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05.08.2015 23:07:37

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Hiroshima

Bielefeld (ots) - Was wäre, wenn es Hiroshima nie gegeben hätte? Kaum ein Ereignis ruft diese Frage häufiger auf, als der erste Abwurf einer Atombombe als ultimative Waffe in einem Krieg.

Von der weltweiten Friedensforschung bis zu Japans nationaler Geschichtsschreibung wird der Frage nachgegangen, ob die Vernichtung von Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 den Zweiten Weltkrieg beendete. Denn: der Einsatz einer neuen Kriegswaffe könnte auch nur die Fortsetzung des Bombenkriegs von Pearl Habour über Dresden bis zum Abschluss des Manhattan-Projekts gewesen sein. Die Frage lässt sich nicht klar beantworten, obwohl unsere Schulbücher Hiroshima klar zum Endpunkt des Zweiten Weltkriegs erklären. Politisch ist es angemessener, den Blick auf die mehr als 100 000 Todesopfer der Massenvernichtungswaffe zu lenken. Seit 70 Jahren wird der Menschenleben gedacht und zum Frieden gemahnt.

Wer jedoch auf den Gang der Geschichte blickt, findet vor allem Ignoranz. Hiroshima war nicht das Ende, sondern der Ausgangspunkt eines fassungslosen Wettrüstens - mindestens über 45 Jahre. Der für alle Welt offenbare Blick auf die totale Zerstörung und auf die Leiden der zunächst überlebenden Strahlenopfer konnte nicht verhindern, dass es zur waffenstarrenden Rivalität zweier Blöcke kam, die die ganze Welt in ein Gleichgewicht des Schreckens zwang. Nachrüstung, Overkillkapazitäten und angebliche Raketenlücken beherschten bis 1990 das Blockdenken, während alljährlich in Hiroshima die Friedensglocke geschlagen wurde.

Gleichzeitung war es möglich, dass Forscher und Industrie zumindest in den technikgläubigen 1960-er und 1970-er Jahren die Masse der Menschen von der Beheherrschbarkeit der Kernkraft überzeugten. Inzwischen gab es Abrüstung, fürchterliche Reaktorkatastrophen, und womöglich bahnt sich eine schleichende Rückkehr zum Kalten Krieg an. Auf jeden Fall steht die Kernkraftnutzung vor einem Neuanfang sowohl in Japan als auch in einer Reihe von anderen Ländern, die wahrlich nicht alle Schurkenstaaten sind. Japans Premier Shinzo Abe werden sogar Ambitionen zur atomaren Bewaffnung seines Landes nachgesagt.

Deutschland ist anders. Fast alle Atomwaffen sind von deutschem Boden abgezogen, die letzten Kernkraftwerke haben ein ziemlich verlässliches Abschaltdatum. Das würde uns eigentlich die moralische Überlegenheit für eine weltweite Kamapagne gegen die militärische und die vermeintlich friedliche Nutzung des Höllenfeuers geben. Aber nichts dergleichen! Weder die Kanzlerin noch ihr Vize von der seit Willy Brandt friedenspolitisch durchwirkten Sozialdemokratie lassen von sich hören. Der massenhafte Tod in Hiroshima und Nagasaki war nicht nur 1945 sinnlos, er hat bis heute weltweit kaum etwas bewirkt.

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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261

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