24.11.2006 18:58:00

UPDATE2: Scania lehnt MAN-Offerte ab und beendet Fusionsgespräche

   (NEU: Dividendenankündigung von Scania, Schlusskurse, Analystenkommentar)

   Von Matthias Krust

   Dow Jones Newswires

   MÜNCHEN/SÖDERTÄLJE (Dow Jones)--Die vom deutschen Nutzfahrzeughersteller MAN AG angestrebte Übernahme des schwedischen Konkurrenten Scania AB bleibt eine Hängepartie mit ungewissem Ausgang. Der Scania-Board hat am Freitag die Offerte der Münchener formal als zu gering zurückgewiesen. Die Fusionsgespräche seien vergangene Woche beendet worden, und es sei nicht beabsichtigt, die Diskussion wieder aufzunehmen, so ein Board-Mitglied. "Die Ablehnung ist für uns keine Überraschung," sagte daraufhin ein MAN-Sprecher zu Dow Jones Newswires. MAN sei aber weiter für Gespräche mit Scania offen.

   Der Münchener Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern hatte bis zuletzt auf einvernehmliche Verhandlungen mit den schwedischen Großaktionären und dem Scania-Management gehofft. Sowohl das Scania-Management als auch der zweitgrößte Aktionär Investor AB haben die gebotenen 475 SEK bzw 51,29 EUR pro Aktie bereits mehrfach als nicht ausreichend bezeichnet. Nach der Mitteilung von Scania erklärte die Investmentgesellschaft, sie unterstütze die Position von Scania. Insgesamt bewertet die Offerte den schwedischen Lkw-Hersteller mit Sitz in Södertälje mit 10,3 Mrd EUR.

   Der Aktienmarkt reagierte auf die Ankündigung mit Verkäufen der MAN-Papiere. Die Titel gingen mit einem Minus von 2,2% bei 69,94 EUR aus dem Handel. Scania schlossen in Stockholm 1,5% höher bei 488 SEK.

   Scania wirbt unterdessen weiter um das Vertrauen ihrer Aktionäre als eigenständiges Unternehmen und stellte eine kräftig erhöhte Ausschüttung von Barmitteln für das kommende Jahr in Aussicht. Der Board des Unternehmens teilte mit, zuversichtlich zu sein, im kommenden Jahr rund 10 Mrd SEK an die Aktionäre ausschütten zu können. Dies entspreche inklusive der regulären Dividende rund 50 SEK je Aktie. Für 2005 hatte Scania eine Dividende von 15 SEK je Aktie gezahlt.

   Im Zuge der Abwehr des unerwünschten Gebots hatte der schwedische Lkw-Hersteller bereits zuvor die Zahlung einer Sonderdividende von bis zu 35 SEK in bar bzw insgesamt 7 Mrd SEK angekündigt. Das Scania-Board-Mitglied sagte, mit der in Aussicht gestellten Ausschüttung von bis zu 17 Mrd SEK wolle das Unternehmen seinen Aktionären und dem Markt zeigen, dass es seine Barmittel nicht horten wolle.

   MAN hatte angesichts der möglichen Sonderdividende als Abwehrmaßnahme bereits angekündigt, ihre Offerte entsprechend anzupassen. "Im Falle einer Sonderausschüttung verringert sich der Angebotspreis automatisch um diesen Betrag", hatte ein MAN-Sprecher zu Dow Jones Newswires gesagt. Dies sei in der Offerte bereits berücksichtigt worden.

   Analysten werteten die nun angekündigte Dividende von 10 Mrd SEK für 2007 als "Signal" an den MAN-Konzern, dass dieser sein Gebot anheben muss, sagt Henrik Breum, Analyst bei der Danske Bank. Eine größere Dividende könnte Scania als eigenständiges Unternehmen aus Investorensicht attraktiver machen. Zwar riskiere Scania eine mögliche Herabsetzung ihres Investment-Grade-Ratings, er könne aber verstehen, dass die Dividende eine Verteidigung gegen eine niedrige Offerte ist, so der Danske-Bank-Analyst.

   Die Schlüsselrolle in dem Übernahmepoker liegt allerdings nach wie vor bei der Volkswagen AG, die bei beiden Nutzfahrzeugherstellern jeweils der größte Einzelaktionär ist. Der Aufsichtsrat des Wolfsburger Automobilkonzerns hat sich vor kurzem wiederholt für ein friedliches Zusammengehen der beiden Unternehmen ausgesprochen, dabei allerdings weitgehend offen gelassen, was passieren soll, falls dies nicht gelingt.

   Immerhin hat das Kontrollgremium ein eventuelles Gegenangebot von Scania für MAN abgelehnt. Gleichzeitig war klargestellt worden, dass Volkswagen erst dann die eigenen Scania-Anteile an MAN überträgt, wenn die Münchener zuvor mindestens 56,01% der Stimmrechte und mindestens 71,31% des Kapitals erhalten haben. Damit müssten die Anteile der Private-Equity-Gesellschaft Investor sowie der Industriellenfamilie Wallenberg über verschiedene Stiftungen MAN angedient werden. Beide Aktionäre haben ihre Interessen offiziell gepoolt und verfügen über 36,6% der Scania-Stimmrechte.

   Der Münchener DAX-Konzern hält bereits 14,5% der Stimmrechte und 11,6% des Kapitals. VW verfügt über 34% der Scania-Stimmrechte und über rund 20% der MAN-Stammaktien. "Im Falle eines erkennbaren erfolglosen Verlaufs des Angebots behält sich Volkswagen alle alternativen Möglichkeiten vor", hatte der Aufsichtsrat vor kurzem mitgeteilt.

   Volkswagen hingegen befindet sich nach dem Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Bernd Pischetsrieder zum Jahresende selbst im Umbruch. Sein designierter Nachfolger, der derzeitige Audi-Verantwortliche Martin Winterkorn, hat sich bisher noch nicht zu dem Thema geäußert. Ursprünglich wollte VW nach einem Zusammenschluss von MAN und Scania in einem zweiten Schritt das eigene brasilianische Lkw-Geschäft einbringen und eine Vertriebskooperation im Transportergeschäft vereinbaren.

   Durch den Zusammenschluss von MAN und Scania würde der größte Nutzfahrzeughersteller in Europa entstehen. Weltweit wäre das Unternehmen an dritter Stelle.

   Webseite: http://www.man.de

   http://www.scania.com

   http://www.volkswagen-ag.de

   http://www.investorab.com

   -Von Matthias Krust, Dow Jones Newswires, +49 (0)711 22874 12,

   matthias.krust@dowjones.com

   DJG/mtk/abe

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   November 24, 2006 12:56 ET (17:56 GMT)

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