24.06.2024 10:05:38

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APA ots news: Kreditrisiken steigen erstmals nach Jahren rückläufiger Entwicklung - Banken nutzen Gewinne zur Stärkung ihrer Risikopuffer

Präsentation des 47. Financial Stability Report der OeNB

Wien (APA-ots) - Die österreichische Wirtschaft befand sich 2023 in einer

Rezession. Für das Jahr 2024 erwartet die Oesterreichische

Nationalbank (OeNB) eine Stabilisierung der Entwicklung, wenngleich

die Wirtschaft nur schwach wachsen wird. Die Banken konnten 2023

dessen ungeachtet ein Rekordergebnis einfahren und damit ihre

Kapitalausstattung weiter ausbauen. Dadurch sind die vom Bankensektor

ausgehenden Finanzstabilitätsrisken weiter gesunken. Aufgrund

erhöhter geopolitischer Risiken und zunehmender Kreditrisiken, vor

allem im Bereich der Gewerbeimmobilien, sowie aufgrund der

eingeleiteten Zinswende befindet sich der heimische Bankensektor nun

allerdings an einem Wendepunkt.

Sinkende Inflation ermöglicht Konjunkturerholung

Die österreichische Wirtschaft befand sich 2023 in einer

Rezession. Gründe hierfür waren die anhaltend hohe Inflation, das

sehr schwache außenwirtschaftliche Umfeld und die daraus

resultierende allgemein schlechte Stimmungslage. Für das Jahr 2024

erwartet die OeNB eine Stabilisierung der Entwicklung, allerdings

wird die Wirtschaft mit 0,3 % nur schwach wachsen. Der private Konsum

wird sich aufgrund deutlich steigender Reallöhne erholen, und auch

die Exporte werden positiv zum Wirtschaftswachstum beitragen. Die

Bruttoanlageinvestitionen werden hingegen im Gesamtjahr nochmals

schrumpfen. Hohe Finanzierungskosten und schlechte Gewinnerwartungen

dämpfen insbesondere die zinssensitiven Investitionen im Wohnbau und

die konjunkturabhängigen Ausrüstungsinvestitionen.

Bankensektor mit Rekordgewinn trotz zunehmender Kreditausfälle

In einem anhaltend schwachen makroökonomischen Umfeld erzielten

die österreichischen Banken im Jahr 2023 einen Rekordgewinn von 14

Mrd EUR. Die Gewinnsteigerung erfolgte vor allem aufgrund einer

weiter gestiegenen Nettozinsmarge, da Zinserhöhungen im Rahmen der

strafferen Geldpolitik zu höheren Einnahmen führten. Dank des hohen

Gewinns konnte der Bankensektor seine konsolidierte harte

Kernkapitalquote deutlich auf 17,5 % erhöhen, und auch die

österreichischen Großbanken haben ihre Kapitalisierung erstmals über

den Durchschnitt ihrer europäischen Mitbewerber gehoben. "Die Banken

haben ihre Gewinne genutzt, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber

künftigen Unsicherheiten zu stärken. Was für die Gesamtsystemebene

gilt, muss aber nicht zwangsläufig für jede einzelne Bank gelten.

Bankindividuelle Risiken müssen darüber hinaus daher zielgerichtet

auf Einzelbankebene adressiert werden", erläuterte

OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried Haber.

Nun befindet sich das Bankensystem allerdings an einem Wendepunkt:

Neben den aus geopolitischen Risiken resultierenden Unsicherheiten

führen mehrere Faktoren zu vermehrtem Druck auf die Profitabilität.

Die zunehmende Zahl an Insolvenzen Ende 2023 zog bereits einen

Anstieg der Kreditausfälle nach sich, und dieser Trend setzt sich

auch Anfang 2024 fort. Auch die Kostenseite rückt in den Fokus:

Einleger:innen haben ihre Ersparnisse von Sicht- auf Termineinlagen

verlagert, was zu höheren Refinanzierungskosten für die Banken führt.

Weiters erfordern die Lohnabschlüsse sowie inflationsbedingt

gestiegene Sachkosten in Zukunft eine beständige Kostendisziplin,

nicht zuletzt auch deshalb, um Raum für notwendige Investitionen in

neue Informationstechnologien zu schaffen.

Zusätzlich haben die höheren Zinssätze die Nachfrage nach Krediten

reduziert, vor allem bei Wohnbaufinanzierungen. Die systemischen

Risiken aus Krediten im Wohnimmobilienbereich wurden durch

kreditnehmer:innenbezogene Maßnahmen effektiv adressiert. Seit deren

Einführung haben sich die Vergabestandards signifikant verbessert.

Auch zukünftig ist eine nachhaltige Kreditvergabe bei

Immobilienkrediten ein wesentliches Element eines stabilen

Finanzmarktes. Die Tatsache, dass ein großer Teil der verfügbaren

Ausnahmekontingente ungenutzt blieb, deutet zudem darauf hin, dass

der Rückgang des Kreditvolumens primär von gestiegenen Zinsen, hohen

Baukosten und allgemeiner Unsicherheit hinsichtlich der

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen getrieben war.

Bedingt durch dieselben Faktoren erleben gewerbliche

Immobilienkredite aktuell eine stärkere Kreditausfallsdynamik. Zudem

spiegeln die Anpassungen bei den Immobilienbewertungen noch nicht

großflächig das neue, herausfordernde Umfeld wider.

Empfehlungen der OeNB zur Stärkung der österreichischen

Finanzstabilität

Das anhaltend schwache Wirtschaftswachstum in Österreich sowie

lange andauernde geopolitische Konflikte stellen weiterhin große

Herausforderungen dar. Durch die Anfang Juni eingeleitete Zinswende

ist zu erwarten, dass die Zinsmarge des Bankensektors nicht weiter

ansteigt. Auch die gestiegenen Kreditrisiken werden Druck auf die

Profitabilität der Banken ausüben. Um für zukünftige

Herausforderungen gewappnet zu sein, empfiehlt die OeNB den Banken

* die Absicherung bzw., wo notwendig, die weitere Stärkung der

Kapitalbasis durch Zurückhaltung bei Gewinnausschüttungen

(Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufen),

* die Sicherstellung nachhaltiger Vergabestandards bei

Immobilienkrediten sowie die Vorbereitung auf höhere Risikogewichte

für Gewerbeimmobilienkredite,

* die adäquate Steuerung von Kredit- und Zinsrisiken,

einschließlich höherer Rückstellungen und konservativer

Sicherheitenbewertung, sowie

* die Sicherung einer nachhaltigen Profitabilität durch

Kostendisziplin und durch Investitionen sowohl in neue

Informationstechnologien als auch zum Schutz vor Cyberrisiken und vor

den Auswirkungen des Klimawandels.

Der halbjährlich in englischer Sprache erscheinende Financial

Stability Report der OeNB analysiert finanzstabilitätsrelevante

Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld sowie

Spezialthemen im Zusammenhang mit der Finanzstabilität.

Auf der OeNB-Website findet sich der [Financial Stability Report

47]

(https://www.oenb.at/Publikationen/Finanzmarkt/Finanzmarktstabilitaet

sbericht.html).

Rückfragehinweis:

Oesterreichische Nationalbank

Mag. Maria-Elisabeth Faulmann

Pressesprecherin

(+43-1) 404 20-6900

maria-elisabeth.faulmann@oenb.at

www.oenb.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER

INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***

OTS0047 2024-06-24/10:00

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