30.04.2019 23:03:43
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Westfalen-Blatt: ein Leitartikel zum Hype um Grünen-Chef Robert Habeck
Bielefeld (ots) - Offenbar mögen sie ihn alle, diesen smarten
Robert Habeck. Ja, man hat fast schon den Eindruck, die Menschen in
Deutschland haben sich in ihn verliebt. Robert Habeck, der Superstar
der Grünen mit den lässigen Haaren und den lockeren Jeans, ist Kult.
Es stimmt: Habeck ist sympathisch, er hat Empathie, spricht eine
unverbrauchte Sprache, kommt locker daher und ist Mensch statt eine
politische Maschine. Man möchte ihn einfach nur drücken wie einen
Teddybären. Grundsätzlich spricht nichts gegen einen beliebten
Spitzenpolitiker, der menschlich und charismatisch daherkommt. Aber
was läuft eigentlich falsch in Deutschland, wenn der Mann, den viele
schon als neuen Kanzler sehen, mehr als Popstar denn als Politiker
wahrgenommen wird? Was ist los in diesem Land, wenn ein
Spitzenpolitiker mehr darüber spricht, wie lange er morgens für seine
Frisur braucht, bei welchem Film er anfängt zu weinen, und er
massenhaft Selfies von sich und seinen Fans machen lassen muss und
möchte, statt über Politik zu sprechen? Und warum drückt bei einer
Veranstaltung im Herforder Lutherhaus der dortige Landrat Jürgen
Müller (SPD) dem Grünen-Chef sein Smartphone in die Hand, damit er
ein Foto von sich mit Robert Habeck bekommt? Man kann ihm den Hype
nicht alleine vorwerfen, sondern muss hinterfragen, warum
Privatpersonen, politische Gegner und auch Journalisten sich offenbar
mehr für die Person Habecks zu interessieren scheinen, statt für
seine Politik. Beispiel Enteignung: Um die Wohnungsnot bekämpfen zu
wollen, hatte der Grünen-Chef die Enteignung großer
Wohnungsunternehmen als »notfalls« denkbar bezeichnet. Mittlerweile
wird Habeck selbst wissen, dass dieser Vorschlag nicht wirklich ernst
zu nehmen ist, weil er Milliardenkosten verursacht, mit dem
Grundgesetz nur schwer vereinbar sein wird und am Ende sogar das
Gegenteil bewirkt, nämlich den Wohnungsbau hemmt, statt ihn
anzukurbeln. Aber es hat ja der nette Habeck gesagt, Deutschlands
Kuschelbär... Anders lässt es sich nicht erklären, warum kein
Aufschrei durch das Land geht, wenn der Grünen-Chef solche Vorschläge
macht. Nichts anderes beim Thema Diesel-Verbot. Wenn es nach den
Grünen ginge, gäbe es so schnell wie möglich gar keine alten und
neueren Diesel-Fahrzeuge mehr auf unseren Straßen. Und dennoch jubeln
die Menschen Robert Habeck zu, und dennoch befinden sich die Grünen
in einem Höhenflug. Und vorneweg ihr Shooting-Star. Er redet eben so,
dass sich möglichst viele Menschen bei ihm zu Hause fühlen können.
Aber ernsthaft hinterfragt wird das, was er sagt, nicht oder viel zu
wenig. Offenbar wollen die Menschen ihren Teddybären lieber drücken
und kuscheln, statt sich mit ihm politisch auseinanderzusetzen.
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