13.06.2014 22:57:31

MÄRKTE USA/Wall Street trotzt Irak, hohem Ölpreis und schwachen US-Daten

   Von Thomas Rossmann

   Die Wall Street hat am Freitag trotz einer ganzen Reihe von negativen Nachrichten mit einem leichten Plus geschlossen. So legten die Kurse trotz der steigenden Sorgen um die Entwicklungen im Irak, trotz des vor diesem Hintergrund weiter zulegenden Ölpreises und trotz einer schlechter als erwarteten Stimmung unter den US-Verbrauchern zu. Nachdem es zu Wochenbeginn noch danach ausgesehen hatte, dass die Rekordjagd womöglich ein Selbstläufer werden könnte, wurden die Investoren in den folgenden Tagen wieder von der Realität eingeholt.

   Mit der Krise im Irak hielten die geopolitischen Sorgen wieder Einzug auf dem Parkett, gerade als es Signale der Entspannung aus der Ukraine gegeben hatte. Und der auf neue Hochs gestiegene Ölpreis droht zum Belastungsfaktor für das zarte Pflänzchen der weltweiten konjunkturellen Erholung zu werden. Dazu kamen zuletzt wieder vermehrt negative Konjunkturdaten aus den USA.

   Nachdem am Vortag bereits die wöchentlichen US-Erstanträge und die Umsätze des Einzelhandels für Mai die Erwartungen verfehlt hatten, ging zum Ende der Woche auch die Stimmung der US-Verbraucher überraschend zurück. Mit einem Stand von 81,2 blieb diese unter der Schätzung von 83,0 und auch unter dem Vormonatswert von 81,9.

   "Der Markt hat uns am Freitag gezeigt, dass er schlechte Nachrichten ganz einfach abschütteln kann", so Jonathan Corpina von Meridian Equity Partners. Es sei im Wochenverlauf zu beobachten gewesen, dass Investoren gezielt in Schwächephasen von Einzelwerten hinein gekauft hätten, sagte der Teilnehmer weiter.

   Der Dow-Jones-Index gewann 0,2 Prozent auf 16.776 Punkte. Der S&P-500 legte um 0,3 Prozent auf 1.936 Punkte zu. Auch der Nasdaq-Composite erhöhte sich um 0,3 Prozent auf 4.311 Punkte. Der Umsatz lag mit 0,62 Milliarden Aktien auf dem Niveau des Vortages. Den insgesamt 1.786 (1.312) Kursgewinnern standen 1.325 (1.808) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 107 (91) Titel.

   "Die langfristig orientierten Investoren sind weiter alle am Markt", merkte Todd Colvin von R.J. O'Brien & Associates an. Es werde weiterhin von einem langsamen aber stetigen Wachstum der US-Wirtschaft ausgegangen. Und die Auswirkungen des Irak-Konflikts seien noch nicht absehbar.

   Doch die Lage dort scheint sich immer weiter zuzuspitzen. Die radikalen Islamisten bringen weitere Städte und Regionen unter ihre Kontrolle und rücken zudem weiter auf die Hauptstadt Bagdad vor. Angesichts eines drohenden Erfolges der Dschihadisten behält sich US-Präsident Barack Obama zudem eine militärische Reaktion ausdrücklich vor. Unklar bleibt auch, wie die Nachbarländer Iran und Türkei auf die neue Bedrohungslage im Irak reagieren werden.

   Dies sorgte vor allem beim Ölpreis für einen weiteren Anstieg. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI kletterte zum Settlement um 0,4 Prozent auf 106,91 Dollar, den höchsten Stand seit neun Monaten. In der Spitze war der Preis schon bis auf 107,68 Dollar gesprungen. Mit einem Aufschlag von gut 4 Prozent verzeichnete der Ölpreis zudem den höchsten Wochengewinn in diesem Jahr. Für die europäische Referenzsorte Brent ging es um 0,4 Prozent auf 113,41 Dollar nach oben, ebenfalls ein Neunmonatshoch.

   "Es ist weiterhin eine sehr gefährliche Situation", sagte Analyst Phil Flynn von Price Futures Group. Im Süden des Irak werde mehr als doppelt so viel Öl produziert wie zu Normalzeiten in Libyen. Sollte es hier größere Angebotsausfälle geben, könnten diese kaum kompensiert werden, ergänzte Rohstoffanalyst Eugen Weinberg von der Commerzbank.

   Am Rentenmarkt hatte der Konflikt bereits am Vortag zu einem Anstieg der Notierungen geführt, daher wurden von den Anlegern nun Gewinne mitgenommen. Belastet wurden die US-Anleihen auch von der Aussicht auf steigende Leitzinsen in Großbritannien. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen erhöhte sich um zwei Basispunkte auf 2,60 Prozent.

   Der Goldpreis verteidigte sein erhöhtes Niveau. Zum Settlement mussten für die Feinunze 1.274,10 Dollar gezahlt werden und damit genauso viel wie am Vortag. Es stünden weiterhin die Entwicklungen im Irak im Fokus. "Es herrscht die Sorge, dass Bagdad in den kommenden Tagen von den Islamisten eingenommen werden könnte", sagte Jeffrey Wright von H.C. Wainwright.

   Der Euro gab zum Wochenausgang gegen Yen und Dollar nach. Im späten US-Handel mussten für die Gemeinschaftswährung 1,3537 Dollar bezahlt werden. Der Euro hatte sich im Tagestief mit 1,3521 Dollar wieder knapp der Marke von 1,35 Dollar angenähert.

   Am Aktienmarkt war die Intel-Aktie mit einem Aufschlag von 6,8 Prozent stärkster Wert im Dow-Jones-Index. Der Halbleiterkonzern hatte nach der Schlussglocke am Vortag seinen Ausblick angehoben. Die Fluggesellschaft China Eastern kauft 80 Mittelstreckenflugzeuge des US-Herstellers Boeing. Dies beflügelte die Titel aber lediglich um 0,1 Prozent.

   Finisar brachen dagegen um 21,9 Prozent ein. Der Hersteller von Fiberglaskomponenten verschreckte die Anleger mit schwachen Geschäftszahlen und einem ebenso enttäuschenden Ausblick. Die Aktien von Express schnellten hingegen um 21,5 Prozent empor, nachdem die Beteiligungsgesellschaft Sycamore Partners beim Einzelhändler eingestiegen ist und eine Übernahme ins Auge gefasst hat.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.775,74 0,25 41,55 S&P-500 1.936,16 0,31 6,05 Nasdaq-Comp. 4.310,65 0,30 13,02 Nasdaq-100 3.775,56 0,31 11,76

DEVISEN zuletzt '+/- % Fr, 7.56 Uhr Do, 17.28 Uhr EUR/USD 1,3537 -0,16% 1,3558 1,3562 EUR/JPY 138,11 -0,13% 138,28 138,11 EUR/CHF 1,2185 0,05% 1,2178 1,2175 USD/JPY 102,01 0,01% 102,00 101,84 GBP/USD 1,6971 0,06% 1,6962 1,6857 === Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@wsj.com

   DJG/DJN/ros

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   June 13, 2014 16:26 ET (20:26 GMT)

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