30.04.2015 12:59:00

Volksbanken und Bund in ÖVAG-Bad-Bank gleich große Aktionäre

An der im Juli entstehenden ÖVAG-Bad-Bank Immigon haben die Volksbanken nicht mehr die Mehrheit. Die Volksbanken werden von ihren jetzt 51,6 Prozent ein Paket von rund 9 Prozent abstoßen und so anteilsmäßig mit der Republik Österreich gleichziehen. Der Bund hält seit der Rettungsaktion von 2012 einen Anteil von 43,3 Prozent an der ÖVAG. Die wird Ende Juni zerschlagen.

Die Volksbanken scharen sich künftig um die Volksbank Wien-Baden als neues Zentralinstitut. Sie müssen zugleich ihre gemeinsame Mehrheit an der ÖVAG bzw. dann Immigon bilanziell beenden. An wen die 9 Prozent abgegeben werden, ist noch nicht bekannt. Der künftige Miteigentümer der Bad Bank kann aus dem Kreis von Notaren, Anwälten oder Wirtschaftstreuhändern stammen, hieß es am Mittwochabend vor Journalisten in Wien. Was dann bei der Liquidation der ÖVAG erlöst wird, soll an den Bund weiterfließen.

Mit der ÖVAG-Zerschlagung und dem Übertrag ihrer Spitzeninstitutsfunktionen auf Wien-Baden ändern sich die Anteile nicht nur in der künftigen Bad Bank. Auch in der Volksbank Wien-Baden verschieben sich Eigentumsanteile: Dort wird der Volksbankensektor künftig rund 80 Prozent (bisher 70) halten, die Genossenschaften von Baden und Gärtnerbank werden von 30 Prozent auf zusammen etwa 20 Prozent verwässert.

Es steht jetzt eine Kapitalerhöhung bei der Volksbank Wien-Baden an. Es geht um 120 Mio. Euro. Die werden von den Volksbanken aufgebracht. Mit etwa einem Prozent wird wegen der ÖVAG-Teilbetriebsübertragung auch der Bund in der neu formierten Volksbank Wien-Baden drin sein. Aktuell ist die Volksbank Wien-Baden mit 180 Mio. Euro bewertet. Diese Bank ist ab Sommer nicht nur die mit Abstand größte regionale Volksbank, sondern anstelle der bisherigen ÖVAG ab 4. Juli das neue zentrale Spitzeninstitut.

Bis November 2016 werden noch sechs Primärbanken (die Volksbanken Ost, NÖ Süd, Weinviertel, Obersdorf/Wolkersdorf, Marchfeld und Südburgenland) mit 1,8 Mrd. Euro Bilanzsumme in die Volksbank Wien-Baden hineinfusioniert. Sie hat dann 13,3 Mrd. Euro Bilanzsumme.

Bis Ende 2016 sollen alle bisher rund 40 lokalen Volksbanken auf acht regionale Landesbanken in Österreich zusammenfusionieren, es gibt laut Volksbank-Wien-Baden auch drei Spezialinstitute. Sie alle sollen mit der Volksbank Wien-Baden in einen weitaus strengeren Haftungsverbund eingespannt werden. Auch die Vertriebssteuerung ist zentral. Es gibt ähnlich wie bei der Erste Group eine Gruppenbilanz. Damit bilanziert sich die Volksbank Wien-Baden Kapitalteile der regionalen Banken dazu. Am Ende steht mit der neuen Konstruktion eine Institution mit rund 30 Mrd. Euro Bilanzsumme.

Man werde eine der wenigen 30-Milliarden-Euro-Banken sein, die kein Osteuroparisiko habe, ein verschwindendes Fremdwährungsrisiko, von Wertberichtigungsbedarf befreit und ohne exotische strukturierte Papiere, befand der Volksbank-Wien-Baden-Aufsichtsratschef Leo Chini. Weil der Status der Krisenbank wegfällt, den jetzt die ÖVAG noch hat, hofft Chini, dass die EZB die Kapitalquotenvorgaben für die neue Verbundbank nicht so hoch ansetzt wie bisher (in alter Struktur) angekündigt.

Wie 120 andere Banken in der Eurozone mit mehr als 30 Mrd. Euro Bilanzsumme wird die neue Volksbankgruppe von der Europäischen Zentralbank (EZB) direkt beaufsichtigt, als systemrelevante Bank, wie die Bankführung betont.

Der Bund verlangt von den Volksbankern 300 Millionen Euro zurück, die von einem staatlichen Krisen-Kapitaleinschuss (Partizipationskapital) aushaften. "Sofern es die Situation pro futuro zulässt, und davon gehe ich aus, werden wir die 300 Millionen in einer heute noch nicht genau bestimmbaren Zeit zurückführen, weil auch gewinnabhängig", formuliert Chini. Es komme da auch auf die Kapitalvorgaben an. Fallen sie höher aus, müsse mehr Gewinn einbehalten (thesauriert) werden.

Geführt wird die Volksbank Wien-Baden künftig von einem Dreiervorstand unter Vorsitz des bisherigen Salzburger-Sparkassen-Chefs Gerald Fleischmann. Seit 1. April ist der frühere Volksbank-Kufstein-Kitzbühel-Vorstand Wolfgang Schauer schon im Amt. Wie bisher im Vorstand bleibt Josef Preissl. Aufsichtsratschef Chini spricht von einem völlig neuen Team, weil man "einen neuen Marktauftritt nicht fundiert darstellen kann, wenn das eine ÖVAG II ist." Der alten Zentrale war aus dem Westen auch eine Wien-Lastigkeit vorgeworfen worden.

In den nächsten Jahren sollen Synergien aus dem neuen Verbund gehoben werden, die Fusionen heißen auch Personalabbau. Bis Ende Juni müssen alle Bewilligungen und Zulassungen eingeholt werden, was folgt sei ein Knochenjob, so Vorstand Preissl. Die Schlagzeilen um die ÖVAG haben den Namen "Volksbank" belastet. Trotzdem seien die Kunden vor Ort sehr treu geblieben. Beim Neo-Spitzeninstitut sieht man die Zukunft der "vor Ort maximal selbstständigen" Volksbanken im Geschäft mit dem Mittelstand, mit Freiberuflern und den Privatkunden. Österreich sollte als Markt aber genügen.

(Schluss) rf/snu

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