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25.05.2016 22:30:47

VW/Renschler sieht MAN-Scania-Kooperation auf gutem Weg

   (Wiederholung)

   Von Ilka Kopplin

   STOCKHOLM (Dow Jones)--Volkswagens oberster Lastwagen-Manager Andreas Renschler sieht die bessere Kooperation zwischen den Schwestermarken Scania und MAN auf gutem Weg. Man habe im vergangenen Jahr das Geschäft völlig neu aufgestellt und auch geschaut, welche Projekte weiteres Potenzial hätten. "Und dabei haben wir ein sehr realistisches langfristiges Synergiepotenzial von bis zu 1 Milliarde Euro pro Jahr identifiziert", sagte der Manager auf einer Abendveranstaltung mit Journalisten in Stockholm.

   Im vergangenen Jahr habe man viel erreicht. "Wir haben unsere Prozesse und Gremien vom Pkw-Geschäft entkoppelt. Damit sind wir branchenspezifischer, schneller und flexibler geworden", sagte er. Zudem habe man die Gruppe als Matrixorganisation aufgebaut, sodass die Abteilungen Finanzen, Einkauf, Forschung und Entwicklung sowie Personal als Querschnittsfunktionen markenübergreifend die Zusammenarbeit der einzelnen Bereiche koordinierten.

   Der Ex-Daimler-Manager ist seit rund einem Jahr bei Volkswagen und soll die Nutzfahrzeug-Sparte im Volkswagen-Konzern auf Vordermann bringen. Dafür hatte VW eigens eine Truck-Holding gegründet, in der das Nutzfahrzeuggeschäft gebündelt wurde. Denn bisher lief die Kooperation der beiden Marken recht schleppend. Lediglich wenige Projekte sind bekannt, darunter eine Zusammenarbeit bei Getrieben. Eine gemeinsame Fahrzeugarchitektur, wie sie im Pkw-Bereich längst üblich ist, gibt es nicht. Bisher beliefen sich die Synergien deshalb lediglich auf einen gemeinsamen Einkauf, der jährlich rund 200 Millionen Euro einsparte.

Gemeinsamer Antriebsstrang "bereits aufgesetzt" Das soll sich nach dem Willen Renschlers künftig jedoch ändern. Weitere kurz- und mittelfristige Projekte seien "auf dem Schirm", beispielsweise eine gemeinsame Überseelogistik oder IT-Systeme, sagte er. "Langfristig sind der gesamte Antriebsstrang als Haupt-Kostentreiber sowie strategische Module von Lkw und Bussen für unsere gemeinsame Entwicklung relevant", sagte Renschler. Die entsprechenden Projekte seien "bereits aufgesetzt".

   Rein operativ sieht das Geschäft von Scania dabei deutlich besser aus als das von MAN. Die schwedische VW-Marke lieferte im vergangenen Jahr 77.000 Fahrzeuge aus und erzielte dabei eine operative Marge von 9,8 Prozent. MAN lieferte 102.000 Einheiten aus, kam jedoch nur auf eine mickrige Rendite von 2,0 Prozent. Darin enthalten ist jedoch auch das Ergebnis aus der zweiten Sparte Power Engineering, in der unter anderem große Motoren hergestellt werden, die auf eine Marge von 7,5 Prozent kam. Im reinen Fahrzeuggeschäft fiel sogar eine Negativmarge von 1,0 Prozent an. MANs europäisches Lkw-Geschäft wird deshalb derzeit grundlegend restruktiert, unter anderem werden bis 2017 etwa 1.800 Stellen abgebaut.

   Für das neue 'Wir-Gefühl' in der Lkw-Allianz muss Renschler vor allem auch Vermittler sein, denn MAN und Scania sind zwei stolze Traditionsmarken. Renschler hat deshalb in den vergangenen Monaten auch viele Führungskräfte ausgetauscht, darunter beispielsweise auch Ex-MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen.

