Christian Scheid-Kolumne 30.06.2021 09:28:20

Schon wieder ein Rückschlag

Kolumne

In den Glyphosat-Rechtstreitigkeiten hat Bayer erneut einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Der Agrarchemiekonzern wollte künftigen Klagen gegen Zahlung von zwei Mrd. Dollar aus dem Weg gehen - eine Lösung, die das Gericht vorläufig nicht genehmigte. Bayer will nach der erneuten Schlappe nun einen anderen Weg beschreiten. Am geplanten Kostenrahmen von zwei Mrd. Dollar soll sich aber erst einmal nichts ändern. Konkret will Bayer mit einem Fünf-Punkte-Plan die Sache nun endlich in den Griff bekommen.

Dabei plant das Unternehmen zum einen eine Internetseite mit wissenschaftlichen Studien zu Glyphosat-basierten Produkten und will - mit Genehmigung der US-Umweltbehörde EPA - einen entsprechenden Hinweis auf Roundup-Produkten anbringen. Gleichzeitig erwägt Bayer, solche Produkte nicht länger an US-Privatkunden zu verkaufen, "da die ganz überwiegende Mehrheit der Kläger behauptet, Roundup-Produkte für Privatzwecke verwendet zu haben." Das viel größere Geschäft etwa mit Landwirten wäre davon nicht betroffen. Wie lange die EPA für eine Entscheidung brauchen wird, ist ungewiss. Zudem prüft Bayer, wie ein unabhängiges wissenschaftliches Beratungsgremium eingerichtet werden könnte, in dem externe Experten die Erkenntnisse zur Sicherheit von Roundup überprüfen. Die Maßnahmen sind sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, dennoch ist eine Beilegung der Glyphosat-Streitigkeiten in weite Ferne gerückt.

Deutlich weniger Risiko als die Aktie beinhaltet eine neue Aktienanleihe Protect (ISIN DE000HVB5L88) von UniCredit onemarkets. Das Papier ist mit einem Kupon von 6,0 Prozent p.a. ausgestattet, der unabhängig von der Kursentwicklung der Bayer-Aktie gezahlt wird. Am Laufzeitende nach einem Jahr wird zum Nominalwert getilgt, wenn der Aktienkurs mindestens 80 Prozent des Startkurses erreicht. Auf aktueller Basis wären das rund 41 Euro. So tief stand die Aktie zuletzt während des Corona-Crashs im März 2020. Liegt der Kurs darunter, erfolgt die Rückzahlung in Form einer bestimmten Anzahl von Aktien. Aufgrund des Risikopuffers von 20 Prozent ist die Aktienanleihe als Alternative zum Direktinvestment interessant.

Christian Scheid, Chefredakteur von Zertifikate Austria, begann sich Mitte der Neunziger Jahre für die internationalen Finanzmärkte zu begeistern. Nach seinem Abschluss zum Diplom-Volkswirt 1999 war er Redakteur und Ressortleiter beim Anlegermagazin "Börse Online". Seit 2006 ist er als Freier Wirtschafts- und Finanzjournalist selbstständig. Hier können Sie sich für den Gratis-Newsletter anmelden: Zertifikate Austria


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