26.01.2014 21:15:00
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Syrien
Bielefeld (ots) - Die Aussichten auf einen Durchbruch bei den
Syrien-Gesprächen in der Schweiz bleiben auch nach den ersten
direkten Begegnungen bescheiden. Dass die bloße Anwesenheit am
Verhandlungstisch schon als Erfolg verbucht wird, beschreibt ziemlich
deutlich, wie gewaltig die Aufgabe für den unermüdlichen
UN-Vermittler Lakhdar Brahimi bleibt. Und ob Frauen und Kinder die
umkämpfte Stadt Homs tatsächlich verlassen dürfen, wie gestern in
Genf vereinbart wurde, muss sich erst noch erweisen. Die Vertreter
des Syrischen National Kongresses (SNC) und der Regierung beziehen
diametral entgegengesetzte Positionen, die nur schwer erkennen
lassen, auf welchen Feldern weitere Annäherungen möglich wären. Hinzu
kommt, dass andere Bürgerkriegsparteien die Reise nach Genf gar nicht
erst auf sich genommen haben. Die verfahrene Situation offenbart das
Vakuum, das der Rückzug der USA als Ordnungsmacht im Nahen Osten
hinterlässt. Nach einem Jahrzehnt kostspieliger Konflikte in
Afghanistan und Irak haben die Amerikaner keinen Appetit auf weitere
Interventionen. US-Präsident Barack Obama erklärte seine
Zurückhaltung kürzlich mit nüchterner Realpolitik. Es sei »sehr
schwierig, sich ein Szenario vorzustellen, bei dem unser Engagement
in Syrien zu einem besseren Ergebnis geführt hätte«. Anstelle einer
»Pax Americana« ringen nun regionale Mächte um Einfluss in dem
Bürgerkriegsland, das zum Schauplatz mehrerer
Stellvertreter-Konflikte geworden ist. Die Saudis und ihre
Verbündeten am Golf wollen die Hegemonialansprüche Irans abwehren,
während der Gottesstaat in dem syrischen Diktator Bashir al-Assad
einen Schutzpatron der Schiiten sieht. El-Kaida-nahe Gruppen kämpfen
ihrerseits für einen fundamentalistischen Staat, der die
Sunniten-Hochburgen in Irak und Syrien vereinen soll. Und Russland
möchte seinen letzten Anker in der Region und seinen Mittelmeerzugang
nicht verlieren. In diesem Knäuel aus Interessen lässt sich nicht
immer trennscharf ausmachen, wer die Guten und wer die Bösen sind.
Mit Sicherheit lässt sich aber sagen, wer die Leidtragenden sind: Die
syrische Zivilbevölkerung. Verhandlungsführer Brahimi zieht daraus
die richtige Konsequenz und versucht die Lieferung von Lebensmitteln,
den Austausch von Gefangenen und andere humanitäre Schritte zu
erreichen. Statt sich an zurzeit unerreichbaren Zielen abzuarbeiten,
sollten die USA und Russland ihren Einfluss auf den SNC und Damaskus
nutzen, kurzfristig humanitäre Korridore durchzusetzen. Als Vorbild
bietet sich die Kooperation bei der Beseitigung der Chemiewaffen des
syrischen Regimes an. Wie damals könnte Präsident Obama mit der
flankierenden Androhung gezielter Luftschläge für den notwendigen
Nachdruck sorgen. Das brächte nicht das Ende des Bürgerkriegs, wäre
aber ein realistischer Schritt, das Leiden der Zivilbevölkerung in
Syrien zu verringern.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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