Trotz ambitionierten Plänen |
26.03.2021 22:43:00
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Wasserstoff-Startup H2Pro überzeugt prominente Investoren
• H2Pro will Elektrolyse durch neues Verfahren optimieren und kostengünstiger machen
• Bislang nur Prototyp mit geringer Produktionskapazität
Auch wenn Wasserstoff eines der aktuellen Trendthemen ist, steckt die Industrie für grünen Wasserstoff momentan noch in den Kinderschuhen. Vor allem der hohe Preis des durch die Verwendung von erneuerbaren Energien produzierten Gases steht laut "Bloomberg" seiner weitläufigen Verbreitung entgegen. So kostete etwa 2019 ein Kilogramm grüner Wasserstoff zwischen 2,50 US-Dollar und 6,80 US-Dollar und damit deutlich mehr als andere Energieträger. Doch wenn es nach dem israelischen Startup H2Pro geht, soll sich das bald ändern. Denn das Unternehmen möchte bis 2030 grünen Wasserstoff für 1 US-Dollar pro Kilogramm produzieren und ihn somit konkurrenzfähig machen. Um den nächsten Schritt auf dem Weg hin zu diesem Ziel zu gehen, hat H2Pro kürzlich in einer Finanzierungsrunde 22 Millionen Dollar eingesammelt. Unter den Geldgebern befinden sich auch einige bekannte Namen.
Fonds von Bill Gates investiert in Elektrolyse-Optimierer H2Pro
Wie Talmon Marco, der CEO von H2Pro, gegenüber "Bloomberg" sagte, habe sich seit den Anfangstagen des Startups einiges im Bewusstsein der Investoren verändert. "Als wir mit der Firma 2019 begannen, war es sehr viel schwieriger mit Investoren ein Gespräch über Wasserstoff zu führen", so Marco. Heute würden die möglichen Geldgeber hingegen selbst schnell die Relevanz dieses Geschäftsfeldes erkennen. Das zeigt sich wohl auch deutlich in der aktuellen Finanzierungsrunde, in der H2Pro 22 Millionen US-Dollar einsammeln konnte. Neben Hyundai Motor und der japanischen Sumitomo-Unternehmensgruppe investierte auch der 2015 von Bill Gates gegründete Fonds Breakthrough Energy Ventures in das Startup.
In einer Pressemitteilung lobte ein Sprecher von Breakthrough Energy Ventures den Ansatz von H2Pro bei der Wasserstoffproduktion als "einzigartig" und zeigte sich zuversichtlich, dass er "enorme Möglichkeiten für diesen wichtigen Markt" biete. Auch Marco gab sich zuversichtlich: "Wir sehen definitiv einen weltweiten Markt für diese [unsere] Geräte", so der H2Pro-CEO. Doch dafür muss der von H2Pro entwickelte Elektrolyseur zunächst den Sprung vom Labor in Richtung kommerzielle Fertigung schaffen. Das Geld aus der Finanzierungsrunde soll dabei helfen. Sollte dem Startup dieser Sprung tatsächlich gelingen, könnte es den Markt für grünen Wasserstoff laut Angaben von "Bloomberg" womöglich um mehrere Jahrzehnte voranbringen.
Mit dieser Technologie will H2Pro grünen Wasserstoff billiger machen
Das Ziel von H2Pro ist es nicht nur, den Preis für grünen Wasserstoff immens zu senken, sondern den Herstellungsprozess auch energieeffizienter zu gestalten. So stellt das Startup bei seinem Elektrolyseur einen Wirkungsgrad von 95 Prozent in Aussicht. Das heißt, dass nur fünf Prozent der bei der Erzeugung aufgewendeten Energie dabei verloren gehen. Bei herkömmlichen Elektrolyseuren liegt der Wirkungsgrad hingegen laut "Cleanthinking.de" bei 75 Prozent bis 80 Prozent. Um dies zu erreichen hat H2Pro den Elektrolyse-Prozess, also das Verfahren zur Gewinnung von Wasserstoff aus Wasser, leicht verändert.
