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28.06.2019 13:49:56
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Metzler AM: Economic Research - Wochenausblick KW 27
Der Handelskonflikt sei in den USA offenbar unpopulär – das signalisiere die sinkende Zustimmung für Trump.
Den US-Präsidenten könnte das zu Zugeständnissen an China veranlassen. Zudem stellt Walk die Frage, ob zwischen der Leitzinssenkung der Fed im Juni und den Twitter-Attacken Trumps gegen die Fed ein Zusammenhang besteht. Sollte in der Eurozone das Wirtschaftswachstum geringer sein als 1 %, könnte das kritisch werden, da die EZB kaum mehr geldpolitische Pfeile im Köcher habe.
Metzler: Handelsstreit hat überwiegend negative Effekte auf die US-Wirtschaft
Am
 Wochenende wird zweifellos das Treffen zwischen US-Präsident Donald 
Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping beim G20-Gipfel in 
Japan im Fokus stehen. Allgemein wird erwartet, dass sich die USA und 
China auf eine Fortsetzung der Handelsgespräche einigen. Eine 
Voraussetzung dafür ist vermutlich, dass die USA erst einmal darauf 
verzichten, weitere zusätzliche Strafzölle zu erheben. 
Ein
 Blick auf die Umfragen in den USA zeigt, dass ein „Handelskrieg“ 
tendenziell die Zustimmungsraten für US-Präsident Trump verringert, 
während ein „Handelsfrieden“ tendenziell die Zustimmungsraten wieder 
erhöht. Handelskriege sind demnach in der Bevölkerung eher unpopulär. 
Eine genaue Analyse der derzeitigen Umfragewerte zeigt darüber hinaus, 
dass es bei den Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr zu einem 
Kopf-an-Kopf-Rennen kommen könnte. 
Der ideale Zeitpunkt für einen 
Handelsfrieden mit China wäre für US-Präsident Trump demnach der 
Jahresbeginn 2020. Aus Sicht Chinas bedeutet das: Je länger der 
Handelskonflikt dauert, desto mehr Zugeständnisse dürfte Präsident Trump
 machen, um einen Handelsfrieden mit China noch vor den 
Präsidentschaftswahlen zu erreichen. Es bleibt also abzuwarten, wie standfest US-Präsident Trump bleiben wird. 
Auch
 stellt sich die Frage, welche Auswirkungen die Twitter-Attacken Donald 
Trumps gegen die US-Notenbank haben. Waren sie ein auslösender Faktor 
dafür, dass die Fed nun eine Leitzinssenkung im Juli ankündigte? 
Vielleicht einfach nur dadurch, dass die Tweets die Zinserwartungen der 
Finanzmarktakteure beeinflussten, die die US-Notenbank nicht enttäuschen
 wollte? 
Immerhin hat nach dem gängigen Rechtsverständnis US-Präsident 
Trump nicht die Macht, den derzeitigen US-Notenbank-Präsidenten Jerome 
Powell zu entlassen. Ob US-Präsident Trump Powell vom Posten des 
Präsidenten zu einem einfachen Gouverneur degradieren kann, ist 
rechtlich nicht eindeutig geklärt. Die Experten sind jedoch der 
Auffassung, dass dies nicht möglich ist.   
USA: Schwache Konjunktur – starker Arbeitsmarkt 
Der
 Handelskonflikt hinterlässt zunehmend Spuren auch in der US-Wirtschaft.
 Die Strafzölle haben zwar positive Effekte, da sie tendenziell das 
Handelsbilanzdefizit der USA reduzieren. Die positiven Effekte werden 
jedoch vom negativen Realeinkommenseffekt übertroffen, und zwar aufgrund
 der höheren Importpreise. Per saldo überwiegt also der negative Effekt –
 wie bei einer Steuererhöhung. 
Viel schädlicher für die US-Wirtschaft 
als diese direkten Folgen scheinen jedoch die indirekten Folgen zu sein:
 Die Finanzierungsbedingungen haben sich verschlechtert, und die 
Unsicherheit ist merklich gestiegen. So dürfte der ISM-Index (Montag) im
 Juni merklich gefallen sein, und auch der ISM-Index für den 
Dienstleistungssektor (Mittwoch) dürfte sich etwas schwächer entwickelt 
haben. 
Trotz
 des schwächeren Wachstumstempos stellen die Unternehmen nach wie vor 
Arbeitskräfte ein und sorgen somit für ein anhaltend dynamisches 
Beschäftigungswachstum (Freitag). Aber auch hier zeigen schon die 
wöchentlichen Erstanträge zur Arbeitslosenhilfe erste 
Verschlechterungstendenzen – vor allem in den „Swing-States“.   
Eurozone: Wachstum steckt bei 1,0 % fest 
Die
 Einkaufsmanagerindizes (Montag und Mittwoch) signalisieren nunmehr 
schon seit Januar 2019, dass sich das Wachstumstempo in der Eurozone auf
 etwa 1,0 % abgeschwächt hat. Dies entspricht in etwa dem langfristigen 
Wachstumspotenzial und ist daher eigentlich keine Katastrophe. Eine 
weitere Abschwächung des Wirtschaftswachstums wäre allerdings kritisch, 
da die EZB ihr geldpolitisches Pulver nahezu verschossen hat und die 
Fiskalpolitik kaum handlungsfähig ist. 
Gleichzeitig verharrt die 
Kerninflation in einem Seitwärtstrend bei etwa 1,0 %, und die 
langfristigen Inflationserwartungen sind deutlich gefallen. Eine 
Beschleunigung des Wachstums der Geldmenge M1 (Montag) wäre vor diesem 
Hintergrund ein positives Signal, da sie in der Vergangenheit mit großer
 Regelmäßigkeit Trendwenden im Konjunkturverlauf schon früh signalisiert
 hat. Wichtig wäre auch eine Stabilisierung der deutschen 
Auftragseingänge (Freitag).   
Japan und China: Geschäftsklimaindizes im Fokus
In
 Japan wird die Tankan-Umfrage (Montag) veröffentlicht. Die japanische 
Wirtschaft schwächte sich bisher nur sehr moderat ab und entwickelte 
sich damit überraschend gut. Dabei kann aufgrund der schrumpfenden 
Bevölkerung der wirtschaftliche Erfolg Japans nicht mehr am BIP-Wachstum
 abgelesen werden, sondern am BIP-Wachstum pro Kopf. Seit Beginn der 
Abenomics Anfang 2013 ist das BIP pro Kopf in Japan um durchschnittlich 
1,3 % pro Jahr gestiegen – ungefähr im gleichen Tempo wie in den USA mit
 durchschnittlich 1,6 %.   
In
 China wird sich der Fokus auf die Beschäftigungskomponente der 
Einkaufsmanagerindizes (Montag und Mittwoch) richten. Zuletzt war diese 
Komponente sehr schwach und signalisierte sogar einen 
Beschäftigungsabbau. Sollte sich die Lage am Arbeitsmarkt in China 
weiter verschlechtern, könnte das die Kompromissbereitschaft Chinas im 
Handelskonflikt mit den USA steigen – oder es könnte die chinesische 
Regierung zu neuen Konjunkturpaketen für die Wirtschaft animieren. 
Eine gute und erfolgreiche Woche wünscht 
Edgar Walk 
Chefvolkswirt Metzler Asset Management
						
						
						
							
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