   Es geht dem Schwaben Renschler dabei wohl insbesondere auch um Kommunikation zwischen den Münchnern und Schweden. Man habe beispielsweise ein 'Change Team' installiert, das sich über alle Marken hinweg mit dem Thema Werte und Zusammenarbeit auseinandersetze. Außerdem werde im obersten Gremium, dem Truck Board, viel diskutiert, auch kontrovers, sagte der Manager weiter. Anders komme man nicht weiter. "Ich bin überzeugt davon, dass konstruktive Auseinandersetzungen die besten Lösungen hervorbringen", sagte er.

Renschler: "Wir wollen Global Champion werden" Die Geschäftsführung komme mehrmals im Jahr zusammen. Mit den obersten 200 Führungskräften gebe es dann einen "sehr konstruktiven und offenen Austausch", und das sei "keine Frontbeschallung", sagte Renschler. Nächste Woche gebe es beispielsweise das erste gemeinsame Treffen aller weltweiten obersten Manager aus dem Bereich Forschung und Entwicklung. Zwei Tage lang werde man "noch intensiver an unserer Zusammenarbeit feilen", sagte er.

   Die Entwicklung sei zwar das Kernstück der jeweiligen Einzelmarken, aber eben auch "zentraler Pfeiler", um global der führende Lkw-Hersteller zu werden. Denn diese Rolle hat seit Jahren Renschlers ehemaliger Arbeitgeber Daimler inne. Zum Vergleich: Daimler Trucks setzte im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Million Fahrzeuge ab und erzielte dabei eine Umsatzrendite von 6,9 Prozent.

   "Im nächsten Jahrzehnt wollen wir Global Champion der Branche werden", bekräftigte Renschler das Ziel. Man wolle weltweit an die Spitze der Nutzfahrzeugindustrie. "Und dabei geht es nicht um schiere Größe", schränkte der Manager ein. Es gehe auch darum, unter anderem bei der Profitabilität und der weltweiten Präsenz an die Spitze zu kommen. Denn während Daimler global aufgestellt ist und etwaige Marktschwächen besser ausgleichen kann, sind Scania und MAN vor allem in Lateinamerika und Europa stark. Auf dem wichtigen US-Markt sind beide Marken dagegen gar nicht vertreten. Immer wieder war deshalb spekuliert worden, ob VW womöglich einen US-Lkw-Hersteller übernehmen wolle, um diese Lücke zu schließen.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit entscheidend "Natürlich werde ich dazu jetzt nichts sagen", sagte Renschler mit Blick auf den US-Markt. "Aber gehen Sie mal davon aus, dass wir an vielen Themen dort arbeiten", sagte er weiter. Auf dem Weg zum Marktführer wolle man in bestehenden Märkten, aber auch neuen Märkten wachsen, sagte Renschler am Mittwoch lediglich. Das sei jedoch nicht nur geografisch gemeint, sondern auch auf neue Produkte bezogen. MAN und Scania arbeiten derzeit wie alle in der Branche intensiv am vernetzten und automatisierten Lastwagen. Für Kunden wie Logistikunternehmen soll sich dadurch künftig der Verbrauch deutlich reduzieren und die Produktivität erhöhen, da beispielsweise Werkstatt- und Ladezeiten besser gesteuert werden können.

   Ab dem nächsten Jahr werde jeder MAN- und Scania-Lkw online sein, sagte Renschler. "Bis Ende 2020 investieren wir alleine hier einen mittleren dreistelligen Millionen-Betrag", sagte er. Schon jetzt arbeiteten mehr als 300 Mitarbeiter an digitalen Innovationen und es würden stetig mehr. "Wir schätzen, dass bis 2025 mindestens 30 Prozent unseres Unternehmenswertes auf digitalen Lösungen und Services basieren werden", sagte er.

   Dafür will der Manager künftig auch mit weiteren Partnern kooperieren. "Partnerschaften, die wir bei digitalen Innovationen eingehen, sind heute vielfältiger und offener, als das in der Vergangenheit in unserem klassischen Lkw-Geschäft der Fall war", sagte Renschler. Man strebe eine "große, umfassende Lösung" für die Vernetzung an. "Wir arbeiten deshalb nicht geschlossen, sondern offen und mit wichtigen Partnern an Bord", betonte der Manager, ohne jedoch konkreter zu werden. Mehr dazu wolle er im September sagen.

   Kontakt zum Autor: ilka.kopplin@wsj.com

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