22.07.2013 19:51:33
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UPDATE: SAP bemüht sich um geräuschlosen Übergang an Führungsspitze
--Management betont lange Überleitungsphase
--Keine strategischen Veränderungen am Markt erwartet
--Aufsichtsrat soll auch künftig 16 Mitglieder umfassen
(NEU: Aussagen aus Telefonkonferenz, Analyst, Aktionärsschützer)
Von Ursula Quass und Sarah Sloat
Nach dem überraschend angekündigten Ausscheiden von Co-Vorstandschef Jim Hagemann Snabe aus der Führungsspitze von SAP bemüht sich der Softwarekonzern um einen geräuschlosen Übergang. Snabe, dessen Vertrag regulär erst 2017 ausgelaufen wäre, hatte am Wochenende seinen Wechsel von der Vorstandsspitze in den Aufsichtsrat des DAX-Unternehmens angekündigt. SAP-Mitgründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner spielte den Vorgang am Montag herunter: Snabe habe von Anfang an gesagt, dass er den Job des Co-CEO nur eine Zeit lang machen wolle, sagte Plattner in einer Telefonkonferenz.
"Rund vier Jahre" habe Snabe amtieren wollen. Wenn der 47-Jährige nun im Frühjahr aus dem Vorstand des DAX-Unternehmens ausscheide, würden es viereinhalb Jahre sein. Bis dahin habe der Manager noch zehn Monate Zeit, um den Übergang zu gestalten, sagte Plattner. Snabe selbst betonte ebenfalls, sein geplantes Ausscheiden sei kein abrupter Wechsel, sondern bedeute eine lange Überleitungsphase.
SAP hatte Snabe und Bill McDermott Anfang Februar 2010 zu Co-Chefs ernannt. Snabe arbeitet seit 1990 bei SAP, vor dem Wechsel an die Führungsspitze leitete er die Produktentwicklung. "Nach über 20 Jahren bei der SAP habe ich entschieden, einen neuen beruflichen Lebensabschnitt zu beginnen, der es mir erlaubt, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen", erklärte Snabe in einer Pressemitteilung des Konzerns. In der Telefonkonferenz fügte er hinzu, sein Herz brenne für SAP und werde dies auch künftig tun.
Nach dem Ausscheiden von Snabe aus dem Vorstand wird McDermott alleiniger Vorstandschef. Dies kommt überraschend, denn erst Anfang Juli hatte Snabe in einem Zeitungsinterview die Doppelspitze noch verteidigt. Er werde im Amt bleiben, so lange er dem Unternehmen einen Mehrwert bringe und SAP erfolgreicher machen könne, sagte er damals. Gefragt, warum er nun doch seinen Hut als CEO nehmen wolle, sagte Snabe, er wolle dies in einem Moment der Stärke von SAP tun.
Die beiden Spitzenmanager haben sich bisher um verschiedene Aufgabenbereiche gekümmert: Der Amerikaner McDermott übersah den massiven Vertrieb, während Snabe die Produktentwicklung verantwortete. Snabe lebt in Dänemark, während der 51-jährige McDermott am US-Hauptsitz von SAP in Philadelphia arbeitet. Als alleiniger Vorstandschef wolle er aber mehr Zeit in Deutschland verbringen und auch seine Deutschkenntnisse verbessern, sagte McDermott nun.
Snabe will nach der nächsten Hauptversammlung des Unternehmens im Mai 2014 aus dem Vorstand ausscheiden. Er wird dort laut Plattner "seine Erfahrung und Energie" in den Aufsichtsrat einbringen. Die Aktionäre müssen dem Vorschlag allerdings noch zustimmen.
Da ein Wechsel direkt aus dem Management in den Aufsichtsrat den Regeln der guten Unternehmensführung nicht entspricht, findet der geplante nahtlose Wechsel Snabes auch Kritik. So bezeichnete etwa Commerzbank-Analyst Thomas Becker den Schritt unter Corporate-Governance-Gesichtspunkten als "nicht besonders glücklich". Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger stellte sich sogar "strikt" dagegen.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) begrüßte aber, dass mit Snabes neuer Rolle Know-how im Unternehmen gehalten werde. Der Personalie steht ohnehin nichts im Wege. Mindestens 25 Prozent der Anteilseigner müssen den Plan befürworten. Da fast 23 Prozent der Anteile in der Hand von Plattner und den beiden SAP-Mitgründern Klaus Tschira und Dietmar Hopp liegen, ist dies keine große Hürde. An der Größe des 16 Mitglieder umfassenden Kontrollgremiums soll sich nichts ändern. Sollte Snabe in den Aufsichtsrat gewählt werden, wird ein anderes Mitglied ausscheiden.
Am Aktienmarkt wurde die Veränderung an der Unternehmensspitze gelassen gesehen. "Ich glaube nicht, dass es größere strategische Veränderungen oder Verwerfungen geben wird", sagte Analyst Becker. Zwar rücke der Schwerpunkt von SAP, wie von einigen Aktionären auf der Hauptversammlung kritisiert, weiter in die USA. Konkret auf das Geschäft werde sich das aber nicht auswirken: "Deswegen wird kein Deal mehr oder weniger abgeschlossen werden."
Vergangene Woche hatte der Softwarekonzern, der grundlegende Finanz-, Logistik- und Personalsoftware für große Unternehmen herstellt, seine Zweitquartalsergebnisse veröffentlicht und die Umsatzprognose wegen der schwachen Nachfrage in Asien und dem rasanten Wandel der IT-Branche zu Cloud-Lösungen gekürzt.
Zwischen 2009 und 2012 hatte SAP seinen Umsatz von 11 Milliarden auf 16,2 Milliarden Euro gesteigert. Der Kurs der SAP-Aktie ist seit der Etablierung der Doppelspitze von rund 30 auf derzeit gut 55 Euro gestiegen. Zuletzt hatte das erfolgsverwöhnte Unternehmen die hohen Erwartungen am Markt aber nicht mehr erfüllen können.
Kontakt zur Autorin: ursula.quass@dowjones.com
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July 22, 2013 13:21 ET (17:21 GMT)
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