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24.09.2015 12:00:52

adidas will sauberer werden

Der Sportartikelhersteller adidas AG hat ein Entwicklungsprogramm gestartet, um umweltfreundlicher zu werden. In den kommenden drei Jahren sollen Fußballstollen entwickelt werden, die mehrfach wiederverwertbar sind, auf Chemie-Klebstoffe will adidas dabei verzichten und keinen Müll mehr produzieren. Der Sportartikelhersteller reagiert damit auf die wachsende Sensibilität der Kunden, was die Umweltfreundlichkeit von Produkten angeht.

   adidas ist nur eines von immer mehr Unternehmen, die "grüner" werden wollen. Umweltschützer begrüßen die Initiativen der Firmen meist, haben aber auch noch Vorbehalte.

   adidas, der weltweit zweitgrößte Sportartikelhersteller hinter Nike, kündigte das Projekt am Donnerstag an. Finanziert wird das Vorhaben von der Europäischen Union. Experten aus zahlreichen Branchen sollen gemeinsam ein "Super-Material" entwickeln, das für Sportartikel geeignet ist und später mehrfach wiederverwendet werden kann.

   Die Ressourcen der Welt seien begrenzt. Recycling sei ein Gebiet, in dem die Sportartikelhersteller führend sein sollten, sagte Gerd Manz, Vizepräsident für Technologie und Innovation bei adidas und Leiter des neuen Projektes.

   Umweltschützer kritisieren seit langem den wachsenden Verbrauch von Kleidung und die negativen Folgen für die Umwelt. Die Hersteller heizen die Konsumwünsche mit immer neuer Kleidung und Schuhen an. Auf diesem Weg trage die Branche zur Umweltverschmutzung bei, sagte Yixiuo Wu, ein Projektleiter bei Greenpeace.

   Das nun gestartete Projekt "Sport Infinity" ist nur eines von adidas, um ethisch glaubwürdiger zu werden. Der DAX-Konzern hat schon angekündigt, wie etwa Microsoft oder Sony führend bei der Bekämpfung der Erderwärmung voranzugehen. adidas will dazu den eigenen ökologischen Fußabdruck messen lassen und - wo möglich - die Emissionen verringern. Im April hatte adidas bereits eine Partnerschaft mit der Organisation Parley for the Oceans geschlossen, um Sportbekleidung aus Müll zu entwickeln, der zuvor die Ozeane verschmutzt hat und wiederverwertet werden soll.

   Das erste Konzept solcher Schuhe aus der Kooperation unterschied sich dann allerdings kaum von den Schuhen aus dem normalen Sortiment. Das vernähte Gran war tatsächlich aus Müll und alten Fischernetzen entstanden, für die Sohle wurde aber weiterhin neuer Kunststoff verwendet. adidas versprach damals, dass es sich nur um einen Konzeptschuh handele, an dem weiter gearbeitet werde, um daraus in den nächsten Monaten ein Produkt für die Ladenregale zu machen.

   Die jüngere Generation reagiere besonders sensibel darauf, ob Unternehmen die eigenen Werte teilen, sagte Sportartikelanalyst Matt Powell von der NPD Group. "Nachhaltigkeit ist für diese Altersgruppe sehr wichtig", sagte er.

   adidas-Vorstandsmitglied Glenn Bennett sagte, Umweltfreundlichkeit könne zu einem nachhaltigen Geschäftserfolg beitragen. Auch viele Einzelhändler versuchen derzeit, ein grünes Image aufzubauen. Sie stellen dabei heraus, wie umweltbewusst sie handeln.

