03.04.2013 15:36:35
|
Börse Frankfurt-News: Es fehlt die Richtung (Rohstoffe)
Ein schwacher Euro, nur wenige Lichtblicke hinsichtlich der Konjunktur im Euroraum und gemischte Stimmungsindikatoren in den USA ebenso wie China setzen die Rohstoffmärkte unter Druck. "Anleger fragen sich, wie robust die Erholungstendenzen in den großen Volkswirtschaften wirklich sind", meint Bastian Hepperle von der DekaBank und zitiert US-Notenbanker Dennis Lockhart, der von einer Steigerung der US-Wirtschaft in diesem Jahr um mehr als 2 Prozent ausgehe. Sollte es zudem mit dem US-Arbeitsmarkt voran gehen, sei gar eine Reduzierung der Anleihe-Käufe noch vor Jahresende möglich.
Kupfer: Marktbewegung nicht immer nachvollziehbar
Am Dienstag ist der Kupferpreis um 1,3 Prozent auf 7.440 US-Dollar gesackt und hat damit nach Beobachtung von Eugen Weinberg ein Siebenmonatstief markiert. Die Kupfer-Lager seien gut gefüllt, innerhalb eines Jahres hätten sich an der Londoner Metallbörse die Bestände mit derzeit über 525 Tonnen nahezu verdoppelt. "Aluminium, Zink und Blei verzeichnen ebenfalls mehrmonatige Tiefstände", bemerkt der Rohstoffspezialist der Commerzbank. Diese Marktreaktion beispielsweise auf die schwächer als erwarteten chinesischen und US-Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe im März ist nach Ansicht von Weinberg überzogen, passe aber in das derzeit vorherrschende pessimistische Bild. Der Rohstoff-Analyst geht davon aus, dass die Entwicklung nicht nachhaltig ist.
ETC-Anleger trennten sich laut Perini in Summe von ihren Kupfer-Engagements etwa in Form von Anteilen am ETFS Physical Copper (WKN A1K3AZ). Beim breiter aufgestellten ETFS Industrial Metals (WKN A0KRKG) hingegen hielten sich Käufe und Verkäufe in etwa die Waage.
Aktienmarkt läuft Industriemetallen davon
Seit seinem Hoch von 8.337 US-Dollar pro Tonne im Februar bewegt sich der Kupferpreis entgegen den Aktienmärkten. Einige Rohstoff-Analysten erkennen darin ein Warnsignal. Immerhin gebe es etwa für den Dow Jones Index seit November vergangenen Jahres nur eine Richtung, erst am Ostermontag erreichte er mit 14.605 Punkten ein neues Allzeithoch. Und in der Regel begleiteten die Preise zyklischer Rohstoffe wie Kupfer einen solchen Kursanstieg am Aktienmarkt. Mit der Geldschwemme der Zentralbanken hätten sich die Börsenkurse der Unternehmen von der Kupfernotierung, wenn auch nur zeitweilig, entkoppelt.
Gold: Bedeutung als Krisenwährung sinkt
Gold notiert am Morgen bei rund 1.570 US-Dollar pro Feinunze und verliert damit etwa 0,3 Prozent zum Vortag. "Preisanstiege werden durch anhaltende ETF-Abflüsse verhindert", meint Weinberg. Etwa berichte der SPDR Gold Trust von deutlichen Bestandsrückgängen um allein 4,2 Tonnen am Dienstag. Insgesamt stünde im ersten Quartal ein Minus von 182 Tonnen bzw. 6,9 Prozent bei den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs. "Auf Quartalsbasis war dies der höchste zu beobachtende Abfluss, seitdem es die ETFs als Anlageklasse gibt."
Florian Perini malt ein zweigeteiltes Bild hinsichtlich des Handels mit Gold-ETCs. "Rund um die Zypern-Thematik waren Gold-Produkte gefragt, derzeit überwiegen die Verkäufe." In beide Richtungen ist es dem Händler von Flow Traders beispielsweise im db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G), im ETFS Physical Gold (WKN A0N62G), im Gold Bullion Securities (WKN A0LP78), in Xetra-Gold (WKN A0S9GB) und im Physical Gold Source (WKN A1MECS) gegangen.
Notenbankkäufe stützen Gold
Den Goldpreis sieht Hepperle auf kurze Sicht weiterhin um die Marke von 1.600 US-Dollar pendeln und langfristig eher nachgeben. "Der Höhepunkt der Goldnachfrage liegt hinter uns." Die Zypern-Diskussion habe gezeigt, dass der Krisenmodus weniger ausgeprägt sei. "Komplett an Glanz verloren hat Gold aber nicht." In ihrem Streben nach größerer Unabhängigkeit von der US-amerikanischen Währung stockten viele Zentralbanken rund um den Globus ihre Goldreserven deutlich auf und stützten damit den Goldkurs. "Zudem steigt die Goldnachfrage in Ländern wie China und Indien."
Ernteprognosen selten auf dem Punkt
Mit einem regelrechten Einbruch hätten die Preise für Agrarprodukte auf die jüngsten USDA-Daten, dem Landwirtschaftsministrium der USA, reagiert. "Anders als vorhergesagt liegen die Bestände nun doch nicht auf einem 15-Jahrestief, sondern "nur" auf einem Neunjahrestief", berichtet Weinberg. Die von der Agrarbehörde geschätzten guten Aussichten für die diesjährigen Ernten bezeichnet Axel Herlinghaus als Kaffeesatzleserei. "Die Behörde hat sich schon sehr oft verschätzt", meint der Rohstoff-Analyst der DZ Bank. "Ob diese Kursstürze gerechtfertigt sind, wird sich erst in einigen Monaten zeigen." Dann werde Mais in den USA geerntet, was für 40 Prozent der Weltproduktion stehe. Bisher sei noch nicht einmal gepflanzt. Bis dahin werde sich jede schlechte Wettermeldung auf die Agrarpreise auswirken. "Angesichts der niedrigen Lagerbestände könnten wir uns eine weitere schlechte Ernte nicht leisten."
Im Handel spricht Perini von einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Zu- und Abflüssen in Agrarprodukten. Beide Seiten gespielt würden beispielsweise im ETFS Grains (WKN A0KRKF) und im marktbreiten ETFS Agriculture (WKN A0KRKB), beide von UBS. Gleichermaßen Verkäufe und Käufe gebe es auch im ETFS Coffee (WKN A0KRJT).
Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich einfach unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 3. April 2013/Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)