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22.07.2016 23:18:47

UPDATE2/Terrorverdacht in München nach Schießerei mit acht Toten

   -- Mindestens acht Menschen getötet bei Schießerei in Münchner Einkaufszentrum

   -- Aktuell keine Hinweise auf einen islamistischen Anschlag

   (NEU: Weitere Erkenntnisse der Polizei)

   MüNCHEN (AFP)--Bei einer Schießerei in einem Münchner Einkaufszentrum sind mindestens acht Menschen getötet und weitere verletzt worden. Die Polizei sprach von einem "Terrorverdacht", die Hintergründe der Tat blieben aber zunächst offen. Hinweise auf einen islamistischen Anschlag gab es bisher nicht. Die bis zu drei Täter flohen bewaffnet vom Tatort, die Polizei warnte die Bevölkerung im gesamten Stadtgebiet vor dem Aufenthalt im Freien.

   Nach Polizeiangaben meldeten Zeugen gegen 17.50 Uhr eine Schießerei in einem McDonalds-Schnellrestaurant, die sich danach in das Olympia Einkaufszentrum (OEZ) verlagerte. Dies ist eines der größten Münchner Einkaufszentren mit einer Vielzahl an Läden. Zeugen berichteten laut Polizei von drei Menschen mit Schusswaffen, die dort unterwegs waren. Die Täter konnten demnach unerkannt fliehen.

   Die Lage blieb auch mehrere Stunden nach der Tat unübersichtlich. Ein Polizeisprecher am Tatort räumte Unklarheiten bei der genauen Faktenlage ein. So relativierte er die Zahl der Täter und sprach von "bis zu drei" Tätern. Diese sollen mit Langwaffen bewaffnet sein. Die Angaben beruhten auf Zeugenaussagen.

   Unter anderem auf Grund der Zeugenaussagen und der Tatumstände bestehe der "Terrorverdacht", sagte der Polizeisprecher am Tatort. Es gebe "aktuell" aber keine Hinweise auf einen islamistischen Anschlag.

   Im Internet kursierten mehrere von Zeugen aufgenommene Videos vom Tatort. Ein Film zeigte einen Mann, der vor dem McDonalds-Restaurant eine Vielzahl von Schüssen abgibt. Ein anderes Video zeigte einen Mann, der bewaffnet auf einem Parkdeck eines Parkhauses des OEZ herumlief. Ob es verschiedene Männer sind, blieb allerdings zunächst unklar.

   Das öffentliche Leben in München kam in kürzester Zeit völlig zum Erliegen. "Meidet die Öffentlichkeit", forderte die Polizei die Bewohner auf. Es wurde eine Amoklage ausgerufen. Der öffentliche Nahverkehr wurde eingestellt, der Hauptbahnhof geräumt und nicht mehr angefahren.

   In zeitlicher Folge der Schießerei gab es eine Vielzahl von Berichten über Schüsse im gesamten Stadtgebiet. Diese bestätigten sich aber nach Angaben der Polizei zunächst nicht. Ein Sprecher begründete die Notrufe mit der angespannten Situation. "An vielen Orten ist Panik." Im Stadtgebiet waren über lange Zeit an vielen Stellen Martinshörner von Polizeiwagen zu hören, Hubschrauber kreisten über der Stadt.

   Ein Polizeisprecher sprach von einem der herausforderndsten Einsätze der vergangenen Jahrzehnte. Die Ermittler riegelten das Einkaufszentrum großräumig ab. Dieses liegt in der Nähe des Mittleren Rings, einer der wichtigsten Straßenverbindungen. Fahndungsmaßnahmen liefen aber im gesamten Stadtgebiet und darüber hinaus. Der Münchner Flughafen blieb geöffnet, Fluggäste wurden aber aufgefordert, sich über den Status ihres Fluges zu informieren. Außerdem fuhren keine S-Bahnen mehr zum zweitgrößten deutschen Airport.

   Nach Angaben der Polizei sind die Ermittler mit allen verfügbaren Einsatzkräften mit Unterstützung von Spezialeinheiten, der Bundespolizei und Polizeikräften aus den Nachbargemeinden im Einsatz. Auch die Spezialeinheit GSG9 war im Einsatz.

   Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) brach wegen der Schießerei einen Aufenthalt in den USA umgehend ab. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) kehrten zu einer Krisensitzung in die Münchner Staatskanzlei zurück.

   Die Bundesregierung erklärte in einer ersten Reaktion, ihre Gedanken sei bei den Opfern des schrecklichen Angriffs. "Bitte haben sie Verständnis dafür, dass wir keine voreiligen Stellungnahmen und Spekulationen abgeben wollen und können."

   US-Präsident Barack Obama sagte unmittelbar nach der Schießerei die Hilfe seines Landes zu. Er ließ sich über die Ereignisse in München auf dem Laufenden halten. "Deutschland ist einer unserer engsten Verbündeten, also bieten wir all die Unterstützung an, die sie bei der Bewältigung dieser Lage nötig haben können", sagte Obama. Der französische Präsident François Hollande richtete eine "persönliche Unterstützungsbotschaft" an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), wie in Paris mitgeteilt wurde.

   Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/kla

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