29.01.2011 10:03:30

Börse Frankfurt/Anleihen: Mit neuem Fokus

28. Januar 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Eurokrise ist von den Titelseiten verdrängt. Marktteilnehmer haben jedoch bereits ein neues Thema. "Inflation wird uns wohl in den nächsten Wochen beschäftigen", meint Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Zum Wochenbeginn seien schwache Konjunkturdaten aus Großbritannien gemeldet worden, die die Rentenmärkte nach oben gehievt hätten, am Mittwoch seien sie nach Bekanntgabe deutschen Importpreise aber gehörig unter Druck gekommen. "Die Importpreise sind im Monat Dezember um 2,3 Prozent auf Monatsbasis gestiegen, und damit so stark wie seit 29 Jahren nicht mehr", sagt der Skontroführer für Anleihen. "Zusätzlich steigen auch die Preise für Agrarprodukte auf den Weltmärkten."

Die Märkte scheinen langsam wieder Vertrauen in die Bemühungen der Politik zum Erhalt des Euroverbundes zu finden. Am Mittwoch stand die Auktion von 2 Milliarden Euro an dreißigjährigen Bundesanleihen an, und die verlief sehr schleppend. Obwohl mit 3,58 Prozent 25 Basispunkte mehr geboten wurden als bei der Auktion im Juli vergangenen Jahres, gingen lediglich Gebote über 1,972 Milliarden Euro ein, von denen 1,616 Milliarden Euro bedient wurden. Gleichzeitig konnten Spanien und Italien erfolgreich Geldmarktpapiere zu deutlich geringeren Zinssätzen als zuletzt platzieren.

Einen regelrechten Run gab es am Dienstag auf die erste Anleihe des EFSF, dem EU-Rettungsfonds. Innerhalb von 15 Minuten wurden Gebote über 44 Milliarden Euro abgegeben, fast das Neunfache des angebotenen Volumens von fünf Milliarden Euro. Der größte Anteil, 37 Prozent, ging an Anleger aus Asien. Japan alleine hat 20 Prozent der Anleihe übernommen. 15 Prozent gingen nach Großbritannien, 12 Prozent nach Deutschland", erzählt Gregor Daniel von der Wertpapierhandelsgesellschaft Walter Ludwig.

Dass die massive Überzeichnung des Bonds nun von mancher Seite als Riesenerfolg beschrieben werde, sollte eher zur Vorsicht mahnen, kommentiert Klaus Stopp von der Baader Bank die Emission. "Denn wer garantiert, dass mit dem gelungenen Emissionsdebüt des Rettungsfonds nicht Stimmung gemacht wird für das, was da noch kommen soll? Das könnte nämlich die Emission des ersten Eurobonds sein, für den der Boden jetzt bereitet wird." Marktteilnehmer hätten die hohe Nachfrage nach dem Bond als unrealistisch bewertet. Denn es sei typisch für Investoren, dass bei gefragten Neuemissionen die Zeichnungssumme hoch getrieben werde, damit die Zuteilungssumme möglichst hoch ausfällt.

Irland wird 3,3 Milliarden des eingesammelten Kapitals erhalten, die übrigen 1,7 Milliarden sollen für Bonitätsverbesserungen vorgehalten werden. "Damit soll gewährleistet werden, dass das Rating von AAA stabil bleibt. Nun liegt es jedoch an Irland, die Verbindlichkeiten auch fristgerecht und ordentlich zurückzubezahlen", berichtet Stopp.

Das Papier - fällig im Juli 2017 und mit einem Kupon von 2,75 Prozent ausgestattet- ist seit gestern an der Börse Frankfurt im Handel (WKN A1G0AA). Wie die Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank melden, sind bereits gute Umsätze zu beobachten. Die Anleihe läuft fünf Jahre und hat einen Kupon von 2,75 Prozent. Die ursprüngliche Rendite lag 8 Basispunkte über dem als Referenz dienenden Mid-Swap Satz. Bei einem Kurs von 99,34 beträgt die Rendite 2,884 Prozent.Der Euro Bund-Future bewegte sich die vergangenen Tage in einem Band zwischen 123,23 und 124,3 Prozentpunkten. Eine zehnjährige Bundesanleihe bringt eine Rendite von 3,2 Prozent.

USA mit Schuldensorgen

Dass die Rentenmärkte nicht noch deutlicher ins Minus geraten sind, lag an den Arbeitslosenzahlen aus den USA, die erheblich schlechter als erwartet ausgefallen sind. Noch am Anfang der Woche hatte der IWF seine Wachstumsprognose für das Jahr 2011 von 2,3 auf 3 Prozent angehoben, was einige als Hinweis auf ein baldiges Ende der ultralockeren Geldpolitik deuteten. "Da zu den Aufgaben FED im Gegensatz zur EZB aber auch die Beschäftigung gehört, ist bezüglich der Geldpolitik wieder alles offen", erläutert Brunner. Sorgen bereitet den Marktbeobachtern zunehmend auch die Verschuldung der USA. "Obama selbst sagt, die USA muss aufpassen, dass das Land nicht unter einem Schuldenberg begraben werde", meint dazu Daniel. Die Rating Agentur Moody's habe zudem verlauten lassen, dass sie eine Abstufung der Vereinigten Staaten nicht mehr ausschließe.

Japan abgestuft

Was den USA eventuell bevorsteht, hat Japan bereits erreicht. Am Donnerstag senkte die Ratingagentur Standard&Poors die Bonität Japans um eine Stufe auf "AA-", was hauptsächlich am hohen Verschuldungsgrad von über 200 Prozent den BIP liegt.

Eon beabsichtigt eine Anleihe zurückzukaufen

Wie Klaus Stopp meldet, beabsichtigt Eon eine bestehende Anleihe in einem Wert von 3 Milliarden Euro zurückzukaufen. Mit der Ankündigung sei zu erkennen, welche Zinsstrategie der Konzern verfolge. "Denn mit dem Rückkauf und einer möglichen Neuvergabe geht der Konzern davon aus, dass der Kupon für zukünftige Anleihen steigen wird. Mit einer reinen Refinanzierung wäre es hier nicht getan, da entsprechende Kapitalkosten finanziert werden müssten." Ende Januar sollte es nähere Informationen geben.

Starker Euro lockt Anleger

Der sich im Moment verteuernde Euro lässt einige Marktteilnehmer nach Gewinnen in anderen Währungen suchen. Gegenüber dem Euro abgeschwächt ist der australische Dollar (siehe auch Börse Frankfurt News vom 27.1.2011). Eine neue Anleihe der Nestlé (WKN A1GLH8), notiert in australischen Dollar, kommt bei Investoren gut an. Das Papier ist mit 5,5 Prozent verzinst und läuft bis Januar 2016. Ebenso neu im Handel ist eine Anleihe der niederländischen Rabobank in norwegischen Kronen. Die Anleihe trägt einen Kupon von 3,375 Prozent bei einer Laufzeit bis zum März 2014. Kleinste Stückelung sind 10.000 norwegische Kronen (WKN A1GKVY).

Auch die neue BMW-Anleihe (WKN A1GLL5) wird von Investoren gesucht. Das Papier wird im Januar 2016 zurückbezahlt und rentiert bei einem Kurs von 99,48 mit 3,34 Prozent.

© 28. Januar 2011 / Dorothee Liebing

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