17.12.2018 23:03:44
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Thilo Sarrazin
Bielefeld (ots) - »Aller guten Dinge sind drei«, lautet ein
Sprichwort und ein anderes heißt: »Ehre, wem Ehre gebührt.« Im nicht
enden wollenden Fall »Die SPD gegen Thilo Sarrazin« treffen beide
nicht zu - sie werden sogar in ihr genaues Gegenteil verkehrt. »Keine
Aufmerksamkeit, wem sie nicht gebührt!« Die Sozialdemokraten hätten
besser nach diesem Motto gehandelt. Denn auch aller schlechten Dinge
können drei sein. Hier sind sie es. Das nun schon dritte
Ausschlussverfahren misst dem 73-jährigen Sarrazin eine Bedeutung für
die Partei bei, die er in der öffentlichen Wahrnehmung längst nicht
mehr hat. Und klar ist: Wer an Sarrazin und seine Thesen glaubt, wird
es auch tun, wenn der Mann hochkant aus der SPD fliegen sollte. Dann
erst recht sogar! Wer es aber anders sieht, denkt sich jetzt schon
seinen Teil. Die Sozialdemokraten und ihr Mitglied Sarrazin haben
sich so voneinander entfremdet, dass man ein ziemlicher Träumer sein
muss, um zu glauben, der Ausschluss brächte der Partei verloren
gegangene Sympathien zurück. Dafür nimmt die SPD ein erhebliches
Prozessrisiko in Kauf. Es dürfte einige Mühe machen, zu beweisen,
dass Sarrazin der Partei tatsächlich »schweren Schaden« zufügt, wie
Generalsekretär Lars Klingbeil vollmundig mitteilen ließ. Denn aus
gutem Grund sind die Hürden für einen Parteiausschluss sehr hoch. Der
frühere Ministerialbeamte, Staatssekretär, Senator und Bundesbanker
hingegen dürfte hocherfreut sein über die neuerliche kostenlose PR.
Für das Weihnachtsgeschäft kommt der abermalige Rauswurf-Beschluss
zwar reichlich spät, aber besser späte Werbung als gar keine. Not
tut's offenbar: Zuletzt dümpelte die Auflage seines jüngsten Buches
»Feindliche Übernahme« auf Platz 15 in der Bestseller-Liste. Das
zeugt dann doch von einem einigermaßen überschaubaren
Publikumsinteresse an der Frage, ob und wie der Untergang
Deutschlands durch die muslimische Invasion noch verhindert werden
kann. Sarrazin könnte fast geneigt sein, auf den Parteiausschluss zu
hoffen, denn dann wird er für seine Anhänger endgültig zum Märtyrer.
Scheitert aber das dritte Ausschlussverfahren, bleibt er für sie
immer noch ein Held. Ein Held, dem die einstmals so stolze SPD
offenkundig nichts anhaben kann. Aber egal, wie es ausgehen mag - die
Aufmerksamkeit, die Sarrazin so oder so zuteil wird, ist nicht zu
verachten. Eine Expertenkommission nur zur Begutachtung seines
Werkes, Presseerklärungen, zahllose Berichte und ungezählte Klicks im
Internet. Das muss man als Sozialdemokrat im Jahr 2018 erst einmal
hinbekommen. Bleibt bloß die Frage: Was um alles in der Welt treibt
die SPD an? Thilo Sarrazin hat in diesem Ausschlussverfahren nichts
zu verlieren, die Partei sehr wohl. Aber das passt ja irgendwie zur
SPD dieser Tage.
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