Immobilienkrise 30.08.2023 17:52:00

Aroundtown-Aktie deutlich fester: Aroundtown macht Milliardenverlust nach Abwertung des Portfolios - Prognose hochgeschraubt

Aroundtown-Aktie deutlich fester: Aroundtown macht Milliardenverlust nach Abwertung des Portfolios - Prognose hochgeschraubt

Höhere Zinsen drücken auf die Immobilienwerte. So musste das Unternehmen im ersten Halbjahr sein Portfolio erheblich abwerten und verzeichnete dadurch einen Milliardenverlust. Dazu verkaufte Aroundtown Objekte leicht unter Buchwert. Auch operativ lief das Geschäft schwächer, jedoch besser als von Analysten erwartet. Für das laufende Jahr zeigte sich das Unternehmen etwas optimistischer als zuvor.

Dem gesamten Sektor machte zuletzt die hohe Inflation und der Anstieg der Zinsen zu schaffen. Die Einflüsse hatten dem langen Immobilienpreisboom in Deutschland in den vergangenen Monaten erst einmal ein jähes Ende gesetzt. In den vergangenen drei Jahren hat die Aroundtown-Aktie fast 70 Prozent an Wert eingebüßt.

Die operative Entwicklung sei etwas besser als von ihm gedacht, notierte Analyst Andre Remke von der Baader Bank. Abwertungen auf das Portfolio entsprächen den Erwartungen. Der etwas angehobene Ausblick auf den diesjährigen operativen Gewinn lasse diesbezüglich noch immer einen Rückgang erwarten.

Im ersten Halbjahr verbuchte Aroundtown wegen der Abwertung des Immobilienbestandes einen Nettoverlust von rund 1,3 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwochmorgen in Luxemburg mitteilte. Im Vorjahr hatte die Gesellschaft noch einen Gewinn von 471 Millionen Euro erzielt.

Dazu verkaufte Aroundtown Objekte im Volumen von 545 Millionen Euro, was den Angaben zufolge leicht unter dem Buchwert lag. Damit habe sich Aroundtown fähig gezeigt, Immobilien trotz des schwierigen Marktumfeldes zu verkaufen, hieß es. Wie viele andere Unternehmen aus der Branche will auch Aroundtown mithilfe von Immobilienverkäufen die Schulden reduzieren.

Die Nettomieteinnahmen fielen um drei Prozent auf 596 Millionen Euro, was laut Unternehmensangaben vorrangig den Verkäufen geschuldet war. Auf vergleichbarer Fläche seien die Mieteinnahmen um 3,4 Prozent gestiegen. Die in der Immobilienbranche wichtige operative Ergebniskennziffer FFO I (Funds from Operations) sank um sechs Prozent auf 175,3 Millionen Euro. Auch hier machten sich die Verkäufe sowie die höheren Zinsen negativ bemerkbar.

Die Barmittel und liquiden Mittel beliefen sich Ende Juni auf 2,5 Milliarden Euro, dazu kämen noch erwartete Erlöse aus unterzeichneten, aber noch nicht abgeschlossenen Veräußerungen und Verkäuferdarlehen von etwa einer Milliarde Euro. Dies decke die Fälligkeiten der Schulden bis Mitte 2026.

Für das Gesamtjahr zeigte sich Aroundtown etwas optimistischer und hob seine Prognose für das FFO I leicht an. Es soll nun bei 310 Millionen bis 340 Millionen Euro liegen und damit jeweils zehn Millionen Euro höher als zuvor in Aussicht gestellt. Dies bedeutet dennoch weiter einen Rückgang. 2022 konnte der Immobilienkonzern den FFO I noch um drei Prozent auf knapp 363 Millionen Euro steigern.

So reagieren die Anleger

Die Halbjahreszahlen von Aroundtown haben die Anleger am Mittwoch ermutigt. Nachdem der Immobilienkonzern für das Gesamtjahr etwas optimistischer für das operative Ergebnis (FFO I) wurde, setzten sich die Aktien mit einem Anstieg um letztlich 9,14 Prozent auf 1,54 Euro an die Spitze im SDAX. Im Tageshoch klopften sie mit 1,54 Euro an das bisherige Zwischenhoch von 1,57 Euro an, das fast drei Wochen alt ist.

