04.07.2013 13:22:00

WIIW: "Europa von globaler Entwicklung abgekoppelt"

Mittel- und Osteuropa (CEE) kommt nur schleppend aus der wirtschaftlichen Krise heraus, für 2014/15 prognostiziert das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsentwicklungen (WIIW) nur eine allmähliche Wachstumsbeschleunigung. "Europa hat sich in gewisser Weise abgekoppelt von den globalen Entwicklungen", erklärte WIIW-Direktor Michael Landesmann am Donnerstag bei der Vorstellung der Prognose. Er erwartet eine sanfte Erholung der Wirtschaft, aber mit Abwärtsrisiken.

Die neuen Mitgliedsländer seien nicht so stark abgesunken wie die Eurozone, aber parallel dazu, so Landesmann. Die wirtschaftliche Umgebung brachte den CEE-Volkswirtschaften eine sehr starke Abschwächung der Exportwirtschaft, als Ausnahmen von dieser Entwicklung nannte er u.a. Serbien, Rumänien und Albanien, wo es zuletzt Exporterfolge gab.

Für drei CEE-Länder prognostizieren die WIIW-Ökonomen auch 2013 eine Rezession: Am stärksten ist das angeschlagene Slowenien betroffen - vor der Krise noch Musterschüler der Region -, dessen Wirtschaft auch 2014 weiter schrumpfen dürfte. Aber auch die Volkswirtschaften Tschechiens und Kroatiens - letztere bezeichnet Landesmann als "Sorgenkind in Südosteuropa" - stecken heuer in der Rezession, werden 2014 aber wieder leicht wachsen, geht aus der Prognose hervor. Eine Wachstumsverlangsamung sehen die WIIW-Experten neben den baltischen Staaten und Russland vor allem aber in der Ukraine.

Die CEE-Region leidet Landesmann zufolge etwa unter dem niedrigen Eurozone-Wachstum, knappen Kreditvergaben, der schlechten Arbeitsmarktentwicklung gekennzeichnet durch einen Rückgang der Beschäftigung und eine sehr stark steigende Arbeitslosigkeit, sowie einer restriktiven Fiskalpolitik. Die Staatsverschuldung sei in erster Linie wegen des nicht in Gang kommenden Wirtschaftswachstums problematisch, nicht so sehr wegen der Entwicklung der Staatsschulden.

Das Wachstum sei zunehmend abhängig von der einheimischen Nachfrage, was allgemein zu einem sehr schwierigen Wachstumsklima führe, so der WIIW-Ökonom. Trotz der lockeren Geldpolitik der Notenbanken kommt das Geld nur teilweise bei der Wirtschaft an. Die Zinsen vor allem für Klein- und Mittelunternehmen seien im Vergleich zu den Zinsen auf Staatsanleihen noch immer zu hoch.

Die Fiskalpolitik sei immer noch prozyklisch, besonders sichtbar bei der Entwicklung der öffentlichen Investitionen, kritisierte Landesmann. Impulse würden weiter abnehmen, was auch negative Auswirkungen auf die öffentlichen Investitionen habe. Allerdings geht Landesmann nicht davon aus, dass sich die Situation bei den Staatsschulden verbessern werden, solange es kein substanzielles Wachstum gibt.

Das Ausscheiden Kroatiens aus der Freihandelszone CEFTA als Folge der EU-Mitgliedschaft wird nach Ansicht des WIIW-Experten Mario Holzner keine dramatische Veränderungen für die Handelsströme des EU-Neulings mit sich bringen. Schon jetzt gehen 60 Prozent der kroatischen Exporte in die EU, künftig dürften sie um 2,2 Prozentpunkte zulegen. Rund ein Fünftel der kroatischen Ausfuhren geht in die CEFTA-Staaten am Westbalkan. Hier rechnet er mit einem Rückgang um 0,7 Prozentpunkte.

"Der Eurozone ist es jetzt bewusst geworden, dass sie keine optimale Währungszone ist, Ökonomen wissen das schon lange", so Landesmann. Deshalb werde nun versucht, die makrökonomischen Ungleichgewichte zu verhindern. Das bedeute für einzelne Länder Anpassungsprozesse, die bisher an solche Ungleichgewichte gewohnt waren.

(GRAFIK 0825-13, Format 180 x 70 mm) (Schluss) lo/ivn

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