FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Finanztitel haben sich am Freitag nach den Ergebnissen der Stress-Tests für US-Banken mehrheitlich sehr fest entwickelt. Die größten US-Banken brauchen dem staatlichen Branchen-Belastungstest zufolge deutlich geringere Finanzspritzen als befürchtet. Finanzminister Timothy Geithner nannte die Resultate "ermutigend". Gegen 11.10 Uhr verteuerten sich Deutsche Bank <DBK.ETR> als viertbester Wert im
Dax <DAX.ETR> um 3,19 Prozent auf 41,225 Euro. Dagegen stiegen Commerzbank <CBK.ETR> lediglich um unterdurchschnittliche 1,22 Prozent auf 6,245 Euro - hier begrenzten schwache Quartalszahlen die Kursgewinne. Im
MDAX <MDAX.ETR> legten Postbank <DPB.ETR> um 3,41 Prozent auf 18,52 Euro zu. Der deutsche Leitindex rückte zeitgleich um 1,73 Prozent auf 4.887,10 Punkte vor, und auch der Index der mittelgroßen Werte entwickelte sich fest.
Zehn von 19 untersuchten Instituten benötigen demnach insgesamt 74,6 Milliarden Dollar (56,1 Mrd Euro) zusätzlich, um ihr Risikopolster zu erhöhen. Die übrigen müssen ihre Kapitaldecke nicht stärken, wie aus den am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Ergebnissen des "Stress-Tests" von US-Finanzministerium und Notenbank hervorgeht. "Die Überraschung ist nicht die Höhe der benötigten Kapitalspritzen, sondern die Tatsache, dass die Banken direkt an den Markt gehen, um Kapital einzusammeln", sagte Andrew Busch von BMO Capital. Nach der jüngsten Kursrally bei Bankentiteln sei nun vielleicht auch der beste Zeitpunkt für derartige Maßnahmen. Wells Fargo <WFC.NYS> <NWT.ETR> kündigte eine Kapitalerhöhung um sechs Milliarden Dollar durch die Ausgabe neuer Aktien an. Morgan Stanley <MS.NYS> <DWD.ETR> will sich fünf Milliarden Dollar - davon drei Milliarden Dollar über eine Anleihe - am Markt besorgen. Diese stößt nach Informationen aus Finanzkreisen auf hohe Nachfrage. Auch Analyst Olaf Kayser von der Landesbank Baden-Wüttemberg (LBBW) räumte den Ergebnissen des Stress-Tests selbst wenig Neuigkeitswert ein. "Es ist doch schon in den letzten Tagen durchgesickert, dass alles nicht so schlimm wird", sagte der Bankenexperte. Ähnlich hieß es bei Credit Suisse, nachdem Einzelheiten des Stress-Tests bereits in den vergangenen Tagen nach außen gedrungen seien, falle die Kursreaktion bei den Banken begrenzt aus. Das Basisszenario des Tests ähnele ihren Stress-Tests für die europäischen Banken, würde aber zu einer substanziellen Verschlechterung in den Bilanzen des Sektors führen. Nach der jüngsten Rally bei Bankentiteln könnte deren Bewertung nun zu anspruchsvoll sein. Kritisch äußerte sich UniCredit mit Blick auf den europäischen Bankensektor. "Der gesamte Kapitalbedarf der US-Banken liegt sicherlich am unteren Ende der Erwartungen, insbesondere wenn man die Bank of America <BAC.NYS> <NCB.ETR> herausnimmt, deren hoher Kapitalbedarf schon vorher bekannt war", räumte Harm Bandholz in einer aktuellen Studie ein. Das sei zwar eine gute Nachricht, aber gleichzeitig auch "Wasser auf die Mühlen derer, die den Stress-Test in den letzten Tagen wegen zu laxer Annahmen kritisiert haben". Besondere Sorge macht dem UniCredit-Experten der Bereich gewerbliche Immobilien. Da in diesem Sektor der Abschwung erst begonnen habe, könnten die Szenarien in den Rechenmodellen der Stress-Test-Ersteller zu optimistisch sein. Analyst Philip Finch von der UBS sieht die europäischen Banken an der Rekapitalisierungsfront hinterherhinken, nachdem deren US-Konkurrenten hier mit den Test-Ergebnissen einen wichtigen Schritt nach vorn gemacht hätten. "Anders als in den USA gibt es keine größere politische Initiative zur Rekapitalisierung der europäischen Geldinstitute", merkte der Experte kritisch an. Zudem dürften letztere durch ihre Engagements in Osteuropa belastet werden. Finch stufte den US-Bankensektor von "Underweight" auf "Neutral" hoch, wogegen er den europäischen Bankensektor auf "Underweight" beließ./gl/ag
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