Die Erholung der Aktien vom Rekordtief im Juli, die zuletzt auf wackeligen Füßen stand, erhielt damit einen neuen Schub. Das Jahresminus beträgt aber immer noch 30 Prozent. Seit dem Zwischenhoch im Juni 2021 summieren sich die Verluste sogar auf rund 80 Prozent. Mitte des Jahres waren die Papiere zeitweise zu einem "Pennystock" geworden, also einer Aktie mit einem Kurs unter einem Euro.

Mit dem Anstieg am Mittwoch hoben sich die Papiere positiv ab vom Sektorumfeld, denn der europäische Teilindex Stoxx Europe 600 Real Estate konnte seine jüngste Erholung nur bedingt fortsetzen. Immobilien-Anleger dürften am Mittwoch besonders auf neue Erkenntnisse zur Inflation in Deutschland achten, die Signale für den geldpolitischen Druck senden, unter dem die Europäische Zentralbank (EZB) steht. Der Immobiliensektor leidet seit Monaten stark unter den hohen Zinsen.

Händler zeigten sich unterdessen nicht überrascht vom Milliardenverlust unterm Strich von Aroundtown, der mit einer Abwertung des Immobilienportfolios in Zusammenhang steht. Laut dem Experten Andre Remke von der Baader Bank war die operative Entwicklung im ersten Halbjahr aber etwas besser als von ihm gedacht. Die Portfolio-Abwertung entspreche den Erwartungen. Auch der Fachmann Kai Klose von der Berenberg Bank sah seine Prognosen als übertroffen an.

Für das Gesamtjahr erwartet Aroundtown die Ergebniskennziffer FFO I nun bei 310 Millionen bis 340 Millionen Euro. Die Spanne liegt damit an beiden Enden zehn Millionen Euro höher als zuvor in Aussicht gestellt. "Das Streben nach einem höheren Ertragsniveau war eindeutig unerwartet und eine positive Überraschung", sagte der Berenberg-Experte Klose. Er denkt, dass sich Anleger aber weiterhin stark auf die Entwicklung der Vermögenswerte und das Finanzprofil von Aroundtown konzentrieren werden.

Was die deutschen Inflationszahlen an diesem Mittwoch betrifft, erwarten Experten einen Anstieg im Monatsvergleich. Am Morgen bereits veröffentlichte Verbraucherpreisdaten einiger Bundesländer untermauerten dies. Im Kampf gegen die Inflation hatte die EZB den Leitzins in den vergangenen Monaten kräftig angehoben. Unternehmen wie Aroundtown müssen daher die während der jahrelangen Nullzinsphase aufgeblähten Portfolio-Werte deutlich korrigieren. Zudem verteuert sich die Refinanzierung.

Baader Bank belässt Kursziel von Aroundtown

Die Baader Bank hat die Einstufung für Aroundtown nach Halbjahreszahlen auf "Add" mit einem Kursziel von 1,15 Euro belassen. Die operative Entwicklung sei etwas besser als von ihm gedacht, schrieb Analyst Andre Remke in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Abwertungen auf das Portfolio entsprächen den Erwartungen. Der etwas angehobene Ausblick auf den diesjährigen operativen Gewinn (Ebit) lasse diesbezüglich noch immer einen Rückgang um bis zu 15 Prozent erwarten./

Berenberg lässt Kursziel unverändert

Die Privatbank Berenberg hat die Einstufung für Aroundtown nach Halbjahreszahlen auf "Hold" mit einem Kursziel von 2,50 Euro belassen. Der Gewerbeimmobilienspezialist habe die Erwartungen ein klein wenig übertroffen, schrieb Analyst Kai Klose in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Dass das Unternehmen für den operativen Gewinn 2023 etwas optimistischer geworden sei, habe zudem positiv überrascht. Gleichwohl bleibe der Fokus der Investoren auf die Portfoliowerte und die Finanzlage des Unternehmens gerichtet.

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Bildquelle: Pavel Kapysh / Shutterstock.com,Aroundtown SA

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