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24.06.2013 19:32:58

WAZ: Warum es auf die Eltern ankommt - Kommentar von Birgitta Stauber-Klein

Essen (ots) - Geht es um Bildung in Deutschland, um Erziehung und Förderung, gibt es viel Gutes zu berichten: Mehr als jeder zweite Schulabschluss in NRW ist inzwischen das Abitur. Oder: Noch nie war eine Jugend so leistungsorientiert wie heute, betont etwa Jugendforscher Klaus Hurrelmann. Ob Studium oder Ausbildung oder beides: Die berufliche Qualifizierung steht hoch im Kurs, die Jugendlichen nehmen weniger Drogen und trinken weniger Alkohol und, ganz aktuell, rauchen auch nicht mehr so viel. Um es in Zahlen auszudrücken: Für 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen läuft es gut. Sie entwickeln sich prima im System aus Schule am Vormittag, Hobby am Nachmittag. Das Elternhaus unterstützt sie dabei, finanziert, erzieht und fördert.

Sobald die Eltern aber ausfallen, wird es schwierig. Nicht immer ist die Vernachlässigung so arg, dass Jugendämter die Kinder aus den Familien holen müssen. Die vielen Kinder aber, die zu Hause kaum Ansprache erfahren, können kaum aufgefangen werden vom Bildungssystem. Schule am Vormittag reicht nicht, wenn sie am Nachmittag und Abend sich selbst überlassen sind. Die Kinder bräuchten gezielte Hilfe, gezielten Unterricht am Nachmittag, am besten im Klassenverband, kurz: die Ganztagsschule als Pflicht. Das ersetzt zwar immer noch nicht das engagierte Elternhaus, kann aber den Abstand zu den umsorgten und geförderten Altersgenossen verringern - das wird wohl kaum ein Schulexperte bezweifeln.

Doch die Ganztagsschule passt nicht unbedingt zum Alltag vieler Familien, in denen die Mutter einem Halbtagsjob nachgeht und selbstverständlich den Nachmittag ihren Kindern widmet. Viele Eltern, auch das zeigen Umfragen, wollen Pflichtunterricht am Nachmittag gar nicht. Die Ganztagsschule passt auch nicht zur einzigartigen Vereinskultur, die von einer sportbegeisterten Jugend und dem Engagement der Eltern lebt. Auch Nachhilfeinstitute, Kirchengemeinden, Musik- und Tanzschulen leben vom System Schule am Vormittag, Hobby am Nachmittag. Im Prinzip hängt ein ganzer Wirtschaftszweig davon ab.

Fazit: Die Mehrheit kommt mit dem System klar. Die Minderheit hat keine Lobby. Sie wird wohl auch in Zukunft abgehängt.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 - 804 6519 zentralredaktion@waz.de

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