06.11.2012 22:52:31
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US-WAHL/ROUNDUP 2: Amerika wählt - Leichter Vorsprung für Obama in Umfragen
WASHINGTON (dpa-AFX) - Zittern bei Demokraten und Republikanern: Nach 17 Monaten Wahlschlacht bestimmt die USA ihren Präsidenten. Das Ergebnis wurde für Mittwoch früh (Ortszeit) erwartet. Der demokratische Amtsinhaber Barack Obama (51) ging am Dienstag mit leichtem Vorsprung in den meisten Meinungsumfragen in die Entscheidung. Sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney (65) konnte sich dennoch Chancen ausrechnen, da die Erhebungen äußerst knapp waren. Beide Kandidaten bereiteten sich daher nach Medienberichten auch auf eine lange Wahlnacht und auf einen möglichen langwierigen Streit um Abstimmungsergebnisse vor.
Ab Mitternacht MEZ schließen die ersten Wahllokale. Mit dem Ergebnis wurde frühestens am Mittwochmorgen gerechnet. Entscheidend war, wie sich die Kandidaten in den sogenannten Swing States mit ihren Wechselwählern schlugen. Hier sahen die Meinungsforscher Obama im Vorteil, während der Demokrat und der Republikaner US-weit gleichauf lagen. Nach dem US-Wahlrecht entscheiden aber die Siege in den einzelnen Staaten darüber, wer Präsident wird. Daher galt es auch als möglich, dass Romney national die meisten Stimmen erhält, aber trotzdem die Wahl verliert.
146 MILLIONEN REGISTRIERTE WÄHLER
Wahlberechtigt waren nach Angaben der Webseite statisticbrain.com 206 Millionen US-Bürger, 146 Millionen hatten sich als Wähler registrieren lassen. Bei der Wahl 2008 hätten 131 Millionen Amerikaner ihre Stimme abgegeben.
Obama hatte schon vor knapp zwei Wochen in seiner Heimatstadt Chicago gewählt. Er war der erste Amtsinhaber, der vor dem eigentlichen Wahltag seine Stimme abgab. Romney stimmte am Dienstagmorgen im Bostoner Vorort Belmont ab, wo die Familie seit Jahren lebt. Er fühle sich "sehr, sehr gut", sagte Romney. Auch Obama erklärte, er erwarte eine "gute Nacht" für die Demokraten.
KAMPF BIS ZUM SCHLUSS
Bis zum Schluss kämpften beide Kandidaten mit aller Härte um unentschiedene Wähler. Obama wurde nicht müde, Romney als Anwalt der Reichen zu brandmarken. Romney prangerte das Versagen des Demokraten in der Wirtschaftspolitik angesichts hoher Arbeitslosigkeit und schwacher Konjunktur an.
Der Republikaner setzte sogar noch am Wahltag seine Kampagne fort: Er reiste in die heiß umkämpften Staaten Ohio und Pennsylvania. Obama würdigte den Einsatz seines Kontrahenten. Er gratulierte Romney zu dessen "schwungvollem Wahlkampf" und einem "hart umkämpften Rennen". Allerdings hatte Romney laut Umfragen bis zuletzt Schwierigkeiten, eine landesweite Wechselstimmung zu entfachen. Auch eigene Parteifreunde warfen ihm vor, im Wahlkampf klare Positionen gemieden zu haben.
DREI MILLIARDEN Dollar IN WAHLKAMPF GESTECKT
Schätzungsweise drei Milliarden Dollar (knapp 2,35 Mrd Euro) dürften beide Kontrahenten in die als Schicksalswahl beschworene Auseinandersetzung gesteckt haben.
In der jüngsten Umfrage der "Washington Post" und des Senders ABC erreichte Obama zwar erstmals seit Anfang Juli landesweit wieder 50 Prozent der Stimmen, während Romney nur auf 47 Prozent kam. Doch war das Ergebnis - wie derzeit bei zuletzt nahezu allen Umfragen - anfällig für statistische Fehler.
