Wie erwartet wird die EZB die Zinssätze in diesem Jahr wieder in den positiven Bereich bringen. Nach acht Jahren negativer Zinsen und QE beendet die EZB damit eine Ära. Sie hat angekündigt, die Zinsen im Juli um 25 Basispunkte anzuheben und im September möglicherweise um 50 weitere Basispunkte zu erhöhen.

Die wichtigste Frage im Euroraum lautet: Was wird die EZB tun, um steigende Renditen in der Euro-Peripherie einzudämmen, wenn sich die finanziellen Bedingungen verschärfen? Die Reaktion dieser Anleihen erschwert die geldpolitische Aufgabe der EZB. Wir glauben aber, dass sie auf die Risiken der Peripherie achten wird. Bemerkenswerterweise wurden bei der heutigen Entscheidung keine Einzelheiten darüber genannt, wie die EZB mit einer Spaltung Europas in diesem Kontext umgehen würde. Als Konsequenz stiegen die Spreads der Peripherieländer auf ein Zweijahreshoch. Der Markt interpretierte eine mögliche fiskalische Unterstützung somit als „taubenhaft“ – also als womöglich lockere geldpolitische Aussichten, um eine Fragmentierung des Euroraums zu bekämpfen.

Der US-Einkaufsmanagerindex – ohne Einzelhandel – ließ zuletzt auf ein anhaltendes Wirtschaftswachstum schließen. In Deutschland weist der aktuelle Geschäftsklimaindex ebenfalls auf Optimismus hin und liegt höher als während der Euro-Staatsschuldenkrise. Das wird die EZB bei ihrer Zinserhöhung im Juli trösten. Dennoch wird die Notenbank wohl weiterhin von den Daten abhängig sein, um beurteilen zu können, ob sie mit einer straffen Geldpolitik eine Rezession und einen drastischen Rückgang der Nachfrage riskiert.

An den Märkten erwarten wir einen Anstieg der Anleiherenditen und eine Verflachung der Kurven. Zudem gehen wir davon aus, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar schwach bleiben wird. Die EZB hinkt der Fed immer noch hinterher, und im Vergleich zur US-Wirtschaft ist das Risiko einer Stagflation im Euroraum höher.

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Foto: Lale Akoner
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Quelle: fixed-income.org - Die Plattform für Investoren und Emittenten am Anleihenmarkt.