10.03.2014 18:48:35
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Vodafone-Chef Colao: Netzneutralität darf keine Religion sein
Von Archibald Preuschat
HANNOVER--Für den Chef des Telekommunikationskonzerns Vodafone, Vittorio Colao, ist Netzneutralität "keine Religion". "Wenn Sie in einem selbstfahrenden vernetzten Auto sitzen, wollen Sie doch auch, dass ihre Daten Vorrang vor Facebook haben," sagte Colao am Montag vor Journalisten auf der CeBIT in Hannover.
Gerade in Deutschland ist Netzneutralität ein sensibles Thema. Colao kann ihr durchaus positive Seiten abgewinnen: "Netzneutralität ist eine gute Sache, wenn es um den diskriminierungsfreien Zugang zum Netz geht", sagte der Chef des weltweit zweitgrößten Mobilfunk-Unternehmens. Netzneutralität sei dagegen eine weniger gute Sache, wenn es nicht möglich sei, zu segmentieren, also einigen Diensten und Anbietern - auch gegen Bezahlung - Priorität beim Datenverkehr zu bieten. Südeuropäische Länder seien seinem Ansatz gegenüber aufgeschlossener, sagt der Italiener.
Colao will Vodafone nicht auf die Rolle als Mobilfunkunternehmen beschränkt sehen. In Deutschland hat Vodafone jüngst den Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland gekauft und dafür inklusive Schulden rund 10 Milliarden Euro hingeblättert. Dem Management von Kabel Deutschland will Colao in dieser Woche einen Besuch abstatten. Es soll künftig die Vodafone-Festnetzaktivitäten leiten - "in Deutschland und möglicherweise auch außerhalb Deutschlands." Einen Kommentar zum spanischen Kabelnetzbetreiber Ono, auf den Vodafone auch ein Auge geworfen hat, verkniff Colao sich aber.
Deutschland, schon seit jeher der größte Markt des britischen Konzerns, bezeichnet der Vodafone-Chef als Blaupause. Deutschland sei innerhalb des Vodafone-Konzerns immer ein bis zwei Jahre vor anderen Landesgesellschaften, sagt Colao.
Sein Statthalter Jens Schulte-Bockum dürfte das gerne gehört haben - ebenso Colaos Eingeständnis, in der Vergangenheit zu viel Geld in die neuen LTE-Netze gepumpt und die Netze der zweiten und dritten Generation vernachlässigt zu haben. Das kostete Vodafone hierzulande viel Reputation und Kunden, die schlechte Netzqualität nicht hinnehmen wollten. Nun steckt Vodafone Milliarden in den Ausbau der deutschen Netze.
Schulte-Bockum will der Vodafone-Chef Zeit geben, das Geschäft zu drehen. Erste Ergebnisse zeichnen sich bereits ab. "Es ist eine langfristige Herausforderung", sagte Colao. Er habe kein Problem damit, in Deutschland die Nummer zwei zu sein. Die Deutsche Telekom sei ein hervorragendes Unternehmen, sagte Colao und fügte hinzu: "Das habe ich vor 15 Jahren in Italien auch gesagt, heute sind wir dort die Nummer eins."
Den Vorwurf, Vodafone habe zu lange die Mobilfunkkarte gespielt, während die Deutsche Telekom schon am paneuropäischen All-IP-Netz arbeitet, das die Grenzen zwischen Festnetz und Mobilfunk verschwinden lässt, will der Vodafone-Chef aber nicht gelten lassen: "Jedes Unternehmen hat seine Stärken und seine Schwächen."
Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com
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March 10, 2014 13:17 ET (17:17 GMT)
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