19.09.2023 17:57:41

MÄRKTE EUROPA/Öl und Renditen drücken die Kurse

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Ein weiter steigender Ölpreis und anziehende Renditen haben die Stimmung an den europäischen Aktienmärkte am Dienstag gedrückt. Der DAX fiel um 0,4 Prozent auf 15.664 Punkte, der Euro-Stoxx-50 hielt sich mit festen Ölaktien und starken Banken mit einem Minus von 0,1 Prozent auf 4.243 Punkte relativ gut. Brent-Öl notierte zeitweise bei 96 Dollar und damit nur noch 4 Dollar unter der Marke von 100 Dollar. Das trieb die Renditen weiter nach oben, mit 2,75 Prozent lag die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen am Nachmittag nur knapp unter ihrem Jahreshöchststand. Viele Marktteilnehmer wanderten allerdings an die Seitenlinie ab und warteten auf die US-Notenbank Fed: "Wahrscheinlich wird nun bis zum Ende der Fed-Sitzung nicht mehr viel passieren", so ein Marktteilnehmer. Stark unter Druck standen vor allem Deutsche Post, die um 6,5 Prozent einbrachen.

"Der Markt ist vor den Zahlen zum dritten Quartal vorsichtig", so ein Marktteilnehmer zur Deutschen Post. Die aktuellen Gewinnschätzungen seien möglicherweise deutlich zu hoch, sagte er. Die Annahmen für die Umsätze seien zu optimitisch, die Annahmen für die Transportkosten zu niedrig. Aus technischer Sicht arbeite der Kurs mit dem neuen 6-Monats-Tief an einem weiteren Verkaufssignal.

Am Nachmittag beginnt die zweitägige Sitzung der US-Notenbank Fed, was am Gesamtmarkt für Zurückhaltung sorgte. Fest erwartet wird, dass die Fed nach Handelsschluss am Mittwoch in Europa unveränderte Leitzinsen verkünden wird. Die Fed dürfte aber einen entschieden falkenhaften Ton anschlagen und die Möglichkeit einer weiteren Zinserhöhung später im Jahr bekräftigen, erwartet Stephen Innes, Marktstratege bei Spi-Assetmanagement. Am Markt stellen sich die Akteure bereits seit einiger Zeit zunehmend darauf ein, dass die Zinsen länger als erwartet erhöht bleiben dürften angesichts der hartnäckig hohen Inflation.

Ein Gewinner der Entwicklung war der Stoxx-Subindex der Öl- und Gaswerte mit einem Plus von 1 Prozent. Noch stärker im Plus lagen die Banken, deren Stoxx-Index mit 1,1 Prozent Plus von den steigenden Renditen profitierte. Der Index der Autoaktien legte um 0,9 Prozent zu. Treiber waren hier VW, die mit einer Kaufempfehlung von Jefferies um 2,1 Prozent zulegten. Auch der Index der Finanzdienstleister lag mit einem Plus von 0,9 Prozent auf der Gewinnerseite. Hier zogen Deutsche Börse um 1,8 Prozent an. Gefragt waren am deutschen Markt auch weiterhin Immobilientitel. In Vonovia setzte sich die Stabilisierung mit einem Plus von 3,7 Prozent fort. Aroundtown gewannen sogar über 8 Prozent und Grand City Properties 3,5 Prozent.

Auf der anderen Seite gaben die Indizes der Einzelhandelstitel sowie der Aktien von Konsumgüterherstellern des täglichen Bedarfs etwas nach. Unter den konsumnahen Werten im DAX fielen Adidas um 2,4 Prozent und Zalando um 4,7 Prozent. Daneben gaben Sartorius um weitere 5,7 Prozent nach und MTU um 3,2 Prozent.

Großaktionär treibt Vitesco

Im MDAX legten Vitesco um 0,7 Prozent auf 76,45 Euro zu. Der auf Elektroantriebe spezialisierte Autozulieferer hat einen neuen Großaktionär. David Einhorn hält mit seinem Hedgefonds Greenlight Capital eine Beteiligung von gut 3 Prozent. Die Analysten der Bank of America zeigten sich mit einem Kursziel von 92 Euro im jüngsten Research optimistisch für Vitesco. Die Preise, die das Unternehmen für das erste Halbjahr ausgehandelt habe, genügten schon, um den Mittelwert der Jahresprognose für 2023 zu erreichen.

Ganz anders dagegen die Entwicklung bei Hugo Boss und Kion: Hugo Boss verloren 2,3 Prozent. Hier hat der Investor Mike Ashley Kasse gemacht und einen Teil seines Pakets verkauft. Kion gaben ebenfalls um 2,3 Prozent nach. Der Vermögensverwalter Invesco soll einen Großteil seines Pakets an dem Gabelstaplerhersteller verkauft haben, hieß es im Handel. Rund vier Millionen Papiere, entsprechend etwa 3 Prozent an Kion, sollen platziert worden sein.

