachfrage nach Wohnungen und die zunehmenden öffentlichen Investitionen genannt. Die gewerblichen Bauinvestitionen werden sich den Experten zufolge weiterhin nur schwach entwickeln.
Die gesamtwirtschaftlichen Eckwerte der Herbstprojektion bilden die Grundlage für die Steuerschätzung vom 2. bis 4. November in Nürnberg. Als gemeinsamer Orientierungsrahmen dienen sie der Aufstellung der öffentlichen Haushalte von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen.
Kontakt zum Autor: stefan.lange@wsj.com
DJG/chg/stl/smh
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October 07, 2016 08:01 ET (12:01 GMT)
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