30.12.2012 11:04:31

AUSBLICK 2013: Starke Nachfrage, sinkende Zinsen - Wohnimmobilien werden teurer

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Baugeld ist billig wie nie, der Wohnraum gerade in den Metropolen knapp, und die Skepsis gegenüber alternativen Kapitalanlagen groß: Die Nachfrage nach Immobilien hat die Preise 2012 im zweiten Jahr in Folge klettern lassen.

 

    Ein Ende des Runs auf Wohnraum ist nicht in Sicht - im Gegenteil: Nach einer Studie der Feri EuroRating Services setzt sich der Preisauftrieb bis mindestens 2015 fort. Demnach verteuern sich Eigentumswohnungen in den kommenden drei Jahren etwa in Hamburg um fast 16 Prozent, in München um 11, in Stuttgart um knapp 10 und in Frankfurt oder Berlin um 8 Prozent.

 

    Überangebote am Wohnungsmarkt sieht Feri hingegen in ostdeutschen Städten wie Chemnitz, aber auch etwa in Saarbrücken oder Oberhausen. In diesen Orten dürfte das ohnehin vergleichsweise niedrige Preisniveau auch in den kommenden Jahren keine großen Sprünge nach oben machen.

 

    Nach Berechnungen des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) war selbstgenutztes Wohneigentum in Deutschland im dritten Quartal im Schnitt 4,1 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Die große Nachfrage nach Immobilien habe vor allem in den Städten die Preise nach oben getrieben. Zudem sei das Interesse an Immobilien als Kapitalanlage im Zuge der Finanzkrise deutlich gestiegen.

 

    Die inzwischen deutlich vernehmbaren Warnungen vor einer Preisblase hält die Deutsche Bundesbank noch für unbegründet, auch wenn sie die Entwicklung am Markt für Häuser und Wohnungen mit Sorge beobachtet. Denn Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, dass es gerade in einem Umfeld niedriger Zinsen und hoher Liquidität zu Übertreibungen an den Immobilienmärkten kommen könne, hatte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret unlängst gesagt. Dabei hatte er aber betont: "Wir sehen im Moment keine Übertreibungen im deutschen Immobilienmarkt, auch nicht in den Ballungszentren."

 

    Obwohl die Immobilienpreise auf breiter Front gestiegen sind, geben die Menschen in Deutschland heute nur einen unwesentlich größeren Teil ihres Einkommens für die eigenen vier Wände aus als 2009, betont der vdp: "Eigenheimerwerber investieren durchschnittlich das 5,7-fache ihres Jahresnettoeinkommens in ihre Wohnimmobilie. 2009 war es das 5,6-fache." In diesem Zeitraum habe sich der Kauf um 8,1 Prozent auf durchschnittlich 279 000 Euro verteuert, während das verfügbare Haushaltseinkommen um 7,6 Prozent stieg.

 

    Gleich von zwei Seiten beflügelt auch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) den Immobilienmarkt. Einerseits lohnen Investitionen etwa in Tagesgeld kaum, so dass Anleger vermehrt auf Betongeld setzen. Andererseits ist die Finanzierung günstig wie nie. Nach Angaben der FMH-Finanzberatung lag der Effektivzins für Hypotheken mit zehn Jahren Laufzeit Anfang Dezember bei 2,54 Prozent. Ein Jahr zuvor habe er bei 3,24 Prozent gelegen, vor fünf Jahren bei 4,92 Prozent.

 

    Die ausgeprägte Niedrigzinsphase in Euroland werde in den kommenden Jahren anhalten, prophezeit DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater: "Die Zinsen bleiben auch in den nächsten Jahren abgeschafft."

 

    Nicht alle rechnen jedoch mit einem langanhaltenden Immobilienboom in Deutschland. Der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon, hatte schon im Oktober erklärt: "Wir erwarten, dass der Höhepunkt beim Erwerb selbst genutzter Immobilien überschritten ist."

 

    Und der Immobilienverband IVD rät gar schon zum Verkauf: "Gerade weil alle anderen kaufen wollen, ist jetzt der ideale Verkaufszeitpunkt. Denn die große Nachfrage erlaubt kräftige Gewinnmitnahmen", sagt IVD-Vizepräsident Jürgen Michael Schick. Noch sei die Nachfrage nach Wohnungen in den Metropolen riesig, obwohl die Preise seit rund zwei Jahren vor allem in den Innenstädten klettern.

 

    Vor allem in Ballungszentren und kleineren Universitätsstädten übersteige die Nachfrage derzeit deutlich das Angebot. Zwar rechnen die meisten Marktbeobachter auch 2013 mit Preissteigerungen, das Plus dürfe aber geringer ausfallen als zuletzt, warnt Schick: "Sobald die Spitze erklommen ist, wird es für Verkäufer schwieriger, Interessenten zu finden." Und das drückt auch die Preise./hqs/DP/jsl

 

    --- Von Harald Schmidt, dpa ---