19.03.2014 21:29:31
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UPDATE: US-Notenbank gibt neue Richtschnur für Leitzins vor
-- Fed drosselt Kaufprogramm weiter
-- Notenbanker ändern Kommunikationspolitik
-- Aktien- und Anleihenmärkte geben nach
-- Marktakteure kritisieren neue Politik
(NEU: Zusammenfassung, Marktreaktionen)
Von Andreas Plecko
Die US-Notenbank hat den Märkten eine neue Orientierungshilfe gegeben, damit die künftige Richtung der Leitzinsen besser eingeschätzt werden kann. Die Fed wird den Leitzins danach ausrichten, ob es Fortschritte auf dem Weg zur Vollbeschäftigung gibt sowie zum Inflationsziel von zwei Prozent, hieß es im Begleittext zur ersten Ratssitzung unter dem Vorsitz der neuen Fed-Chefin Janet Yellen. Zur Beurteilung der Lage wollen die Währungshüter eine breite Palette von Wirtschaftsindikatoren heranziehen.
Damit verabschiedete sich die Fed von ihrer bisherigen Kommunikationsstrategie. Im Dezember 2012 hatte die Fed versprochen, die Leitzinsen nicht zu erhöhen, solange die Arbeitslosenquote über 6,5 Prozent liegt. Damit sollten Spekulationen auf frühzeitige Zinserhöhungen gedämpft werden. Der überraschend schnelle Rückgang der Arbeitslosenquote hatte den Nutzen des Schwellenwerts für die Fed aber untergraben.
"Die Änderung in der Kommunikation ist keine Kursänderung", hob Yellen bei ihrer Pressekonferenz hervor. Die US-Notenbank setzte denn auch ihre Abkehr von der extrem lockeren Geldpolitik fort. Die Käufe von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren wurden um weitere 10 Milliarden Dollar gedrosselt. Der Leitzins blieb bei praktisch null. Anleger und Analysten hatten diese Entscheidungen im Vorfeld erwartet.
Auch nach dem Ende des Kaufprogramms werde der Leitzins "wahrscheinlich" noch für "geraume Zeit" auf dem derzeitigen Stand bleiben, bekräftigte die Notenbank. Und zum ersten Mal erklärte die Fed explizit, dass der Leitzins "wahrscheinlich niedriger als normal" bleiben werde, sogar nachdem Inflation und Beschäftigung wieder zu ihrem längerfristigen Trends zurückgekehrt seien.
Zu ersten Zinserhöhungen könnte es in der ersten Jahreshälfte 2015 geben, sagte Yellen, sechs Monate nachdem das Kaufprogramm ausgelaufen ist. Gegen die neue Kommunikationspolitik stimmte der Präsident der Fed-Minneapolis, Narayana Kocherlakota, der kritisierte, dass damit die Unsicherheit über die Geldpolitik steige.
Aus den neuen Projektionen der US-Währungshüter zum künftigen Zinspfad schlossen Investoren indessen, dass die ersten Zinserhöhung nun doch etwas schneller kommen könnten als bislang erwartet, weshalb es am Anleihenmarkt zu einem stärkeren Abverkauf kam. Auch der Dow-Jones-Index kam deutlich nach.
"Der Zinsausblick war etwas schwammiger als erwartet. Anleger, die auf einen Yellen-Effekt zur Stützung der Märkte gesetzt hatten, dürften enttäuscht sein. Die Marktreaktion war ein Reflex", versuchte Portfoliostratege Brian Jacobsen von Wells Fargo Funds Management die Stimmung einzufangen.
Die Drosselung des Kaufprogramms betrifft je hälftig Staats- und Hypothekentitel. Damit kauft die Federal Reserve jeden Monat nur noch Wertpapiere für 55 Milliarden Dollar, um trotz des rekordtiefen Zinsniveaus noch einen geldpolitischen Impuls zu setzen. Die Hilfen dürften noch dieses Jahr auslaufen, wenn sich der Aufschwung der US-Wirtschaft ausreichend gefestigt hat.
Wegen des zwischenzeitlich etwas schwächeren Arbeitsmarkts waren Spekulationen aufgekommen, dass die Fed bei ihrer Straffung der Geldpolitik eine Pause einlegen könnte. Doch Yellen führte die jüngste Reihe schwacher Wirtschaftsdaten eher auf das kalte Winterwetter zurück als auf strukturelle Probleme. Derweil ist das Stellenwachstum im Februar wieder etwas stärker in Schwung gekommen, was der Fed den Spielraum verschaffte, ihren Kurs beizubehalten.
Marktakteure waren mit Kritik an der neuen Sprachregelung der Fed schnell zur Hand. "Was nun eine 'qualitative Steuerung' genannt wird, ist für mich eine 'vage Steuerung', die viel weniger wertvoll ist als eine quantitative Vorgabe", sagte Peter Boopckvar, Direktor bei The Lindsey Group und ein ausgewiesener Fed-Kritiker. "Das ist nicht sehr hilfreich."
Mitarbeit: Victoria McGrane
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
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March 19, 2014 15:58 ET (19:58 GMT)
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