10.07.2008 13:26:19
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Mark Monson, RCM: "Wir setzen auf Russland"
"Der indische Aktienmarkt ist nicht billig"
? Mr. Monson, Sie investieren beim Raiffeisen-Eurasien-Aktien in die Türkei, in Russland, Indien und China. In Indien und China sind die Kurse zuletzt jedoch dramatisch eingebrochen. Was ist da los?
Mark Monson: Die Kursverluste spiegeln die reale Entwicklung beider Volkswirtschaften und ihrer Unternehmen nicht wider. In erster Linie korrigieren Anleger jetzt ihre stark überzogenen Gewinn- und Wachstumserwartungen.
? Beide Länder kämpfen jedoch mit hohen Inflationsraten von sieben bis acht Prozent.
Monson: Richtig. In Indien steht spätestens im kommenden Frühjahr die Neuwahl des Parlaments an. Der Regierung in Delhi droht die Abwahl, sollte sie die Preissteigerungen nicht in den Griff bekommen. Sie kann die staatlichen Subventionen angesichts rasant steigender Ölpreise und hoher Defizite im Staatshaushalt jedoch kaum noch aufrechterhalten. Damit geraten auch die Gewinnmargen vieler Unternehmen stark unter Druck.
? Was heißt das für den Indien-Anteil im Raiffeisen-Eurasien-Aktien?
Monson: In der Regel liegt er bei 30 Prozent, derzeit halten wir dort aber nur 13 Prozent. Zumal der Markt keinesfalls billig ist.
"In China lässt sich augenblicklich kaum eine Branche vorbehaltlos empfehlen"
? China kämpft ebenfalls mit hohen Preissteigerungen. Sind die Chinesen damit erfolgreicher als die Inder?
Monson: Die Inflationsbekämpfung hat für die chinesische Regierung absolute Priorität, denn anhaltend hohe Preissteigerungen bedrohen die Existenz von hunderten Millionen Chinesen und könnten zu gewaltigen sozialen Unruhen führen. Die bisherige Verschärfung der Geldpolitik hat das Wachstum bislang allerdings kaum gedrosselt und die Preissteigerungen kaum beeinflusst. Daher greift die Regierung zusätzlich zu Subventionen und Preiskontrollen.
? Was bedeutet dies für die Unternehmen?
Monson: Vielen Unternehmen wurde kurzerhand untersagt, die Preise anzuheben. Diese verschlechtert jedoch ihre Margen, weil ihre Rohstoffkosten rasant steigen, sie diese aber nicht weitergeben können. Das gilt zum Beispiel für Unternehmen in der Stahlherstellung, der Kohleförderung oder der Zementproduktion, die bisher ein exzellentes Gewinnwachstum aufwiesen. Deshalb lässt sich augenblicklich kaum eine Branche in China vorbehaltlos empfehlen. Selbst den Banken drohen bei weiteren Schritten der Notenbank empfindliche Gewinneinbußen.
? Dennoch halten Sie in China und Hongkong 28 Prozent Ihres Portfolios.
Monson: Für weitere Neuengagements scheint es uns allerdings ratsam, zunächst die Olympischen Spiele abzuwarten, da es danach größere Klarheit über den künftigen wirtschaftlichen Kurs der chinesischen Regierung geben wird und bis dahin möglicherweise auch die Inflationsraten ihren Zenit überschritten haben werden.
"Russische Stahl-Produzenten haben weltweit die höchsten Profit-Margen"
? Wo investieren Sie stattdessen, in Russland oder in der Türkei?
Monson: Wir bevorzugen Russland, dort beträgt unsere Quote rund 40 Prozent.
? Was sind die Gründe dafür?
Monson: Rohöl bleibt in Russland das dominierende Thema. In den letzten beiden Jahren haben russische Ölaktien nur seitwärts tendiert. Im zweiten Quartal haben die Aktienkurse von Lukoil, Rosneft & Co. aber neue Höchstkurse erreicht. Ausschlaggebend dafür war, dass der neue Ministerpräsident Wladimir Putin baldige Steuererleichterungen ankündigt hat. Positiv sehen wir auch die russischen Stahl-Produzenten, weil sie weltweit die höchsten Profit-Margen aufweisen.
"In der Türkei sind die Risiken weitgehend eingepreist"
? Wie beurteilen Sie die Türkei?
Monson: In Türkei bleibt die Lage angespannt. Der Ausgang des Verbotsverfahrens gegen die regierende AK Partei ist ungewiss. Auch die makroökonomischen Faktoren sprechen derzeit nicht für die Türkei. Denn die steigenden Ölpreise belasten die Leistungsbilanz und heizen andererseits auch die Inflation weiter an. Auf derzeitigem Kursniveau sehen wir diese Risiken aber weitgehend eingepreist. So finden wir am türkischen Aktienmarkt derzeit Banken, die zu 65 Prozent des Buchwerts gehandelt werden. ? Derzeit schwanken die Kurse in den Schwellenländern stark. Wozu raten Sie Anlegern?
Monson: Ideal für dieses Umfeld sind Sparpläne, bei denen Anleger in regelmäßigen Abständen feste Beträge investieren. Schwächephasen, wie die gegenwärtige, lassen sich durch den Cost-Averaging-Effekt damit sogar ausnutzen.
