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21.01.2016 23:07:39

Weser-Kurier: Leitartikel von Stefan Lakeband über Löhne in Bremen

Bremen (ots) - Es sind Zahlen, auf denen man sich ausruhen könnte. Vollzeitbeschäftigte im Land Bremen sind Spitzenverdiener. Nur in Hamburg, Hessen und Baden-Württemberg gibt es mehr Geld. Warum also sollte man sich Sorgen machen? Wenn es den Bürgern gut geht, muss es doch auch der Stadt gut gehen. Die Antwort ist so einfach wie ernüchternd: weil die Realität anders aussieht. Ja, viele Bremer verdienen gut. Aber es gibt es auch viele, bei denen es ganz anders aussieht. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Im Dezember lag die Quote bei 10,6 Prozent im Land Bremen - wie auch schon einen Monat zuvor. In fast allen Bundesländern sieht es da besser aus. Sie haben immer weniger Arbeitslose. Und hier zeigt sich das wahre Problem. Denn so lange die Arbeitslosigkeit für so ein kleines Bundesland so ein großes Problem ist, nützt es auch nichts, wenn manche Beschäftigte viel Geld verdienen. Wenn jeder Arbeitnehmer 100 Euro weniger bekommen würde, dafür aber mehr Menschen arbeiten würden, ginge es Bremen wahrscheinlich besser als jetzt. Schließlich würden mehr Steuern gezahlt werden, und es müssten weniger Arbeitslose durch teure Umschulungen, Fortbildungen oder andere Maßnahmen vermittelt werden. Auch das schont den Haushalt. In der Zukunft dürfte sich dieses Problem aber noch verschärfen. Wenn Experten sagen, dass Bildung der beste Weg zu einem Job ist, haben sie zweifelsohne Recht. Nur: In Bremen kommen etliche Jugendliche schon früh von diesem Weg ab. Die Zahl der Schulabbrecher liegt deutlich über sieben Prozent und damit - mal wieder - über dem Bundesdurchschnitt. Werden diese Jugendlichen irgendwann zu den Spitzenverdienern der Bremer Wirtschaft gehören? Unwahrscheinlich. Leider. Deswegen dürfen sich weder Wirtschaft und Politik noch sonst jemand von dieser Statistik blenden lassen. Schon jetzt profitiert längst nicht jeder von den hohen Löhnen in Bremen. Und wenn nicht etwas passiert, werden es künftig immer weniger, die als gut bezahlte Fachkräfte in der Statistik auftauchen.

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Pressekontakt: Weser-Kurier Produzierender Chefredakteur Telefon: +49(0)421 3671 3200 chefredaktion@Weser-Kurier.de

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