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28.07.2013 21:02:58

Weser-Kurier: Zum Thema Erbstreitigkeiten schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 29. Juli 2013:

Bremen (ots) - Wenn sich selbst Erbrechtsanwälte, die mit Familienzwistigkeiten quasi ihr Geld verdienen, besorgt über den nachlassenden Familienzusammenhalt hierzulande äußern, muss es wohl wirklich schlecht stehen um die viel zitierte Keimzelle der Gesellschaft. Auch die Zahlen aus aktuellen Studien sind auf den ersten Blick besorgniserregend: Bei rund jeder fünften Erbschaft kommt es zu Streit, und rund jeder vierte künftige Erbe erwartet Konflikte bei der Aufteilung des Nachlasses. Um dem entgegenzuwirken, werden immer wieder Forderungen laut, das deutsche Erbrecht an neue Lebenswirklichkeiten anzupassen. Zum Beispiel ist ein Drittel der Bürger dafür, den gesetzlich festgelegten Pflichtteil für Erbschaften abzuschaffen. Dieser steht Kindern und nahen Verwandten zu, wenn diese im Testament enterbt wurden. Freilich, gäbe es keinen Pflichtteil mehr, hätte es wenig Sinn, sich darüber zu streiten. Die Fallzahlen würden sinken, und rein statistisch gesehen könnte man einen schnellen politischen Erfolg verbuchen. Aber letztlich würde die Abschaffung das kontinuierliche Auseinanderdriften der klassischen Familie eher beschleunigen. Denn wenn Väter und Mütter ihren Kindern staatlich legitimiert mit dem Satz "Du kriegst später mal gar nichts" drohen können, ist dies sicher kein geeignetes Mittel zur Familientherapie. Auch die Empfehlungen vieler Juristen, sich rechtzeitig um sein Testament zu kümmern und gegebenenfalls einen Testamentsvollstrecker einzusetzen, schaffen zwar rechtliche Klarheit, greifen dennoch zu kurz. Keine Testamente, keine Erbrechtsreformen und auch keine Anwälte können Familienmitglieder aus ihrer ureigenen Pflicht entlassen, füreinander da zu sein. Es ist ihre Pflicht, miteinander zu reden und Konflikte zu lösen - auch wenn dies leicht fallen mag. Erbstreitigkeiten müssen also nicht immer um jeden Preis verhindert werden. Denn in jeder intakten Familie gehören Streitigkeiten nun einmal dazu.

Originaltext: Weser-Kurier Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30479 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2

Pressekontakt: Weser-Kurier Produzierender Chefredakteur Telefon: +49(0)421 3671 3200 chefredaktion@Weser-Kurier.de

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