14.01.2010 07:27:11

AUSBLICK/EZB lässt Geldpolitik unverändert

Von Hans Bentzien Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte bei seinen geldpolitischen Beratungen am Donnerstag keinen Grund für eine Änderung des geldpolitischen Kurses oder des absehbaren Rückzugs aus den Maßnahmen zur erhöhten Kreditversorgung der Banken sehen. Die seit der vorherigen Ratssitzung veröffentlichten Konjunkturdaten geben kaum Anlass für allzu großen Optimismus, während sich die mittelfristigen Inflationsrisiken sogar noch verringert zu haben scheinen.

   Die 48 von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten denn auch einhellig, dass die EZB ihren Leitzins auf dem Allzeittief von 1,00% belassen wird, wo er nach Senkungen um insgesamt 325 Basispunkte seit Mai 2009 steht. Zudem dürfte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet das Zinsniveau als "weiterhin angemessen" bezeichnen.

   Nach der vorherigen Ratssitzung im Dezember hatte Trichet skizziert, wie die EZB sich den "Einstieg in den Ausstieg" aus der erhöhten Kreditversorgung der Banken vorstellt, und Beobachter erwarten für diese Woche diesbezüglich keine zusätzlichen Hinweise.

   Im Zuge der erhöhten Kreditversorgung hatte die EZB ihre Refinanzierungsgeschäfte auf Vollzuteilung umgestellt, was im Zusammenwirken mit einem "asymmetrisch" erhöhten Einlagensatz zu einer außerordentlichen guten Liquiditätsausstattung der Banken geführt hat.

   Als Sicherheit akzeptiert die EZB in ihren Repogeschäften eine stark erweiterte Liste von Wertpapieren. Die maximale Laufzeit der Refinanzierungsgeschäfte wurde darüber hinaus auf bis zu ein Jahr erhöht. Zudem profitieren die Institute von einer außerordentlich steilen Zinsstrukturkurve.

   EZB-Präsident Trichet hatte im Dezember allerdings deutlich gemacht, dass die Tage des sehr billigen, faktisch unbegrenzt verfügbaren Geldes zwar nicht vorbei, aber doch gezählt sind. Im Juni dieses Jahres läuft das erste Repogeschäft mit einer Laufzeit von einem Jahr aus, womit sich die Refinanzierung der Banken deutlich auf die kürzere Frist verlagern wird.

   Im Dezember wird das letzte dieser Geschäfte auslaufen, denn eine Neuauflage der einjährigen Repogeschäfte ist zumindest unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht denkbar. Am 31. März wird der letzte Sechsmonatstender zugeteilt werden und das Prinzip der Vollzuteilung wird über kurz oder lang ebenfalls auf den Prüfstand kommen.

   Trichet hatte gesagt, bei den wöchentlichen Hauptrefinanzierungsgeschäften sollten die Gebote so lange wie erforderlich voll bedient werden - mindestens aber bis zum 13. April 2010, wenn die dritten Mindestreserveperiode des kommenden Jahres endet.

   Dass diese Entscheidung nur "im Konsens" getroffen wurde, lässt für die nächsten EZB-Ratssitzungen weitere kontroverse Diskussionen zu diesem Thema erwarten, zumal sich die Lage der Kreditinstitute in den verschiedenen Regionen des Euroraums weiterhin recht differenziert darstellt.

   Beobachter erwarten allerdings nicht, dass die EZB bei ihrem Ausstieg aus den außerordentlichen Maßnahmen Rücksicht auf "Einzelschicksale" nehmen, sondern auf die durchschnittliche Entwicklung der Geldmarktsätze im Euroraum achten wird.

   Ein wichtiger Faktor beim geldpolitischen "Exit" im engeren Sinne dürfte die Entwicklung der Kreditvergabe sein, aus der die EZB Schlüsse über die Entwicklung mittelfristiger Preisrisiken zieht. Im November war die breite Geldmenge M3 erstmals seit Bestehen der Währungsunion auf Jahressicht (um 0,2%) gesunken.

   Für die Vergabe von Buchkrediten trifft dies schon länger zu. Beobachter und auch die EZB selbst betrachten dies allerdings als ein überwiegend nachfrageseitiges Phänomen, weil wegen der aktuellen Rezession der Kreditbedarf der Unternehmen - jedenfalls im Durchschnitt - sinkt.

   Eine angebotsbedingte Verringerung der Kreditvergabe betrachtet die EZB nicht als Basisszenario. Allerdings fehlt es besonders aus Deutschland nicht an Stimmen, die vor den konjunkturellen Folgen einer zu rigiden Kreditvergabe warnen. Nicht ohne Sorge wird in diesem Zusammenhang die Umsetzung härterer Eigenkapitalvorschriften gesehen.

   Trichet am Montag nach Beratungen im Baseler Ausschuss erklärt, ein rechtzeitiger Abschluss des Finanzmarktreformprogramms sei entscheidend, um ein widerstandsfähigeres Bankensystem zu erreichen, dass das Wirtschaftswachstum auf lange Sicht stützen könne.

-Von Hans Bentzien, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 300, Hans.Bentzien@dowjones.com DJG/hab (END) Dow Jones Newswires

   January 14, 2010 00:55 ET (05:55 GMT)

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