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13.11.2012 18:58:32

Allianz will mit alternativen Anlagen "ewig überleben"

   Von Alexandra Edinger

   Die niedrigen Zinsen, die seit geraumer Zeit nur noch am Kapitalmarkt zu erzielen sind, belasten insbesondere die Lebensversicherer. Sie garantieren ihren Kunden bestimmte Zinsen auf eingezahlte Beiträge und müssen diese Rendite erst einmal selbst erwirtschaften. Für den Münchener Versicherungskonzern Allianz ist das noch kein Problem. Nach eigenen Angaben könnte das Unternehmen das jetzige Zinsniveau "ewig überleben". Bewältigen will der Konzern dies durch eine breite Streuung des Portfolios.

   Weil die Zentralbanken der Welt in der gegenwärtigen Krise die Märkte mit billigem Geld fluten, tun sich für die großen Versicherern wie die Allianz immer weniger lukrative Anlagemöglichkeiten auf. Zwar müssen für neue Verträge seit Jahresbeginn nur noch Garantiezinsen von 1,75 Prozent erwirtschaftet werden, aber auch dafür müssen erst einmal geeignete Anlagemöglichkeiten gefunden werden.

   Insbesondere bei den alternativen Investments - zu denen auch die Finanzierung von Immobilien, Investitionen in Erneuerbare Energien oder Infrastruktur gehören - will der Kapitalanlagechef der Allianz, Maximilian Zimmerer, das Portfolio ausweiten. Von derzeit acht auf rund 16 Prozent könnte das Engagement hier in den kommenden fünf Jahren anschwellen. In Zahlen bedeutet das, dass die Allianz künftig bis zu 80 der zur Verfügung stehenden 500 Milliarden Euro in diesem Bereich investieren könnte. Allein bis zu 30 Milliarden Euro sollen dabei auf Immobilieninvestments entfallen - pro Jahr rund zwei Milliarden Euro zusätzlich. Da der Versicherungskonzern keine Liquiditätsprobleme hat, werden dabei andere Investitionen nicht zurückgefahren. "Wir müssen nicht umschichten, sondern können einfach Neuanlage vornehmen", erklärt das Vorstandsmitglied.

   Den Bereich Erneuerbare Energien würde er dabei gerne weiter ausbauen, etwa durch den Kauf weiterer Solarparks in Italien. "Aber es dauert", beklagt sich Zimmerer. Bisher besitzt der Versicherungskonzern 34 Wind- und sieben Solarparks.

   Insbesondere Fortschritte im Bereich Infrastruktur fehlen ihm, obwohl über eine Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Geldgebern hier seit vielen Jahren geredet werde. Dabei sind Gas- und auch Stromkabelnetze für Versicherungen auf Grund der langen Laufzeiten des Investments durchaus interessant. So hat Allianz etwa eine 14-prozentige Beteiligung am norwegischen Gastransportnetz Gassled erworben.

   Und trotzdem: Ganz kalt lassen die niedrigen Zinsen die Allianz auch nicht. "Mit 1,5 Prozent Wiederanlage können wir überleben, aber richtig leben können wir damit nicht", räumt Zimmerer ein. Im aktuellen Umfeld könne sein Konzern aber damit umgehen. "Ein oder zwei Jahre sind nie ein großes Problem. Aber wenn es länger dauert, dann werden die niedrigen Zinsen zu einem wichtigen Punkt bei der Anlagestrategie", erläutert er. Sorge bereitet ihm dabei auch, dass alle Investoren derzeit auf der Suche nach einem Ausweg aus dem Zins-Dilemma sind. Flüchten sich dann alle in die gleichen Anlagen, die noch hohe Zinsen versprechen - etwa Immobilien -, könnten sich dadurch gefährliche Blasen bilden.

   Weil die Allianz Klumpenrisiken vermeidet und ihre Anlagen breit streut, macht sich Zimmerer keine allzu großen Sorgen um solche Blasen. Aber es gibt andere Szenarien, bei denen selbst der Allianz-Konzern schwer ins Straucheln geraten könnte: Austritte von einzelnen Ländern aus dem Euroraum sieht Zimmerer dabei ganz oben auf der Liste. Die Allianz ist zum Beispiel in Italien stark engagiert.

   Aber die Hauptszenarien beschäftigen sich mit weiteren Schuldenschnitten - den so genannten Haircuts - bei hochverschuldeten Ländern. Die Inhaber von Staatsanleihen verzichten dabei, wie etwa im Fall von Griechenland, auf einen Teil der ausstehenden Gelder, um das betroffene Land zu entschulden. Griechenland sei dabei trotz des Schuldenaufkommens nur ein kleines Land gewesen. "Bei weiteren Haircuts in anderen Ländern würde es auch für uns zu Folgewirkungen kommen", sagt der Stratege. Doch selbst bei solchen Szenarien ist er überzeugt: "Wir werden die letzten auf der Insel sein, bei denen die Fahne noch weht."

   Aber das ist Zukunftsmusik, von der Zimmerer hofft, dass sie nie gespielt wird. Zittern muss er wegen des anhaltend niedrigen Zinsniveaus jedenfalls noch nicht. Die Allianz erzielte in den ersten neun Monaten eine Verzinsung bei der Neuanlage von rund 3,5 Prozent. Außerdem hat die Allianz noch lukrative Anlageformen, die in den nächsten 14 Jahren weiterhin eine hohe Verzinsung liefern und so stabile Erträge bieten. Er weist daher auch gerne darauf hin, dass der Konzern das operative Ergebnis zu den Quartalszahlen um rund 33 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro steigern konnte, obwohl das Kernproblem der fallenden Zinsen den Versicherern das Leben schwer macht.

   Kontakt zur Autorin: alexandra.edinger@wsj.com

   (Ulrike Dauer hat zum Artikel beigetragen)

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   November 13, 2012 12:27 ET (17:27 GMT)

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