LANGE SCHLANGEN VOR DEN LOKALEN
Die US-Bürger strömten vielerorts zur Wahl. Am Dienstagmorgen (Ortszeit) bildeten sich teils lange Schlangen vor den Lokalen, so auch in Hoboken im US-Bundesstaat New Jersey. Diese Gegend war von Wirbelsturm "Sandy" stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Das überzeugende Auftreten Obamas als Krisenmanager während der "Sandy"-Katastrophe werteten viele Kommentatoren als Plus für den Präsidenten in den letzten Tagen des Wahlkampfs.
Menschen, die wegen der Sturm- und Flutschäden ihr Haus verlassen mussten, dürfen auf Anweisung von Gouverneur Chris Christie per E-Mail oder Fax wählen. Im benachbarten New York City gaben die Bürger ihre Stimme teils in Zelten ab, etwa in der von "Sandy" schwer getroffenen Küstenregion Rockaway. In den meisten Stadtteilen New Yorks lief die Wahl jedoch normal ab. Es gab Strom, und die U-Bahnen und Busse fuhren wieder auf den meisten Strecken.
KONGRESSWAHL
Auch Florida und Ohio verzeichneten einen starken Wähler-Andrang. Im Sonnenschein-Staat mussten Bürger an manchen Orten drei Stunden warten, bis sie ihre Stimme abgeben konnten.
Gewählt wurde auch der Kongress: alle 435 Abgeordneten und rund ein Drittel des 100-köpfigen Senats. Es wurde damit gerechnet, dass die Republikaner ihre Mehrheit im Abgeordnetenhaus und die Demokraten die Führung im Senat behalten. Einem Präsidenten macht diese Machtverteilung das Leben nicht leichter.
ERSTMALS PATT IN DIXVILLE NOTCH
Traditionell lagen schon zwei Ergebnisse aus dem Bundesstaat New Hampshire früh vor. Im Ort Hart's Location trug Obama - wie vor vier Jahren - einen ersten Erfolg davon: 23 Bewohner stimmten für ihn, neun für Romney. Unentschieden endete das Rennen im Dorf Dixville Notch nahe der kanadischen Grenze: Auf je fünf Stimmen kamen die Kandidaten. Erstmals in der Geschichte kam es dort zu einem Patt. 2008 ging Dixville Notch noch mit 15 zu 6 an Obama. Offiziell begann der Wahltag um fünf Uhr morgens Ortszeit (11.00 Uhr MEZ) im Bundesstaat Vermont.
Ein heiserer Obama rief seine Anhänger bei einer Abschlusskundgebung auf, nicht nachzulassen. "Es kommt jetzt auf jeden von uns als Bürger an", sagte er am späten Montagabend (Ortszeit) in Des Moines in Iowa. Den Wahltag verbrachte Obama in seiner Heimatstadt Chicago.
US-BOTSCHAFTER: 'MEIN HERZ IST FÜR OBAMA'
Romney rief die Wähler in Manchester (New Hampshire) auf, die vierjährige Amtszeit Obamas kritisch zu prüfen. "Der Präsident hat "Change" versprochen, aber der Wandel wird nicht an Reden gemessen", sagte Romney. "Er wird an Ergebnissen gemessen." Romney wollte die Wahlergebnisse am Abend in Belmont verfolgen.
Der US-Botschafter in Berlin hofft auf einen erneuten Wahlsieg des amtierenden Präsidenten Barack Obama. "Mein Herz ist für Obama, keine Frage", sagte Philip Murphy am Dienstagabend auf einer Wahlparty in Berlin der Nachrichtenagentur dpa. In Deutschland können 158.700 US-Bürger ihre Stimme abgeben. Zu den etwa 93.700 wahlberechtigten US-Bürgern kommen weitere 50.000 in Deutschland stationierte US-Soldaten und 15.000 amerikanische Zivilangestellte. In der Regel haben die Auslands-Amerikaner per Briefwahl abgestimmt./rom/DP/he
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