03.07.2008 12:57:00
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Wirtschaft warnt vor Folgen von Zinsschritt für Konsum
BERLIN (Dow Jones)--Hochrangige Vertreter von Wirtschaftsverbänden haben am Donnerstag vor negativen Folgen einer Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) für den Konsum in Deutschland gewarnt, aber auch schädliche Auswirkungen einer zunehmenden Inflation konstatiert.
"Steigende Zinsen drücken auf den Konsum", betonte Arndt G. Kirchhoff vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bei einer Veranstaltung der KfW Bankengruppe in Berlin zu den Auswirkungen der jüngsten Kreditkrise. Die Aufgabe der EZB sei allerdings "wie die Quadratur des Kreises", räumte der Vorsitzende des BDI-Mittelstandsausschusses ein. "Den Inflationsgefahren muss man begegnen, auf der anderen Seite beklagen wir aber in Deutschland mangelnden Konsum". Die Auswirkungen hingen auch von dem Ausmaß der für Donnerstag erwarteten Zinsanhebung ab.
KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch betonte, eine Erhöhung werde erwartet. "Es wird sich unmittelbar erst einmal gar nichts ändern", sagte er voraus. "Drei bis sechs Monate später zeigt sich die Bremswirkung einer Anhebung." Erst einmal müsse eine Leitzinserhöhung über verschiedene Transmissionskanäle in das Bankensystem hineinwirken.
Die Geschäftsführerin des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), Monika Dürrer, warnte konkret vor negativen Folgen einer Zinserhöhung für diese Branche. "Wenn da wieder eine Bremse draufkommt, ist es für den Einzelhandel äußerst schlecht", sagte sie. "Es wäre ein schlechtes Signal, wenn wir von der Seite die Binnenkonjunktur, die noch nicht angesprungen ist, gleich wieder beerdigen würden", mahnte Dürrer.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), Gerhard Handke, unterstrich hingegen, ein Zinsschritt sei "ordnungspolitisch sinnvoll" und zur langfristigen Wahrung der Geldwertstabilität geboten. "Wir sind der Ansicht, dass langfristig Geldwertstabilität Vorrang hat", betonte er. Der Binnenwirtschaft tue es zwar nicht gut, wenn die Zinsen angehoben würden, die EZB sei aber der Geldwertstabilität verpflichtet. "Langfristig ist das das A und O." Dies gelte auch unter sozialen Gesichtspunkten, denn nichts sei unsozialer als Inflation.
Handke forderte, die Politik solle sich nicht in die Arbeit der EZB einmischen, da diese selber wisse, was zu tun sei. "Viel wichtiger ist, dass die Politik für vernünftige Rahmenbedingungen sorgt", hob er hervor. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hatte der EZB unter anderem zu bedenken gegeben, "sich auch über die Ambivalenz im Klaren zu sein, die Zinserhöhungen nach sich ziehen".
-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com DJG/ank/hab (END) Dow Jones Newswires
July 03, 2008 06:54 ET (10:54 GMT)
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