27.10.2015 16:35:48

MÄRKTE EUROPA/Rally pausiert - Öl auf tiefstem Stand seit August

   Von Herbert Rude

   FRANKFURT (Dow Jones)--Etwas leichter zeigen sich Europas Börsen am Dienstagmittag. Der Stoxx-50-Index fällt um 0,6 Prozent, gedrückt vor allem von fallenden Öl- und Rohstoff-Preisen. Beide Branchenindizes verlieren 2,5 Prozent. Grund: Der Ölpreis fällt auf den tiefsten Stand seit Ende August.

   In den vergangenen zweieinhalb Wochen hat der Ölpreis nun etwa 17 Prozent verloren. Und die Aussichten bleiben schlecht: Denn veranlasst wird der jüngste Rückgang vermutlich vom Wetterphänomen El Nino: "Er hat das meiste zur jüngsten Abwärtswelle beigetragen", sagt Jim Reid, Analyst der Deutschen Bank. El Nino dürfte in weiten Teilen der USA zu einem warmen Winter führen und damit zu einem niedrigen Energiebedarf. Andererseits sind die Läger voll.

   Viele Banken und Volkswirte meinen aber immer noch, dass die Ölpreise steigen werden und der Anstieg wegen des Basiseffekts bald zu einem Tief in der Inflation führt. Rückläufige Ölpreise lösen dieses Szenario in Luft auf. Die Deflationsgefahren nehmen wieder zu. Die Inflationsprognosen müssen gegebenenfalls nach unten korrigiert werden. "In diesem Fall erhielte die US-Notenbank Fed mehr Entscheidungsspielraum, eine Zinserhöhung nicht durchführen zu müssen", sagt Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. Großer Gewinner ist der deutsche Anleihenmarkt. Der Bund-Future steigt erstmals seit April über 158 Prozent, die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen fällt entsprechend auf 0,45 Prozent. Der Euro zeigt sich wenig verändert.

   Die US-Notenbank tagt am Mittwoch, und im Vorfeld halten sich die Anleger an den Aktienmärkten zurück. Auch schwächere Quartalszahlen aus verschiedensten Branchen belasten. In Deutschland setzen BASF nach gesenkten Prognosen den Dax unter Druck. Im TecDax sorgt Manz mit einer neuen Gewinnwarnung für Entsetzen. "Die Erholungs-Rally ist erst einmal zu Ende", stuft ein Aktienhändler die allgemeine Lage ein. Der DAX verliert 0,5 Prozent auf 10.744 Punkte, der Euro-Stoxx-50 büßt ebenfalls 0,5 Prozent ein und steht bei 3.397 Punkten.

   Ansonsten kommt in Europa die Berichtssaison ins Laufen. Die Analysten von J.P. Morgan haben die bisherige Entwicklung unter die Lupe genommen, nachdem rund ein Drittel der europäischen Unternehmen Zahlen vorgelegt haben. Dabei hätten 53 Prozent der Stoxx-Unternehmen beim Gewinn den Marktkonsens geschlagen. Gegenüber dem Vorjahr ist er im Mittel um 3 Prozent gefallen, ohne den Energie-Sektor beträgt das Minus nur 1 Prozent. Allerdings hätten 57 Prozent der Unternehmen beim Umsatz die Markterwartung verfehlt.

   Passend dazu hat BASF ihre Quartalszahlen vorgelegt und auf der Umsatzseite die Erwartungen verfehlt. Der Ausblick wurde gesenkt. Die Aktien fallen um 5,1 Prozent und stellen den schwächsten DAX-Wert. Allerdings betont ein Händler, dies sei nicht wirklich überraschend: BASF passe damit nur die hauseigene Prognose an die Konsenserwartungen der Analysten an. Der Konzern leide unter dem Einbruch des Ölpreises, eine Situation, an der sich so schnell nichts ändern dürfte.

   Beim Werkstoffhersteller Covestro gingen die Umsätze im dritten Quartal leicht zurück, der Gewinn stieg jedoch kräftig. Die erst seit Anfang Oktober börsennotierte Aktie notiert darauf wenig verändert.

   Aixtron im TecDAX springen um fast 4 Prozent nach der Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Die DZ Bank hebt positiv hervor, dass das Unternehmen den Breakeven beim operativen Gewinn bereits im dritten Quartal erreicht hat. Offensichtlich habe Aixtron die Kostenseite besser unter Kontrolle.

   Für blankes Entsetzen sorgt Manz mit einer neuen Gewinnwarnung. Die Aktie bricht um 30 Prozent ein. Als Grund nennt Manz eine Auftragsstornierung im Volumen von etwa 12 Millionen Euro im Bereich Electronics, da der Kunde sich für eine alternative technische Lösung des Endprodukts entschieden habe. Bereits im Sommer hatte der Maschinenbauer die Schätzungen senken müssen, um anderthalb Monate später Aufträge zu vermelden.

   Finanzdienstleister MLP hat ebenso enttäuscht; seine Aktien verlieren 4 Prozent.

   Auf Aufholjagd steht am Mittag Dialog Semiconductor. Nachdem die Talfahrt im frühen Geschäft mit einem Minus von etwas 10 Prozent weiter ging, liegt der Kurs am Nachmittag nur noch 1,9 Prozent im Minus.

   In Europa fallen Novartis um 1,5 Prozent. Die Quartalszahlen der Schweizer haben die Erwartungen nicht erfüllt. Die Tochter Alcon habe sich schwach entwickelt, die negativen Währungseffekte hätten sich stärker bemerkbar gemacht als erwartet, heißt es im Handel. Wenigstens habe Novartis die Ziele bestätigt. Die europäischen Pharmawerte insgesamt halten sich nach guten Zahlen der US-Konkurrenten Pfizer und Merck aber gut, der Branchenindex notiert knapp behauptet.

   In Mailand steht das Börsendebut der italienischen Post Poste Italiane im Blick. Nach Gewinnen zur Eröffnung ist der Kurs leicht unter den Ausgabepreis von 6,75 Euro zurückgefallen.

=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.394,04 -0,60% Stoxx-50 3.203,60 -0,63% DAX 10.737,75 -0,59% FTSE 6.385,11 -0,50% CAC 4.858,84 -0,78% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 158,26 +66

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.35 Uhr Mo, 17.44 Uhr EUR/USD 1,1041 -0,23% 1,1066 1,1050 EUR/JPY 132,92 -0,28% 133,29 133,68 EUR/CHF 1,0869 0,10% 1,0858 1,0849 USD/JPY 120,40 -0,04% 120,45 120,98 GBP/USD 1,5287 -0,42% 1,5351 1,5357 === Kontakt zum Autor: herbert.rude@wsj.com

   DJG/hru/raz

   (END) Dow Jones Newswires

   October 27, 2015 11:04 ET (15:04 GMT)

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