   Greenpeace-Projektleiter Wu sagte, er unterstütze Bemühungen um langlebige Materialien und das Recycling. Greenpeace sei aber wegen der möglichen Kontaminierung dieser Materialien besorgt. Die Unternehmen müssten hier für mehr Transparenz sorgen.

   adidas-Wettbewerber Nike sammelt seit den 1990er Jahren gebrauchte Sportschuhe und verwertet das Material in Sportartikeln oder beim Bau von Sporthallenböden. Greenpeace bezeichnete den US-Hersteller aber erst jüngst als "Green Washer" - ein Unternehmen, das grüner tut als es wirklich ist. Die Umweltschutzorganisation stellte dabei sowohl das Ausmaß der Anstrengungen von Nike als auch die Transparenz des Unternehmens in Frage.

   Ein Nike-Sprecher sagte, das Unternehmen bleibe dem Ziel verpflichtet, bis 2020 auf die Einleitung gefährlicher Chemikalien zu verzichten und habe bereits bedeutsame Fortschritte auf dem Weg dahin gemacht. So arbeite das Unternehmen an Textilmaschinen, die ohne Wasser auskommen und auf umweltgefährdende Chemikalien werde zunehmend verzichtet.

   Die schwedische Modekette Hennes & Mauritz hatte erst diesen September einen Preis von 1 Million Euro jedes Jahr für neue Technologien ausgelobt, die das Recycling von Kleidung verbessern. Seit 2013 sammelt die Modekette in ihren Filialen alte Kleidung. Inzwischen gibt es auch neue Mode, die zum Teil aus wiederverwertetem Stoff besteht.

   Vergangenes Jahr hat H&M fast 7.700 Tonnen gebrauchte Kleidung gesammelt - das entspricht etwa 40 Millionen T-Shirts. Nach Schätzungen aus dem Jahr 2011 verkauft das Unternehmen etwa 550 Millionen Kleidungsstücke im Jahr, allerdings dürfte der Absatz seitdem um etwa 40 Prozent gestiegen sein. "Es gibt wirklich nur eine Regel in der Modebranche und die lautet: Verwerte die Kleidung wieder", sagte eine H&M-Sprecherin.

   Dabei gilt aber auch, dass die Schweden rasch wechselnde Sortimente haben und ihr Geld vor allem mit hohen Absatzzahlen verdienen. Greenpeace-Mann Wu setzt dagegen auf die gemeinsame Nutzung und auf Gebraucht-Kleidung statt auf permanent neue Mode im Kleiderschrank. "Es geht nicht nur darum, was wir konsumieren, sondern auch wieviel", sagte Wu.

   H&M hat sich dieses Jahr mit der Puma-Mutter Kering zusammengetan, um die Textilrecycling-Firma Worn Again zu unterstützen. Gesucht wird eine Technologie, die die Fasern auch aus Kleidungsstücken verwerten kann, die aus verschiedenen Stoffen bestehen.

   Paula Alexander Becker, Management-Professorin an der Seton Hall University, hält es für ganz natürlich, dass Unternehmen solche Initiativen auch für die Werbung ausnutzen, um umweltbewusste Kunden anzusprechen. Damit seien diese Anstrengungen aber nicht weniger legitim. Die Branche entwickele sich auf drei Ziele zu: Es gehe um die Menschen, die Umwelt und die Gewinne ("people, planet, profits").

   Mit dem Projekt Sport Infinity hofft adidas nicht nur auf die Schaffung eines Materials, das sich möglichst oft wiederverwerten lässt. Es soll zudem ohne gefährliche Chemikalien oder Klebstoffe auskommen. Mit im Boot sind Spezialisten des Chemiekonzerns BASF, der österreichischen Designberatungsfirma Kiska, Vertreter von Universitäten und Textil-Fachleute.

   Am Ende soll das Material sowohl für Fußballstollen als auch für Kleidung oder Bälle genutzt werden können. Kunden sollen dann ihre alten Produkte im Laden abgeben und daraus neue machen lassen können. adidas sagt: Im zweiten Leben der Produkte liege die Zukunft.

    DJG/DJN/jhe/sha

   Dow Jones Newswires

Von Ellen Jervell

FRANKFURT (Dow Jones)

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