Von Claudia Nehrbaß

   Konjunkturskepsis hat den US-Anlegern am Mittwoch die Lust auf Aktien verdorben. Ermutigende Quartalsbilanzen heimischer Unternehmen vermochten das nicht zu ändern. Daneben brachte sich die Ebola-Seuche mit einem neuen Fall in den USA in Erinnerung. Die Investoren flüchteten sich in Anlagen, von denen sie sich mehr Sicherheit versprachen: Das waren vor allem Staatsanleihen, aber auch Gold.

   Der Dow-Jones-Index verlor 1,1 Prozent auf 16.142 Punkte. Im Verlauf hatte der Index bis auf 15.855 Punkte nachgegeben, ehe im späten Geschäft Gelegenheitskäufe einsetzten. Der S&P-500 fiel um 0,8 Prozent und der Nasdaq-Composite um 0,3 Prozent. Die Kurse der US-Anleihen legten dafür kräftig zu; die Rendite zehnjähriger Anleihen fiel zeitweise unter 2,00 Prozent. Im späten Handel lag sie mit 2,11 Prozent um 10 Basispunkte niedriger als am Dienstagabend. Die Feinunze Gold stieg um 0,9 Prozent bzw 10,50 auf 1.244,80 Dollar.

   Beobachter verglichen das Marktgeschehen mit den Ereignissen auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2008. Vor allem Hedgefonds hätten sich von großen Stücken getrennt, um Verluste zu minimieren oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Die Verkaufswelle habe auch Aktien großer US-Unternehmen getroffen, die in den vergangenen Wochen überdurchschnittlich gut gelaufen seien.

   David Rosenberg von Gluskin Sheff hatte gleichwohl ein Trostpflaster für die verunsicherten Investoren. Er sieht in den jüngsten Kursverlusten keinen Bärenmarkt, der sich hartnäckig halten würde, sondern nur eine Korrekturphase, die wohl schon zu zwei Dritteln abgeschlossen sei.

   Am Aktienmarkt war das Umsatzvolumen mit 1,22 (Dienstag: 0,97) Milliarden gehandelten Aktien ungewöhnlich lebhaft. Auf 1.503 Kursgewinner kamen 1.702 -verlierer. Unverändert schlossen 65 Titel.

   Vorbörslich veröffentlichte Konjunkturdaten weckten Zweifel an der Tragfähigkeit der Wirtschaftserholung in den USA. Der von der New Yorker Fed ermittelte Empire State Manufacturing Index ging im Oktober drastisch zurück. Die Einzelhandelsumsätze verringerten sich im September ebenfalls deutlicher als erwartet. Besonders die Kaufzurückhaltung der Amerikaner machte die Wall Street nervös, gilt der private Konsum doch als tragende Säule der US-Wirtschaft.

   Der Wirtschaftsbericht Beige Book der US-Notenbank las sich ein wenig verhaltener als zuvor. Während die Federal Reserve in der vorigen Ausgabe des Berichts in all ihren zwölf Bezirken ein moderates Wachstum festgestellt hatte, schrieb sie dies in ihrem jüngsten Bericht nur noch elf Bezirken zu.

   Mit Sorge blickten die US-Anleger auch auf den alten Kontinent, denn die Probleme Europas dürften auf längere Sicht auch an der US-Wirtschaft nicht spurlos vorbeigehen. In Deutschland stagnierten die Verbraucherpreise im September auf Monatssicht, was wiederum Deflationsängste befeuerte und die europäischen Börsen auf Talfahrt schickte.

   Am Devisenmarkt wogen die enttäuschenden US-Konjunkturdaten indessen schwerer als europäische Wirtschaftsschwäche. Der Dollar, der in jüngster Zeit wegen der trüben Konjunkturaussichten Europas und der gegenläufigen Zinspolitik von EZB und US-Notenbank gesucht war, gab in Reaktion auf die Daten zum Euro kräftig nach. Wenn die US-Wirtschaft nicht so gut läuft wie vermutet, so das Kalkül der Anleger, dann dürfte sich die Federal Reserve mit ihrer ersten Zinserhöhung etwas mehr Zeit lassen. In der Spitze wurden für einen Euro 1,2887 Dollar gezahlt. Im späten US-Handel waren es noch rund 1,2810 Dollar. Vor Bekanntgabe der Daten notierte die Gemeinschaftswährung jedoch deutlich unter 1,27 Dollar.

   Die US-Ölpreise hielten sich trotz der Aussicht auf eine konjunkturbedingt geringere Nachfrage recht stabil. Der schwächere Dollar verhinderte stärkere Abgaben, denn er verbilligte Öl für Käufer aus Nicht-Dollar-Ländern. Außerdem waren die Preise sowohl für die US-Sorte WTI als auch für Nordseeöl der Sorte Brent am Dienstag schon um über 4 Prozent eingebrochen, unter anderem weil die OPEC des rückläufigen Bedarfs keine Anstalten macht, ihre Fördermenge zu senken. WTI ermäßigte sich am Mittwoch um 0,1 Prozent bzw 0,06 Dollar auf 81,78 Dollar. Brent stand allerdings erneut stärker unter Druck und verbilligte sich um 1,5 Prozent bzw 1,26 Dollar auf 83,78 Dollar.

   Bei den neuen Quartalszahlen hatte die Bank of America überzeugt. Der Verlust fiel bei weitem nicht so hoch aus wie befürchtet. Gleichwohl verlor die Aktie 4,6 Prozent. Am Vorabend hatte bereits Intel positiv überrascht. Die Aktie gab dennoch 2,7 Prozent ab.

   Der Kurs von AbbVie stieg nach anfänglichen Verlusten um 0,9 Prozent. Die Anleger nahmen es dem Pharmakonzern offenbar nicht nachhaltig übel, dass er den Kauf von Shire für 54 Milliarden Dollar nochmals überdenkt. Grund sind neue Bestimmungen des US-Finanzministeriums, die die Übernahme weniger attraktiv machen.

   Kurz vor Handelsschluss gab Wal-Mart noch eine Gewinnwarnung aus. Die Aktie des Einzelhandelsriesen schloss um 3,6 Prozent niedriger.

   Die Ebola-Seuche befeuerte die Kurse der Hersteller von Schutzanzügen. So schossen die Aktien von Lakeland Industries um 10,1 Prozent nach oben, die von Alpha Pro Tech um 11,8 Prozent. Aktien von Fluggesellschaften verzeichneten dagegen Verluste. United Continental Holdings büßten 1,4 Prozent ein und Delta Air Lines 1,3 Prozent.

INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.141,74 -1,06 -173,45 S&P-500 1.862,49 -0,81 -15,21 Nasdaq-Comp. 4.215,32 -0,28 -11,85 Nasdaq-100 3.785,97 -0,64 -24,48

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.28 Di, 17.35 Uhr EUR/USD 1,2812 1,32% 1,2645 1,2663 EUR/JPY 135,88 0,10% 135,75 135,61 EUR/CHF 1,2064 -0,09% 1,2075 1,2074 USD/JPY 106,07 -1,20% 107,36 107,09 GBP/USD 1,5978 0,44% 1,5908 1,5928

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   October 15, 2014 16:12 ET (20:12 GMT)

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