Tui nach Zwischenbericht sehr fest

Tui zogen kräftig um 3,3 Prozent an. Der Reisekonzern hat angesichts eine starken Nachfrage seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 bekräftigt. "Für den letzten Monat der Saison zeigte sich die Nachfrage besonders stark und liegt mit plus 8 Prozent deutlich über dem Niveau des Vorjahressommers", teilte Tui mit. Die Citi-Analysten sprachen von einem positiven Zwischenbericht. Sie sehen die starke Preisgestaltung als beruhigend für die Ausgabebereitschaft der Verbraucher an.

In der vierten Reihe machten Netfonds einen Satz um 9,7 Prozent. Damit quittierte der Markt die neue Mittelfristprognose des Vermögensverwalters. Bis 2026 soll sich das Vorsteuerergebnis mehr als verachtfachen.

In London knickten Kingfisher um 12,2 Prozent ein nach einer Prognosesenkung des Einzelhändlers. Ocado verbesserten sich dagegen um 1,5 Prozent. Der Zwischenbericht des Soft- und Hardwarezulieferers für den Lebensmitteleinzelhandel kam am Markt gut an.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn*

Euro-Stoxx-50 4.242,70 -3,18 -0,1% +11,8%

Stoxx-50 3.978,84 -5,25 -0,1% +9,0%

Stoxx-600 456,52 -0,20 -0,0% +7,4%

XETRA-DAX 15.664,48 -62,64 -0,4% +12,5%

FTSE-100 London 7.658,45 +5,51 +0,1% +2,7%

CAC-40 Paris 7.282,12 +5,98 +0,1% +12,5%

AEX Amsterdam 734,93 -0,92 -0,1% +6,7%

ATHEX-20 Athen 2.988,03 -63,42 -2,1% +32,7%

BEL-20 Bruessel 3.677,75 +3,71 +0,1% -0,6%

BUX Budapest 57.699,78 +30,59 +0,1% +31,8%

OMXH-25 Helsinki 4.369,37 -13,94 -0,3% -9,2%

ISE NAT. 30 Istanbul 8.215,94 +111,35 +1,4% +38,2%

OMXC-20 Kopenhagen 2.141,79 -11,96 -0,6% +16,7%

PSI 20 Lissabon 6.126,96 +27,59 +0,5% +7,5%

IBEX-35 Madrid 9.527,20 +45,10 +0,5% +15,8%

FTSE-MIB Mailand 28.757,63 +171,77 +0,6% +20,6%

OBX Oslo 1.209,78 -1,69 -0,1% +11,0%

PX Prag 1.345,53 -6,15 -0,5% +12,0%

OMXS-30 Stockholm 2.177,20 -9,82 -0,4% +6,6%

WIG-20 Warschau 1.930,86 -13,08 -0,7% +7,8%

ATX Wien 3.177,70 +15,86 +0,5% +2,2%

SMI Zuerich 11.068,70 -21,91 -0,2% +3,2%

*bezogen auf Schlusskurs vom Vortag

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:19 Mo, 17:16 % YTD

EUR/USD 1,0685 -0,1% 1,0679 1,0676 -0,2%

EUR/JPY 157,90 +0,0% 157,89 157,69 +12,5%

EUR/CHF 0,9593 +0,0% 0,9591 0,9585 -3,1%

EUR/GBP 0,8624 -0,1% 0,8628 0,8620 -2,6%

USD/JPY 147,79 +0,1% 147,85 147,70 +12,7%

GBP/USD 1,2390 +0,0% 1,2377 1,2385 +2,4%

USD/CNH (Offshore) 7,3031 +0,1% 7,3012 7,2932 +5,4%

Bitcoin

BTC/USD 27.451,11 +2,3% 26.794,98 27.294,03 +65,4%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 92,43 91,48 +1,0% +0,95 +18,0%

Brent/ICE 95,31 94,43 +0,9% +0,88 +16,1%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 37,35 34,48 +8,3% +2,88 -57,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.933,32 1.933,86 -0,0% -0,54 +6,0%

Silber (Spot) 23,18 23,28 -0,4% -0,10 -3,3%

Platin (Spot) 946,48 938,00 +0,9% +8,48 -11,4%

Kupfer-Future 3,71 3,75 -0,9% -0,04 -2,8%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/raz

(END) Dow Jones Newswires

September 19, 2023 11:58 ET (15:58 GMT)

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