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17.04.2013 19:59:58

Westdeutsche Zeitung: Wenn Rentner verärgert gen Osten blicken = Von Martin Vogler

Düsseldorf (ots) - Zwei Euro mehr Rente in Düsseldorf, aber mehr als 26 Euro Steigerung in Dresden. Dieses Beispiel für jemanden, der bislang mit 800 Euro Altersgeld klarkommen muss, verkraften West-Ruheständler nur mit sarkastischem Humor, oder es steigt nackte Wut in ihnen auf. Denn sie werden schon seit zehn Jahren mit mageren Zuwächsen abgespeist. Und mussten - wie allerdings die Ost-Rentner auch - sogar vier Nullrunden erdulden.

Die unterschiedlichen Steigerungsraten in alten und neuen Ländern ist sachlich gesehen korrekt. Denn formal liegen im Osten die Renten immer noch fast zehn Prozent niedriger als im Westen, weil es dort zum Beispiel für ein Jahr Arbeit später etwas weniger Rente als im Westen gibt. Bald 25 Jahre nach dem Mauerfall kann man erwarten, dass sich dieser Unterschied mal ausgleicht. So gesehen ist die 13-mal höhere Steigerung im Osten logisch.

Sie hat allerdings Schönheitsfehler. Denn so lange die Lebenshaltungskosten in den neuen Ländern deutlich niedriger als in den alten Ländern sind, können auch die Altersbezüge niedriger sein. Die Löhne der Arbeitenden sind es ja meist auch. Außerdem hat der Ost-West-Vergleich noch eine andere Facette: Die Rentner der Ex-DDR, besonders die weiblichen, erhalten im Durchschnitt mehr als die in der früheren Bundesrepublik. Das liegt daran, dass sie länger berufstätig waren und deshalb mehr Rentenansprüche erwarben. Denn Ausfallzeiten wegen Arbeitslosigkeit, missglückter Freiberuflichkeit oder Kindererziehung gab es dort so gut wie nicht. Von diesem Effekt profitiert die aktuelle Rentnergeneration. Bei künftigen Rentnern wird es anders sein.

Wenn ältere Menschen im Westen angesichts dieser Aspekte die unterschiedlichen Steigerungsraten ungerecht finden, ist das verständlich. Das Thema hat sogar das Zeug zu einer heftigen Neiddebatte. Die Stimmung wird sich erst dann abkühlen, wenn die Lebensbedingungen und auch die Renten überall zumindest ähnlich sind.

Ablenken darf dieser Zwist nicht von dem größeren Problem, dass künftig generell die gesetzliche Altersversorgung keine nennenswerten Steigerungen erleben wird. Allein wegen der höheren Lebenserwartung ist dafür schlicht kein Geld da. Wer nicht auch privat vorsorgt, wird sich stark einschränken müssen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

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