14.03.2014 19:32:32

Börse Frankfurt/Anleihen: Aber bitte ohne Risiko

14. März 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Derzeit richten sich alle Augen gen Osten: Am Sonntag steht die Volksabstimmung zum Anschluss der Krim an Russland an. Angela Merkel hat Moskau abermals mit weiteren Sanktionen gedroht, unter denen nicht nur die russische, sondern auch die deutsche beziehungsweise europäische Wirtschaft stark leiden würde. Anleger setzen angesichts dieser Unsicherheiten daher lieber wieder auf als sicher geltende Bundesanleihen und - wie in den Vorwochen - Anleihen der europäischen Peripherie.

Der Euro-Bund-Future hat sich nach dem Kursrutsch Ende vergangener Woche wieder erholt, am heutigen Freitagnachmittag notiert der Indikator für langfristige Zinserwartungen bei 143,69 Punkten nach 142,32 vor einer Woche. Zehnjährige Bundesanleihen werfen eine Rendite von 1,52 Prozent ab nach 1,64 Prozent vergangenen Freitag.

Der Trend hin zu erneut niedrigeren Zinsen könnte sich durch eine weitere geldpolitische Lockerung in der Eurozone noch verstärken. "EZB-Chef Draghi hat am gestrigen Donnerstag geäußert, dass die Notenbank weitere geldpolitische Maßnahmen vorbereitet, um die Eurozone vor einer Deflation zu schützen" , berichtet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. "Außerdem werden die Auswirkungen des extrem hohen Eurokurses auf die Unternehmensgewinne und damit den Aktienmarkt derzeit noch unterschätzt."

Rekordniedrige Zinsen für Irland und Italien

Auch Anleihen europäischer Peripheriestaaten bleiben beliebt. "Die Staatsanleihen Spaniens, Italiens und Portugals hatten stärkere Renditerückgänge zu verzeichnen als vergleichbare deutsche Bonds", erklärt Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Irland platzierte am gestrigen Donnerstag bei der ersten regulären Anleiheauktion seit 2010 ein zehnjähriges Papier im Volumen von mehr als einer Milliarde Euro. Der Zins lag mit 2,967 Prozent auf einem Rekordtief. Auch Italien konnte sich am Donnerstag so günstig wie noch nie verschulden.

Weg mit russischen und ukrainischen Papieren

Stopp

Russische Staatsanleihen mussten in den vergangenen Tagen allesamt Federn lassen, wie Klaus Stopp von der Baader Bank berichtet. "Dabei scheint sich für Titel, die in Euro notieren - wie bei einer Anleihe (WKN A1HQXU) mit Laufzeit bis September 2020 - ein gewisser Bodensatz zu bilden." Der Bond notiert aktuell bei 99 Prozent nach über 103 im Februar, das entspricht einer Rendite von 3,79 Prozent. Dasselbe gelte für russische Anleihen in US-Dollar (WKN 249138). Unter Druck geraten seien auch ukrainische Papiere, etwa ein auf Euro lautender Titel (WKN A0GGXG) mit Laufzeit bis Oktober 2015. Hier ist der Kurs nach 99 Prozent Mitte Januar inzwischen auf 83,5 Prozent gefallen, was eine Rendite von fast 18 Prozent ergibt. Ebenso litten in US-Dollar notierte ukrainische Staatsanleihen unter der Krim-Krise (WKN A1A1H5).

Riskante Unternehmensanleihen abstoßen

Brunner

Für den Handel mit Corporate Bonds meldet Arthur Brunner von ICF Kursmakler hohe Umsätze am heutigen Freitag in der Anleihe der österreichischen Skandalbank Hypo Alpe Adria (WKN A0G0JA). "Der Kurs ist heute von 94,357 auf 98,4 Prozent gesprungen", berichtet der Händler. "Es gibt wohl Hoffnung, dass es doch nicht zur Insolvenz kommt." Der österreichische Finanzminister Michael Spindelegger hat heute geäußert, dass die Risiken beim Insolvenzszenario zu groß seien.

Insgesamt gilt auch bei Unternehmensanleihen: lieber kein Risiko. "Kursverluste gibt es zum Beispiel bei der neuen ThyssenKrupp-Anleihe (WKN A1R041)", erklärt Brunner. Aber auch viele Mittelstandsanleihen seien betroffen, etwa Eterna (WKN A1REXA). "Der Kurs ist zwischenzeitlich auf 86 Prozent gefallen, liegt jetzt aber wieder bei 93 Prozent."

Die Anleihe der SeniVita Sozial gGmbH (WKN A1KQ3C) kam Hellwig zufolge in den vergangenen beiden Tagen ebenfalls unter Abgabedruck. Dabei habe das Unternehmen am Mittwoch bekannt gegeben, dass das Angebot von Pflegeeinrichtungen nach dem modernsten Standard weiter ausgebaut worden sei. "Trotzdem gab der Preis von 105 auf 99,75 Prozent nach, auch weil die Orderbücher eher dünne Geldseiten hergaben."

Wie Daniel meldet, war unterdessen eine sehr hoch verzinste Anleihe des belgischen Sanitärtechnikanbieters Ideal Standard (WKN A1GQNE) mit Kupon von 11,75 Prozent und Laufzeit bis 2018 in dieser Woche extrem gesucht. "Der Kurs kletterte um etwa 10 Prozentpunkte auf aktuell 88,5 Prozent, aus keinem offensichtlichen Grund."

Niedriges Risiko = sehr niedrige Kupons

Wieder gab es diverse Neuemissionen, allerdings dürften die Zinsen viele Anleger eher enttäuschen: Die Deutsche Bahn emittierte eine 15-jährige Anleihe (WKN A1UDVX) mit Kupon von 2,75 Prozent. Mit noch weniger müssen sich Anleger bei einer neuen KfW-Anleihe (WKN A1R07X) bescheiden, die bis 2019 läuft und einen Kupon von 0,875 Prozent aufweist. Bis zum Jahr 2076, also - theoretisch - 62 Jahre läuft eine neue Hybridanleihe des Energieversorgers ENBW (WKN A11P78) mit Kupon von 3,625 Prozent, die allerdings schon vorher gekündigt werden kann. Hybridanleihen sind nachrangig, d.h. im Insolvenzfall werden erst einmal andere Gläubiger bedient.

Projekteanleihe ab Montag in der Zeichnung

Ab Montag kann eine neue Anleihe über die Börse Frankfurt gezeichnet werden: Die Projektgesellschaft GEWA begibt für die Baufinanzierung des in Fellbach bei Stuttgart geplanten GEWA Tower einschließlich Umrandungsbebauung eine erstrangig besicherte Projektanleihe (WKN A1YC7Y) im Volumen von bis zu 35 Millionen Euro, Laufzeit von 4 Jahren und Festzins von 6,5 Prozent. Gehandelt wird die Anleihe später im Entry Standard der Börse Frankfurt. Der Bond wurde von Creditreform mit der Ratingnote BBB (Investment Grade) versehen.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG © 14. März 2014

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