29.04.2014 20:44:59
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Westfalen-Blatt: zum Treffen Schröder/Putin
Bielefeld (ots) - Vom Putin-Versteher zum Putin-Umarmer ist es
nicht weit. Nur eine Reise von Hannover-Waldhausen nach St.
Petersburg. Knapp 2000 Kilometer hat Gerhard Schröder auf diesem Weg
zurückgelegt - und die westliche Wertegemeinschaft verlassen. Wenn
ein deutscher Altkanzler seinen 70. Geburtstag mitten in der
hochbrisanten Ukraine-Krise mit dem Mann nachfeiert, der den Konflikt
zumindest entschärfen könnte, aber allem Anschein nach das Gegenteil
dessen tut, dann ist das ein Vorgang von erheblicher Tragweite.
Schröders Kaltschnäuzigkeit ist berüchtigt. Aber das Treffen mit
Putin am Montagabend in St. Petersburg geht weit über machtbewusstes
Handeln und schlechte Manieren hinaus. Ganz offensichtlich mangelt es
Gerhard Schröder an Anstand, an Respekt gegenüber dem deutschen Volk,
das ihn 1998 und 2002 zum Bundeskanzler wählte. Natürlich ist der
SPD-Politiker nach dem Ausscheiden aus dem Spitzenamt nicht mehr an
den Amtseid gebunden. Vielleicht meint er sogar, den Nutzen des
deutschen Volkes dadurch zu mehren, dass er als Vorsitzender des
Aktionärsausschusses der Ostsee-Pipeline Nord Stream zur
Energieversorgung beiträgt. Ist der Gedanke, dass Schröder in der
aktuellen Krise Einfluss auf seinen Freund Putin nehmen könnte,
wirklich so naiv? Man weiß nicht einmal, ob die politische Lage
Gesprächsthema zwischen den beiden ist. Jedenfalls lehnt es Schröder
ab, in dem Konflikt zu vermitteln. Der kurze Draht des Altkanzlers
zum russischen Präsidenten macht es der deutschen Politik in der
Ukraine-Krise nicht leichter. Schröders früherer Kanzleramtschef, der
heutige Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, möchte sich zu
der engen Verbindung lieber nicht äußern. Doch was gibt dieser
Freundschaft von Putin und Schröder solch eine Tiefe? Ganz gewiss ist
es nicht das Geld, das Schröder von der Gazprom-Tochter Nord Stream
AG bekommt. Als Ex-Regierungschef könnte er auch ohne Zuwendungen des
russischen Staatskonzerns ein angenehmes Leben führen und seine
Familie ernähren. Und genau da, zuhause in Hannover, könnte der Kern
der Freundschaft zu Putin liegen. Gerhard Schröder hat keine
leiblichen Kinder. Mit seiner vierten Frau, Doris Schröder-Köpf, hat
er zwei Kinder aus Russland adoptiert: im Jahr 2004 die aus Putins
Heimatstadt Sankt Petersburg stammende Viktoria, die damals zwei
Jahre alt war, und 2006 den im selben Jahr geborenen Gregor. So hart
der Basta-Kanzler auch heute zuweilen noch wirken mag: Als Vater
seiner beiden Adoptivkinder soll er seine andere, weiche Seite
zeigen. Sollte Putin das Adoptionsverfahren unterstützt haben, wovon
auszugehen ist, dürfte ihm Schröder auf ewig dankbar sein. Gerade
wegen der Kinder aber sollte dem Altkanzler der Frieden ein
Herzensanliegen sein.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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