12.07.2011 09:34:42

Fonds lieber keine Aktien

Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Sorgen um ein Übergreifen der Schuldenkrise auf Italien führen heute abermals zu einem Kursrutsch an den Börsen, schon gestern war der Dax um 2,3 Prozent eingebrochen, so die Deutsche Börse AG.

"Italien steht ganz stark im Fokus", kommentiere Vanessa Müller-Raidt von ICF Kursmakler. "Schon vergangene Woche setzen die Abgaben ein, seit gestern wird aber nur noch verkauft - und zwar quer Beet." Von Panikverkäufen wolle sie aber nicht sprechen: "Die Umsätze sind nicht besonders hoch, die Ferienzeit macht sich bemerkbar. Verkaufsdruck ist zwar da, aber nicht übermäßig." Die Leute hätten, anders als etwa nach der Japan-Katastrophe, durchaus überlegt gehandelt. "Wir hatten fast ausschließlich Verkäufe", meine auch Matthias Präger von der Baader Bank. Ihm zufolge seien die Umsätze gestern und heute "richtig hoch" gewesen.

Im Moment würden die Börsianer nicht nur ein Haar in der Suppe finden: Die EU-Finanzminister hätten sich bislang nicht auf ein neues Hilfspaket für Griechenland einigen können, dem Land sollten allerdings längere Laufzeiten für die Notkredite und niedrigere Zinsen gewährt werden. Unsicher sei weiterhin die Einbindung privater Gläubiger. Gleichzeitig spitze sich die Lage Italiens zu: "Mitte Juni versah Moody's das Rating Italiens mit einem negativen Ausblick. Meist folgt danach eine Rating-Herabstufung", erläutere die Commerzbank. Zu allem Übel seien gestern auch noch die Zahlen des US-Aluminium-Konzerns Alcoa, der traditionell den Auftakt zur Berichtssaison mache, enttäuschend ausgefallen. Außerdem finde das Ringen in den USA um die Erhöhung der Schuldenobergrenze kein Ende.

Deutsche, europäische, US-amerikanische und internationale Aktienfonds - die Anleger wollten im Moment von allen nichts wissen. Bei den Deutschland- und Europa-Fonds hätten sich Investoren etwa vom DWS German Equities Typ 0 (DWS German Equities Typ O), vom Spängler Quality Growth Europe (Spaengler Quality Growth Europe (T)) und vom Allianz RCM Thesaurus (Allianz RCM Thesaurus AT (EUR)) getrennt, wie Präger feststelle. Zugegriffen worden sei allenfalls beim Aktien Deutschland Wait or Go (Aktien Deutschland Wait or Go A (EUR)). "Bei internationalen Aktienfonds (DWS Internationale Aktien Typ O) gab es ebenfalls deutlich mehr Abgaben", ergänze Präger. "Käufe haben wir da gar nicht gesehen."

Auch Mischfonds wie dem Carmignac Patrimoine (carmignac patrimoine) und dem ETF-Dachfonds (ETF-DACHFONDS P) von Veritas Investment Trust gehe es nicht anders, hier würden sich Investoren laut ICF Kursmakler ebenfalls verabschieden. Bei dem eher auf langfristigen Erfolg abzielenden Ethna-Aktiv (Ethna-AKTIV E A) hätten sich Zu- und Abflüsse hingegen noch die Waage gehalten. Der Carmignac-Fonds verzeichne auf Sicht von sechs Monaten mittlerweile ein Minus von über 6 Prozent und habe mit hohen Mittelabflüssen zu kämpfen.

Etwas besser sehe es für den zuletzt extrem beliebten Ethna-Aktiv aus, doch auch dieser sei leicht unter Wasser. Das Fonds-Management investiere in liquide Mittel, Anleihen und bis zu maximal 49 Prozent in Aktien, konkret europäische Standardwerte. Auch bei den Anleihen stehe Qualität im Vordergrund. Der 2002 aufgelegte Fonds verwalte derzeit ein Vermögen von etwa 2,6 Milliarden Euro und werde von der Rating-Agentur Morningstar mit fünf von fünf möglichen Sternen bewertet. Zuletzt sei der Ethna-Aktiv allerdings in die Schlagzeilen geraten: Ein Fachmagazin habe dem Management vorgeworfen, entgegen den Versprechungen hohe Risiken einzugehen und sich zu stark in Hochzinsanleihen zu engagieren.

Auch Rohstoffprodukte würden die Anleger nicht mehr überzeugen: Etwa stünden der Allianz RCM Rohstofffonds A (Allianz RCM Rohstoffonds - A - EUR) und der BGF World Energy Fund A2 (BGF World Energy Fund A2 USD) auf den Abgabelisten. Damit setze sich die Verlustserie der im vergangenen Jahr so erfolgreichen Rohstofffonds fort: Für die vergangenen sechs Monate verzeichne etwa der Allianz-Fonds ein Minus von fast 15 Prozent. Die Baader Bank melde Abflüsse aus dem BGF World Mining Fund A2 (BGF World Mining Fund A2 USD) und dem Nestor Gold Fonds (NESTOR Gold Fonds). Beim BGF World Gold Fund A2 (BGF World Gold Fund A2 USD) werde aber zugegriffen, erkläre Präger.

Bei einigen breit aufgestellten Schwellenländer-Körben würden sich Anleger noch vorwagen: Etwa hätten sie sich beim Magellan (MAGELLAN C) positioniert, wie Müller-Raidt berichte. "Stark verkauft werden allerdings Fonds mit indischen Aktien", ergänze sie und nenne den HSBC GIF Indian Equity (HSBC GIF Indian Equity AD) und den JF India (JF India A (dist) - USD) als Beispiele. Auch Lateinamerika-Fonds (BGF Latin American Fund A2 USD) stünden auf den Abgabelisten. Laut Präger würden Anleger derzeit bei Asien-Fonds wie dem Baring Hong Kong China auf US-Dollar (Baring Hong Kong China Fund (USD)) beziehungsweise Euro (Baring Hong Kong China Fund (EUR)) ebenfalls abwinken.

Angesichts der Risikoscheu könnten manche Fonds aber durchaus wieder punkten. "Internationale Rentenfonds stoßen auf Zuspruch", melde Müller-Raidt, etwa der Templeton Global Bond Fund (Templeton Global Bond Fund A (acc) EUR-H1) und der DWS Inter-Renta . Daneben werde Liquidität in Geldmarktfonds wie dem auf Schweizer Franken lautenden Parvest Short Term (Parvest Short Term CHF C) geparkt, wie Präger berichte. (12.07.2011/fc/a/f)

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