28.01.2013 15:49:00

Fahrenschon kritisiert zu viel Regulierung

DSGV-Präsident sieht Bogen bei Beratungsregulierung überspannt. Honorarberatung führe zu weniger Beratung.

MiFID-Richtlinie, Beratungsprotokoll, Produktinformationsblatt, Berater- und Beschwerderegister: Bei der Vielzahl der neuen Regulierungen für die Kundenberatung sieht Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), den Bogen überspannt. „Das Übermaß an Bürokratie sowie der Generalverdacht gegen Wertpapierberater sind dazu geeignet, der Wertpapierkultur hierzulande einen schweren Schlag zu versetzen", kritisiert er. Mit Blick auf das „Tag für Tag propagierte Modell der Honorarberatung“, drohe Deutschland zudem eine Zweiklassengesellschaft. Denn es werde verschwiegen, dass Honorarberatung nur etwas für Wohlhabende sei. „In der breiten Bevölkerung wird die Aufteilung schließlich dazu führen, dass am Ende weniger Beratung in Anspruch genommen wird“, erwartet der DSGV-Präsident. Dadurch würde dem Verbraucherschutz in Deutschland ein Bärendienst erwiesen.

„Als Sparkassen wollen wir nicht, dass in Deutschland eine Situation entsteht, bei der die öffentliche Hand einkommensschwachen Menschen so etwas wie ‚Beratungskostenzuschüsse‘ – ähnlich der Prozesskostenzuschüsse bei Gericht – bewilligen muss, damit wirklich alle Kunden sich Beratung leisten können“, so Fahrenschon. Beratung gegen Provisionen, wie sie z.B. Sparkassen, freie Berater und Volksbanken anbieten, sei sozial stabilisierend und müsse als solche erhalten bleiben.

Darüber hinaus fordert der Sparkassen-Präsident, die Bankenregulierung stärker zu differenzieren: „Zuerst müssen diejenigen Marktakteure reguliert werden, die das größte Risiko darstellen, bevor man sich über die Regulierung von kleinen und mittleren Kreditinstituten Gedanken macht.“ Die falsche Vorgehensweise bei der Regulierung sei insbesondere an drei Punkten zu erkennen: „An der mangelnden Betrachtung der Neben- und Wechselwirkungen der einzelnen Regulierungsvorhaben, an der unzureichenden Differenzierung nach unterschiedlichen Geschäftsmodellen der verschiedenen Marktteilnehmer und an der Tatsache, dass bevorzugt solche Regulierungsvorhaben in Angriff genommen werden, die am schnellsten umgesetzt werden können.“ Wo die größten Risiken lauern, werde dabei völlig außer Acht gelassen. Dies gelte besonders für Fragen der Schattenbankenregulierung, bei der ein konzentriertes internationales Vorgehen notwendig sei. „Dass man in Brüssel erst fünf Jahre nach Beginn der Finanzmarktkrise einen Richtlinienentwurf zur Schattenbankregulierung vorgelegt hat, halte ich für eine bedenkliche Reihenfolge angesichts der Risiken, die von diesem Sektor ausgehen“, prangert der Sparkassen-Chef an.

(PD)

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