01.12.2013 21:09:58
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Weser-Kurier: Zum Parteitag der Piraten schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 2. Dezember 2013:
Bremen (ots) - Ja, sie haben schon bessere Zeiten erlebt, die
Piraten. Wer erinnert sich nicht an ihren Einzug in den Berliner
Senat - junge, schräge Typen, die den Politikbetrieb aufmischen
wollten. Und jetzt: Der Einzug in die Länderparlamente ist gestoppt,
der angepeilte Sprung in den Bundestag ging komplett daneben. Neue
Wählerschichten zu erschließen gelingt ihnen nicht, und die
bisherigen wenden sich anscheinend gelangweilt oder frustriert ab.
Doch diese Fakten beschreiben noch nicht mal das ganze Dilemma. Wer
das Treffen am Wochenende verfolgt hat, vermisst die einstige
Aufbruchstimmung: Statt rund 2000, wie beim Parteitag 2012, kamen nur
gut 1000 Mitglieder nach Bremen. Bernd Schlömer, der anderthalb Jahre
lang den kräftezehrenden Job an der Spitze gemacht hatte und zum
Schluss erleichtert "wieder frei" twitterte, bekam zum Abschied noch
nicht einmal Blumen. Dafür geizten die Piraten nicht mit harscher
Kritik, oft hart an der Grenze zur Beschimpfung. Der rüde Ton aus dem
Netz schwappte gewissermaßen ins reale Leben. Viele der Fragen der
Mitglieder an die Kandidaten für die Spitzenposten glichen eher
Vorwürfen. Einem Bewerber wurde nach ziemlich kruden Vorhaltungen
sogar das Mikro abgedreht. Mit ihrem Hang zur Selbstzerfleischung
gleichen die Piraten den frühen Grünen. Doch anders als jene finden
sie nicht die zündenden Themen, mit denen sie mehr als ihre
Kernklientel ansprechen. Wer sich am liebsten zwei Tage lang mit
Geschäftsordnungen und Satzungsänderungen beschäftigt, kommt beim
Wähler nicht an. Und, nicht zuletzt: Die Partei braucht Kontinuität
und Führungsleute, die sich einen gewissen Bekanntheitsgrad
erarbeiten können und nicht nach spätestens anderthalb Jahren wieder
verschwinden. Dass der neue Vorsitzende Thorsten Wirth künftig auf
echte Führung und nicht lediglich auf Moderation setzen will, lässt
sich dabei als hoffnungsvolles Zeichen werten. Die Piraten haben -
gerade in Anbetracht des eingefahrenen und oft ermüdenden
Politikbetriebes - mit ihrer Jugend und unkonventionellen Art viele
Menschen begeistert. Und sie haben ein Politikfeld entdeckt, das bis
dato brach lag. Nun kommt es darauf an, erwachsen zu werden - nicht
zu verwechseln mit angepasst. Das wird schwer genug. Und die Partei
hat nicht ewig Zeit. Im Mai steht die Europawahl an. Ein erster Test,
ob der am Wochenende eingeschlagene Weg der richtige ist.
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