Bei herkömmlichen Elektrolyseuren wird elektrische Energie verwendet, um zunächst Wassermoleküle in Sauerstoff und Wasserstoff aufzuspalten. Im nächsten Schritt wird erneut Energie benötigt, um die Wasserstoffmoleküle sowie die Sauerstoffmoleküle zu paaren, damit H2 (Wasserstoff) und O2 (Sauerstoff) entstehen. Das geschieht im Elektrolyseur gleichzeitig, jedoch räumlich getrennt durch eine Membran, damit sich die Gase nicht vermischen. Neben den Energiekosten gilt vor allem die teure und empfindliche Membran als Kostentreiber beim grünen Wasserstoff. In dem von H2Pro entwickelten Elektrolyse-Verfahren ist sie jedoch überflüssig und auch der Energiebedarf fällt niedriger aus, wodurch die Produktionskosten sinken.
Konkret sieht das Verfahren des Startups vor, dass zunächst Wasser wie bei konventionellen Elektrolyseuren durch die Verwendung von Elektrizität aus erneuerbaren Energien aufgespalten wird. Anschließend werden jedoch Wasserstoff und Sauerstoff in zwei verschiedenen Phasen zeitlich nacheinander erzeugt. Der Wasserstoff wird dabei wie gewohnt unter Einsatz von weiterer Elektrizität an der Kathode im Elektrolyseur erzeugt. Die chemische Reaktion, die dabei abläuft, verändert jedoch die Zusammensetzung der Anode, die auf Nickel basiert. Die Anode wird dabei quasi aufgeladen. Danach wird die Zelle mit einer heißen Flüssigkeit geflutet, wodurch sich die Anode aufheizt und in einer spontanen Entladung Sauerstoff freisetzt. Statt elektrischer Energie wird zur Erzeugung des Sauerstoffs also Wärmeenergie benutzt. Danach beginnt der Prozess von vorne. Wie H2Pro in einer Pressemitteilung schreibt, ist dieses Verfahren nicht nur effizienter und kostengünstiger, sondern auch sicherer, da sich die beiden Gase zu keinem Zeitpunkt vermischen und somit auch kein explosives Gasgemisch entstehen kann.
Startup prognostiziert schon bald tiefere Wasserstoffpreise
"Zusammen mit den erwarteten Kostensenkungen bei erneuerbarer Energie wird die Technologie von H2Pro grünen Wasserstoff für 1 US-Dollar pro Kilo ermöglichen", heißt es in der Pressemitteilung des Startups. Der mit der H2Pro-Technologie erzeugte Wasserstoff würde somit zum "grünen Wasserstoff mit den weltweit niedrigsten Kosten". Auch CEO Talmon Marco gibt sich zuversichtlich: "Mit dieser Methode können wir den Preis für grünen Wasserstoff im Jahr 2023 auf zwei Dollar pro Kilogramm senken. Perspektivisch ist sogar ein Dollar möglich", sagte er laut "Clearthinking.de". Angesichts der aktuellen Preise für grünen Wasserstoff scheint dieses Ziel extrem hochgegriffen - zumal eine Analystengruppe von BloombergNEF, dem Forschungsarm des Medienunternehmens, solche Preise frühestens für 2050 prognostiziert. Ein Experte der Gruppe nannte das Preisziel laut "Bloomberg" daher auch "sehr ambitioniert", zeigte sich jedoch von der Technologie beeindruckt.
Aktuell hat H2Pro jedoch noch einen weiten Weg vor sich, bevor dieses Ziel auch nur annähernd in Reichweite kommt. Denn bislang produziert das Startup mit seinem Labor-Prototypen lediglich 100 Gramm Wasserstoff pro Tag. Laut "Bloomberg" hat das Unternehmen zwar bereits ein größeres Modell seines Elektrolyseurs in Aussicht gestellt, jedoch soll auch das lediglich ein Kilogramm grünen Wasserstoff pro Tag produzieren können. Zum Vergleich: Die Konkurrenz produziert mit den herkömmlichen Elektrolyseuren mehrere tausend Kilo Wasserstoff pro Tag. Vor diesem Hintergrund wirkt die in der Finanzierungsrunde eingesammelte Summe von 22 Millionen US-Dollar nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein, denn bis H2Pro hier wirklich mithalten kann, sind noch große Sprünge nötig. Doch das Vertrauen großer Investoren wie Bill Gates besitzt das Startup offenbar bereits und womöglich sind diese auch bereit, die Phase der Entwicklung und Hochskalierung auch in Zukunft mit weiteren Geldern zu unterstützen.
Redaktion finanzen.at
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