25.01.2023 20:28:38
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Keine Panzer in grüne Fonds, Kommentar zur Rüstungsindustrie von Jan
Schrader
Frankfurt (ots) - Die Börse ist nicht zimperlich. Wenn sich Waffengeschäfte
lohnen, zeigen die Kurse der Rüstungsbranche aufwärts. Das lässt sich seit
Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine rund um die Welt beobachten -
und es zeigt sich auch jetzt. Kaum sickerte durch, dass Berlin Kampfpanzer des
Typs Leopard 2 liefert und verbündeten Staaten grünes Licht dafür erteilt, stieg
die Aktie des Herstellers Rheinmetall. Am Mittwochmorgen kletterte der Titel auf
ein Allzeithoch von 232,00 Euro.
Doch die Zeitenwende beschränkt sich im Investmentmanagement nicht auf steigende
Kurse diverser Rüstungstitel. Mittlerweile taucht die Frage auf, ob
Rüstungstitel vielleicht doch einen Platz in nachhaltigen Fonds verdient haben.
Schwere Waffen, so lautet die Logik, sind nicht per se verwerflich, sondern
häufig leider notwendig. Demokratien müssen wehrfähig sein. Krieg aus
Verteidigungsgründen ist legitim. Abschreckung ist ein mitunter notwendiges
Mittel für Frieden. Ergo: Eine Aktie einer Rüstungsfirma im Depot kann mit
ethischen Prinzipien vereinbar sein.
Diese Haltung ist nachvollziehbar. Doch sie wird der Tragweite der Debatte nicht
gerecht. Das zeigt auch die Panzer-Entscheidung. Zwar gibt es für die Lieferung
gute Gründe. Russland führt einen brutalen und unrechtmäßigen Krieg und schreckt
vor Mord und Folter nicht zurück. Das Signal an Moskau sollte sein, dass es den
Krieg nicht gewinnen kann. Doch zur Debatte gehört auch, dass die Folgen der
Entscheidung schwer absehbar sind. Immerhin wendet sich die Allianz westlicher
Länder gegen einen Staat, der skrupellos agiert und mit Atomschlägen droht.
Ohnehin ist Krieg immer verstörend. Auch Waffen, die zur Verteidigung eingesetzt
werden, töten Menschen. Die Produktion von Rüstungsgütern mag notwendig sein.
Unproblematisch ist sie aber nicht.
Der Erwerb von Rüstungstiteln von ESG-Fonds ist daher heikel. Man mag sich ein
verantwortungsvolles Fondsmanagement vorstellen, das Rüstungskonzerne kritisch
und in guter Absicht begleitet. Aber welche Fondsgesellschaft und welcher
Investor würde ein solches Investmentvehikel ernsthaft als nachhaltiges Geschäft
anpreisen? Das Produktversprechen, aus Rüstungsgeschäft Profit zu ziehen und
gleichzeitig ein verantwortungsbewusster Begleiter der Unternehmen zu sein,
lässt sich kaum glaubwürdig vermitteln.
Natürlich sind auch andere Geschäfte problematisch. Kohleförderer,
Atomkraftbetreiber, Massentierhalter, Tabakriesen, Bergbaufirmen und viele mehr
verdienen stets einen kritischen Blick und gehören womöglich nicht in
nachhaltige Fonds. Die Gefahr von Zwangsarbeit in den fernen Gliedern einer
Lieferkette ist für viele Branchen ein Problem, ebenso der Ressourcenverbrauch
moderner Ökonomien. Nachhaltigkeit ist ein weites Feld, der Ermessensspielraum
ist groß und die Rolle der Fonds unklar. Das prägt die Debatte.
Doch Fragen rund um Krieg wiegen bei alledem besonders schwer. Waffen sind oft
genug ein notwendiges Übel - doch sie bleiben stets ein Übel. Das Prinzip "Do No
Significant Harm", das in der nachhaltigen Kapitalanlage einen hohen Stellenwert
genießt, verträgt sich jedenfalls nicht mit Rüstungsgütern. Die Hersteller
müssen also damit leben, dass sie umstritten sind. Das Etikett der
Nachhaltigkeit ist nicht für sie bestimmt.
Pressekontakt:
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Telefon: 069-2732-0
www.boersen-zeitung.de
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