Im Profil: Mark Monson
Mark Monson arbeitet seit April 2007 für das Fondshaus Raiffeisen Capital Management. Dort agiert er als Experte für die asiatischen Aktienmärkte und ist Co-Manager für den Asien-Anteil im Raiffeisen-Eurasien-Aktien VT (WKN 622888), der in die TRIC-Länder Türkei, Russland, Indien und China investiert. Monson hat in den USA Musik studiert und arbeitet seit 1987 in der Investmentbranche. Seine Stationen waren bisher Hongkong, England und die Schweiz, seine Arbeitgeber u.a. Nomura, Lehman Brothers, Merrill Lynch und zuletzt Banca del Gottardo.
Weitere Infos: www.raiffeisencapitalmanagement.de
? Mr. Monson, Sie investieren beim Raiffeisen-Eurasien-Aktien in die Türkei, in Russland, Indien und China. In Indien und China sind die Kurse zuletzt jedoch dramatisch eingebrochen. Was ist da los?
Mark Monson: Die Kursverluste spiegeln die reale Entwicklung beider Volkswirtschaften und ihrer Unternehmen nicht wider. In erster Linie korrigieren Anleger jetzt ihre stark überzogenen Gewinn- und Wachstumserwartungen.
? Beide Länder kämpfen jedoch mit hohen Inflationsraten von sieben bis acht Prozent.
Monson: Richtig. In Indien steht spätestens im kommenden Frühjahr die Neuwahl des Parlaments an. Der Regierung in Delhi droht die Abwahl, sollte sie die Preissteigerungen nicht in den Griff bekommen. Sie kann die staatlichen Subventionen angesichts rasant steigender Ölpreise und hoher Defizite im Staatshaushalt jedoch kaum noch aufrechterhalten. Damit geraten auch die Gewinnmargen vieler Unternehmen stark unter Druck.
? Was heißt das für den Indien-Anteil im Raiffeisen-Eurasien-Aktien?
Monson: In der Regel liegt er bei 30 Prozent, derzeit halten wir dort aber nur 13 Prozent. Zumal der Markt keinesfalls billig ist.
"In China lässt sich augenblicklich kaum eine Branche vorbehaltlos empfehlen"
? China kämpft ebenfalls mit hohen Preissteigerungen. Sind die Chinesen damit erfolgreicher als die Inder?
Monson: Die Inflationsbekämpfung hat für die chinesische Regierung absolute Priorität, denn anhaltend hohe Preissteigerungen bedrohen die Existenz von hunderten Millionen Chinesen und könnten zu gewaltigen sozialen Unruhen führen. Die bisherige Verschärfung der Geldpolitik hat das Wachstum bislang allerdings kaum gedrosselt und die Preissteigerungen kaum beeinflusst. Daher greift die Regierung zusätzlich zu Subventionen und Preiskontrollen.
? Was bedeutet dies für die Unternehmen?
Monson: Vielen Unternehmen wurde kurzerhand untersagt, die Preise anzuheben. Diese verschlechtert jedoch ihre Margen, weil ihre Rohstoffkosten rasant steigen, sie diese aber nicht weitergeben können. Das gilt zum Beispiel für Unternehmen in der Stahlherstellung, der Kohleförderung oder der Zementproduktion, die bisher ein exzellentes Gewinnwachstum aufwiesen. Deshalb lässt sich augenblicklich kaum eine Branche in China vorbehaltlos empfehlen. Selbst den Banken drohen bei weiteren Schritten der Notenbank empfindliche Gewinneinbußen.
? Dennoch halten Sie in China und Hongkong 28 Prozent Ihres Portfolios.
Monson: Für weitere Neuengagements scheint es uns allerdings ratsam, zunächst die Olympischen Spiele abzuwarten, da es danach größere Klarheit über den künftigen wirtschaftlichen Kurs der chinesischen Regierung geben wird und bis dahin möglicherweise auch die Inflationsraten ihren Zenit überschritten haben werden.
"Russische Stahl-Produzenten haben weltweit die höchsten Profit-Margen"
? Wo investieren Sie stattdessen, in Russland oder in der Türkei?
Monson: Wir bevorzugen Russland, dort beträgt unsere Quote rund 40 Prozent.
? Was sind die Gründe dafür?
Monson: Rohöl bleibt in Russland das dominierende Thema. In den letzten beiden Jahren haben russische Ölaktien nur seitwärts tendiert. Im zweiten Quartal haben die Aktienkurse von Lukoil, Rosneft & Co. aber neue Höchstkurse erreicht. Ausschlaggebend dafür war, dass der neue Ministerpräsident Wladimir Putin baldige Steuererleichterungen ankündigt hat. Positiv sehen wir auch die russischen Stahl-Produzenten, weil sie weltweit die höchsten Profit-Margen aufweisen.
"In der Türkei sind die Risiken weitgehend eingepreist"
? Wie beurteilen Sie die Türkei?
Monson: In Türkei bleibt die Lage angespannt. Der Ausgang des Verbotsverfahrens gegen die regierende AK Partei ist ungewiss. Auch die makroökonomischen Faktoren sprechen derzeit nicht für die Türkei. Denn die steigenden Ölpreise belasten die Leistungsbilanz und heizen andererseits auch die Inflation weiter an. Auf derzeitigem Kursniveau sehen wir diese Risiken aber weitgehend eingepreist. So finden wir am türkischen Aktienmarkt derzeit Banken, die zu 65 Prozent des Buchwerts gehandelt werden. ? Derzeit schwanken die Kurse in den Schwellenländern stark. Wozu raten Sie Anlegern?
Monson: Ideal für dieses Umfeld sind Sparpläne, bei denen Anleger in regelmäßigen Abständen feste Beträge investieren. Schwächephasen, wie die gegenwärtige, lassen sich durch den Cost-Averaging-Effekt damit sogar ausnutzen.
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