FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 6. August 2010. Gute Unternehmensergebnisse und bessere Stimmung gegenüber der Konjunktur katapultieren den deutschen Aktienindex in ein Jahreshoch. Der Bund-Future segelt aber auch hoch am Kurs. Marktteilnehmer sehen sich in einer nicht alltäglichen Situation.

Die Nachricht über das zunehmende Wachstum der europäischen Dienstleistungs- und Industriewirtschaft verhalf dem Anleihemarkt zu einem guten Wochenstart. Auch die erfreulichen Quartalsergebnisse von Deutsche Post und BMW hätten die Entwicklung unterstützt, berichten die Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank. "Gleichwohl muss man anmerken, dass derzeit sowohl Aktien- als auch Anleihemärkte kräftig gestiegen sind, eine normalerweise unübliche Entwicklung", sagt ein Händler. Der DAX© notiert auf einem Jahreshoch und der Bund-Future nahe seinem Allzeithoch. "Das ist eine Marktlage, die nicht allzu lange Bestand haben sollte", kommentiert Arthur Brunner von ICF Kursmakler die derzeitige Situation. Es seien wohl die schwachen Konjunkturdaten aus den USA, die den dortigen Rentenmarkt nach oben gezogen hätten und in dessen Schlepptau der Bund-Future weiterhin sehr fest notiere. "Europa ist im Moment etwas aus dem Fokus geraten und man richtet im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Rentenmärkte den Blick nach Amerika", meint Brunner. Denn anders sei es nicht zu erklären, dass trotz weiterer Entspannung der finanziellen Lage in den Europeripheriestaaten weiterhin die Nachfrage nach sicheren Bundesanleihen deren Kurse nach oben treibe. Zudem habe die EZB ihr umstrittenes Staatsanleihekaufprogramm in der Vorwoche mit 80 Millionen Euro fast auf Null zurückgefahren. In der Spitze hatte die EZB auf dem Höhepunkt der Eurokrise 16 Milliarden an Staatsanleihen in einer Woche am Markt gekauft. Das Gesamtvolumen der zurückgekauften Staatsanleihen beträgt mittlerweile 60,5 Milliarden Euro. Auch die sehr gute Auftragslage der deutschen Industrie konnte die Rentenmärkte überraschenderweise nicht negativ beeinflussen.

Aufgrund der besseren Unternehmensergebnisse und der besser als erwartet ausgefallenen US-Konjunkturdaten zeigte sich der US-Bondmarkt in bester Stimmung. Diesem konnte sich unser Markt nicht entziehen und folgte in den positiven Bereich. Trotzdem: Der konjunkturelle Aufschwung in den USA scheint in Stocken geraten zu sein, vor allem die Lage am dortigen Arbeitsmarkt verdirbt die Konsumlaune. Da können auch die am Mittwoch veröffentlichen Zahlen zur Beschäftigung nicht ablenken. Dort waren im Monat Juli 12.000 Beschäftigte mehr gemeldet worden als erwartet, allerdings bei einer Gesamtbeschäftigtenzahl von etwa 106 Millionen. "Dass die Aktienmärkte diese Zahl zum Anlass nahmen, ein Kursfeuerwerk zu entfachen, erscheint doch stark überzogen", resümiert der Skontroführer für Anleihen. Außerdem komme der Immobilienmarkt nach Auslaufen eines staatlichen Förderprogramms Ende April immer noch nicht richtig in die Gänge. "Daher wird der monatliche Arbeitsmarktbericht aus den USA von heute Nachmittag mit Spannung erwartet, da dieser im Moment einen großen Einfluss auf die Märkte hat."

Der Bund-Future klettert diese Woche von 128 auf 129,55 Punkte. Eine Bundesanleihe mit zehnjähriger Restlaufzeit bringt eine Rendite von 2,55 Prozent.

Genussscheine im Fokus

Da das derzeitige Renditeniveau wenig Anreize für die Anleger bietet, waren die Umsätze diese Woche sehr dünn. Zudem sind auch viele Marktteilnehmer im Urlaub. Auch bei Neuemissionen gab es nach dem Rekordmonat Juli eine Verschnaufpause. Nachfrage von Kleinanlegern gibt es bei Stufenzinsanleihen. Auch eine Nachranganleihe der IKB (WKN 273032) ist weiterhin von den Anlegern gefragt, obwohl die Rendite bis zu Fälligkeit Mitte Juli 2013 aufgrund des gestiegenen Kurses nur noch 9,26 Prozent beträgt. Auch Genussscheine von Banken werden vereinzelt nachgefragt, z.B. ein Genussschein der WestLB (WKN 712027). Nachdem die Commerzbank einen Gewinn für 2010 in Aussicht gestellt hat, belebte sich der Handel im letzten verbliebenen Genussschein der Bank (WKN 803205). Bei größeren Umsätzen habe sich der Preis zwischen 96,10 und 97,10 Prozent bewegt.

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© 6. August 2010 / Dorothee Liebing

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)