19.04.2011 13:54:25
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ETFs und Fonds Luft nach oben ist dünn
Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Einzelne Ideen und Trends schwimmen gegen den eher vorsichtigen Gesamtmarkt, z. B. Indexfonds mit Midcaps, chinesischen und koreanischen Aktien, Short-Strategien zum Bund-Future oder einzelne aktiv verwaltete Mischfonds, so die Deutsche Börse AG.
Im Vergleich zu den Vormonaten seien die Umsätze deutlich verhaltener, würden die Market Maker unisono berichten. Die Rating-Delle der USA, wieder aufflammende Diskussionen um die Schuldenlast Griechenlands - aktuell noch verstärkt durch das Wahlergebnis in Finnland -, hätten die Anleger gebremst.
Bastian Ohta von UniCredit wünsche sich mehr Investoren, sehe aber auch, dass der Markt deutlich tiefer stehen sollte und die Risikobereitschaft bereits sehr hoch sei. Bernardus Roelofs von Flow Traders diagnostiziere Unsicherheit. "Die Luft nach oben ist dünn."
Frank Mohr, ETF-Händler bei der Commerzbank, fasse zusammen. "Nach dem Downgrade der USA durch S&P ziehen die Verkäufe an." Die Rating Agentur Standard & Poor's habe am Montag den Ausblick für das langfristige Rating - derzeit AAA - von stabil auf negativ gesenkt. Anleger würden sich von ETFs auf US-Indices wie MSCI USA (ComStage ETF MSCI USA TRN I) und S&P 500 (iShares S&P 500 (DE)) trennen.
Aber auch Tracker auf die anderen großen Indices wie Dax und EURO STOXX 50 würden abgegeben. "In einem Verhältnis der Käufer zu Verkäufer von etwa 85 zu 15 Prozent", konkretisiere Mohr. "Wenn solche News kommen, reagieren Anleger schnell in den wichtigen Indices." Vor der Meldung seien auch breit gestreute ETFs, zum Beispiel auf den STOXX 600 (iShares STOXX Europe 600 (DE)), noch gesucht gewesen.
Ungeachtet dessen seien einige auch eingestiegen, aber eher im Small- und Midcap-Bereich, zum Beispiel in den iShares MDAX (DE) (iShares MDAX (R) (DE)), wisse Mohr.
Im Hinblick auf die Region sehe die Commerzbank überwiegendes Interesse in Nischen. Gekauft würden Indexfonds mit koreanischen und chinesischen Aktien (db x-trackers MSCI KOREA TRN INDEX ETF 1D), wobei die Umsätze auch eher auf Nischen-Niveau seien.
Ohta berichte von auffälligem Interesse an ETFs mit italienischen Aktien. International würden in Italien notierte, an den dortigen Leitindex MIB gekoppelte ETFs nachgefragt. In Frankfurt seien zwei Produkte im Angebot, und zwar von der Credit Suisse (CS ETF (IE) on FTSE MIB B) und ein db x-tracker (db x-trackers FTSE MIB INDEX ETF 1D).
Mehrheitlich verkauft - konkret in einem Verhältnis von vier zu eins - würden an russische Aktienindices (LYXOR ETF Russia (DJ RUSINDEX TITANS 10) A) gekoppelte ETFs. Auch bei ETFs mit osteuropäischen (Lyxor ETF Eastern Europe (CECE EUR)) und mit türkischen (Lyxor ETF Turkey (DJ Turkey TITANS 20)) Werten hätten die Abgeber dominiert, wie Roelofs ergänze.
Im Handel mit Branchen-ETFs würden vor allem die hohen Umsätze in Indexfonds auf Bankaktien auffallen. Angesichts der Griechenland-Diskussion hätten sich Investoren von Anteilen an Portfolios mit europäischen Bankaktien getrennt, wie die Market Makers unisono beobachten würden.
Auch beim Bund-Future dominiere eine Richtung, verkaufen oder gar short gehen. Mohr bringe es auf den Punkt: Während sich Anleger im betrachteten Zeitraum von gehebelten ETFs getrennt hätten, die an den Zinsbarometer gekoppelt seien (ComStage ETF Commerzbank Bund-Future Leveraged TR I), würden ihre Short-Pendants (ComStage ETF Commerzbank Bund-Future Double Short TR I) gekauft, ebenfalls mit Hebel. Die Zweifel an der Bonität der USA hätten natürlich auch die Rentenmärkte bewegt. Der Bund-Future, der als Maß für die langfristigen Zinserwartungen gelte, sei auf die Downgrade-Meldung hin ins Rutschen gekommen und auch technisch angeschlagen, wie Ralf Umlauf, Rentenanalyst bei der Helaba zusammenfasse.
Die globalen Ereignisse würden natürlich ebenso den Handel mit aktiv verwalteten Fonds bestimmen. "Auch die Einstufung des Störfalls von Fukushima als katastrophaler Unfall hat nach unserer Beobachtung einen Verkaufsrutsch ausgelöst", fasse Ivo Orlemann von ICF Kursmakler den börslichen Fondshandel zusammen. "Nun herrscht Ruhe. Die Ängstlichen haben verkauft, die Zugreifer bleiben aus." Geringe Umsätze melde auch Andreas Kehnen von der Baader Bank, es hätten die Impulse gefehlt.
Abgeber würden Fonds mit deutschen Aktien sehen, wisse Kehnen. Einige Anleger hätten sich beispielsweise von dem Fidelity Funds - European Aggressive (Fidelity Funds - European Aggressive Fund A (EUR)) getrennt, hätten sich aber Anteile an internationalen Portfolios in die Depots gelegt. Gekauft würde zum Beispiel der StarCapital - Pergamon A mit einem breiten Fokus auf die Roh- und Grundstoffindustrie sowie ARERO - Der Weltfonds .
Orlemann beobachte in den sonst rege gehandelten Portfolios ein stetiges Grundrauschen in beide Richtungen, etwa beim Carmignac Patrimoine (carmignac patrimoine).
In dem eher ruhigen Umfeld würden vor allem Immobilienfonds den Spezialisten Orlemann beschäftigen. Die beiden von der Rücknahme ausgesetzten Portfolios wie der SEB ImmoInvest (SEB ImmoInvest P) würden rege nach Buch gehandelt und im grundbesitz europa RC hätten die Verkäufer dominiert.
Unterschiedliche Marktmeinungen bei vergleichsweise hohen Einzelumsätzen würden zu Zukäufen beim DWS Geldmarkt PLUS und Abgängen aus dem MEAG ProZins (MEAG ProZins A) führen. (19.04.2011/fc/a/f)
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