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Langer Abwärtstrend am Markt 12.03.2022 23:11:00

Analyst: Ukraine-Krieg könnte globale Stagflation verursachen

Analyst: Ukraine-Krieg könnte globale Stagflation verursachen

• Ukraine-Krieg erhöht globalen Inflationsdruck
• Anders als bei vorherigen Kriegen langfristige Baisse möglich
• Hohe Volatilität vorprogrammiert

Trotz des Ukraine-Konflikts haben sich die US-Börsen in den vergangenen Tagen verhältnismäßig gut gehalten. Viele Marktteilnehmer rechnen damit, dass die USA aufgrund der geographischen Lage weniger von den unmittelbaren Folgen des Ukraine-Konflikts betroffen sind. Einerseits ist Nordamerika weniger als Europa von den russischen Ressourcen abhängig und andererseits haben amerikanischen Unternehmen insgesamt weniger enge Beziehungen zu Russland. So gewann auch der Dollar gegenüber dem Euro deutlich an Stärke. Allerdings warnt Analyst Marko Papic, Chefanalyst von Clocktower Group, MarketWatch zufolge, besonders amerikanische Anleger vor einer Unterschätzung der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges. Er hält eine globale Stagflation für möglich.

Analysten rechnen mit Verstärkung der Inflation

Die weltweit hohen Inflationsraten und die damit einhergehenden Ängste vor schnellen Zinserhöhungen waren in den vergangenen Monaten an den internationalen Börsen das Hauptthema, bevor der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar alle anderen Themen überschattete. Papic verbindet diese beiden Entwicklungen: Nach seiner Ansicht verschärft der Ukraine-Krieg die bereits galoppierende Inflation, die einen Bärenmarkt auslösen könnte - wie es in den 1970er Jahren der Fall war. Damals leitete der Yom-Kippur-Krieg von 1973 eine langwierige Inflationsphase ein; erst 1987 konnte der S&P 500 sein Niveau von 1973 wieder erreichen. Analyst Derek Deutsch von ClearBridge Investments sieht den Hauptgrund für einen kommenden Börsenabschwung in einer scharfen Zinserhöhung, welche die Zeiten der hohen Liquidität an den internationalen Finanzmärkten beenden würde - und zwar noch rascher als bislang auf den Märkten eingepreist.

Parallelen zur Ölkrise 1973

Papic sieht einige Parallelen zwischen der heutigen Lage und dem Yom-Kippur-Krieg von 1973. Die Organisation erdölexportierender Staaten (OPEC) reduzierte im Oktober 1973 die Öl-Fördermengen um 5 Prozent, um die westlichen Länder bezüglich ihrer militärischen Unterstützung Israels unter Druck zu setzen. Die Folge war ein Anstieg des Ölpreises um 70 Prozent. Auch in den letzten Tagen stieg der Ölpreis rasant an, da die meisten Händler sich weigern, russisches Öl zu kaufen - die Folge ist ein verknapptes Angebot an Öl. Die dadurch steigenden Energiepreise für Verbraucher und Unternehmen, so Papic, werden wie 1973 einen weiteren Inflationsdruck auf ein bereits stark inflationäres Umfeld auslösen. Papic zufolge könne sich dadurch die Stagflation der 1970er Jahre, also das Zusammentreffen von Inflation und Stagnation, in den kommenden Jahren wiederholen. Darüber hinaus drohe laut Papic eine weitere Eskalation des Ukraine-Konflikts: "Was passiert zum Beispiel wenn ein russisches Militärflugzeug den polnischen Luftraum betritt und dabei abgeschossen wird?"

"Kaufen, wenn die Kanonen donnern"? Marktperformance bei Kriegen

Die vergangenen kriegerische Auseinandersetzungen wirkten sich meist nur kurzzeitig auf die internationalen Börsen aus. Lokal begrenzte Konflikte mit geringen Folgen für die Globalwirtschaft wie beispielsweise die sowjetische Invasion Afghanistans 1979, der zweite Golfkrieg 1990 oder die NATO-Intervention in Libyen 2012 sorgten nur kurzfristig für heftige Kursabschläge, die innerhalb weniger Wochen aber wieder aufgeholt wurden. Insgesamt gab es seit 1945 - mit Ausnahme des Yom-Kippur-Krieges, der vor allem aufgrund des Ölembargos verheerende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hatte - keine Kriege, die einen Bärenmarkt an den internationalen Börsen auslösten. Historisch betrachtet hat es sich also meist gelohnt zu kaufen, "wenn die Kanonen donnern". Dies könnte aber, so Papic‘ Einschätzung, bei der russischen Invasion auf die Ukraine anders sein.

Derzeitige Auswirkungen deutlich stärker als bei Krim-Invasion von 2014

Die russische Invasion der Krim-Halbinsel 2014 hatte indes nur für ein kurzes Gewitter an den westlichen Börsen gesorgt: Zwar sank beispielsweise der S&P 500 am Tag der Invasion (27. Februar 2014) um 2,08 Prozent, der amerikanische Index hat diesen Verlust aber innerhalb weniger Wochen wieder aufgeholt; das Börsenjahr 2014 schloss somit trotz der russischen Krim-Invasion noch erfolgreich. Putins derzeitiger Überfall auf die gesamte Ukraine ist dagegen deutlich umfangreicher und hat vor allem wegen der weitreichenden Sanktionen gegen Russland schwerwiegendere Folgen auf die Weltwirtschaft. Angesichts der starken Verluste der vergangenen Tage insbesondere an den europäischen Börsen könnten zwar weite Teile der Folgen eingepreist sein, doch die Unsicherheit dürfte angesichts der wechselhaften und unübersichtlichen Nachrichtenlage weiterhin extrem hoch bleiben.

Redaktion finanzen.at

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