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27.10.2015 16:38:48

AUSBLICK/VWs Quartalszahlen stehen unter dem Einfluss des Skandals

   Von Hendrik Varnholt

   FRANKFURT (Dow Jones)--Volkswagen legt am Mittwoch zum ersten Mal seit dem Aufflammen des Abgasskandals Gewinnzahlen vor. Die Quartalsdaten werden von der Krise geprägt sein: Weil Volkswagen 6,5 Milliarden Euro für den Rückruf der von den Abgasmanipulationen betroffenen Fahrzeuge zurückgestellt hat, hat der Autokonzern zwischen Juli und September aller Voraussicht nach sowohl operativ als auch unter dem Strich einen Milliardenverlust verbucht.

   Der Abgasskandal aber wird weit über das Quartal hinaus Folgen haben: Volkswagens Zukunft war seit Langem nicht mehr so unsicher wie dieser Tage. Die Beobachter werden sich am Mittwoch deshalb für weit mehr als die schlichten Gewinnzahlen interessieren. Aus dem Grund wird anders als bei früheren Quartalskonferenzen der Konzernchef mit Analysten und Journalisten sprechen. Die Worte des neuen Vorstandschefs Matthias Müller könnten den Aktienkurs bewegen.

   Vor allem diese Themen dürften Diskussionen auslösen:

   FOLGEN DES SKANDALS: Der Abgasskandal hat bei Volkswagen fast alles verändert: Der Konzern hat mit Matthias Müller einen neuen Vorstandschef. Früher als geplant hat zudem der frühere Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch die Führung des Aufsichtsrats übernommen. Viele Fragen aber sind noch immer offen - allen voran eine: Wie teuer wird der Skandal? Eine endgültige Antwort darauf werden die neuen Konzernverantwortlichen am Mittwoch nicht geben. Andeutungen aber sind wahrscheinlich. Die Volkswagen-Chefs dürften etwa eine neue Gewinnprognose für das Gesamtjahr ausgeben - und damit die Gewinnwarnung konkretisieren, die sie im September ausgegeben haben. Sie könnten zudem weitere Rückstellungen andeuten und über die jüngste Entwicklung der Absatzzahlen berichten.

   SPARPROGRAMM: Der Skandal hat bei Volkswagen viel infrage gestellt: Auch der Investitionsplan ist nicht mehr sicher. Konzernchef Müller kündigte darüber hinaus ein "massives" Sparprogramm an. "Ich bin ganz offen: Das wird nicht ohne Schmerzen gehen", sagte er Anfang Oktober. Zugleich allerdings warnte er, der Autokonzern dürfe seine Position "jetzt nicht aufs Spiel setzen". Später kündigte auch der neue Chef der Marke VW, Herbert Diess, Kostensenkungen an. Die konkreten Auswirkungen sind bislang aber offen. Unklar ist etwa, wie Volkswagen seine hohen Personalkosten senken will, ohne den mächtigen Betriebsrat gegen sich aufzubringen. Analysten wiesen jüngst immer wieder darauf hin, dass Volkswagen etwa für die Forschung viel mehr aufwendet als Konkurrenten. Ob und wie der Konzern die Ausgaben spürbar senken will, dürften die Branchenexperten am Mittwoch den Vorstand fragen.

   UNTERNEHMENSKULTUR: Der neue Konzernchef Müller hat immer wieder angekündigt, Lehren aus dem Abgasskandal zu ziehen. Er will deshalb auch die Unternehmenskultur ändern: Volkswagen "schlanker, disziplinierter, entscheidungsfreudiger" machen, wie er in der vergangenen Woche sagte. Offenkundig ist es damit auch Müllers Ziel, für mehr Leistungsorientierung bei dem Autohersteller zu sorgen. Etwa der Automobilanalyst Arndt Ellinghorst hofft deshalb darauf, dass sich Volkswagen in Zukunft stärker für die Interessen der Investoren interessieren wird. Er und andere Branchenexperten fragen aber: Warum besitzt etwa Vorstandschef Müller keine bedeutende Zahl von Volkswagen-Aktien? Derartige Fragen dürften die Beobachter in Zeiten der Krise mehr denn je beschäftigen.

   AUFKLÄRUNG: Eine weitere Frage beschäftigt die Beobachter der Volkswagen-Krise seit Wochen: Ist der Skandal die Schuld eines allzu trickreichen Teams von Ingenieuren oder eines betrügerischen Topmanagements? Eine Antwort darauf wird Konzernchef Müller am Mittwoch schuldig bleiben. Die Aufklärung der Abgasmanipulationen hat der Volkswagen-Aufsichtsrat der amerikanischen Anwaltskanzlei Jones Day übertragen. Sie will gründlich vorgehen - und wird für die Untersuchung deshalb voraussichtlich Monate brauchen. Sollten die Vorstände des Autokonzerns dennoch Zwischenergebnisse der Aufklärung andeuten, wäre dies eine Sensation.

   OPERATIVES GESCHÄFT: Angesichts der bedeutenden Zukunftsfragen ist das laufende Geschäft für viele Volkswagen-Beobachter derzeit nur von untergeordneter Bedeutung. Die Ergebnisse des dritten Quartals dürften zudem keine Hinweise auf die Enwtwicklung des Konzerns in den nächsten Monaten liefern. Die Auswirkungen des Abgasskandals haben sich bis Ende September nämlich noch nicht in den Absatzzahlen - und damit auch nicht im Umsatz und in dem um die Rückstellungen bereinigten operativen Gewinn - niedergeschlagen. Die Analysten rechnen für den Dreimonatszeitraum etwa wegen leichter Preisverbesserungen im Durchschnitt sogar mit einer leichten Steigerung der Erlöse. Das operative Ergebnis dürfte nach Herausrechnung der 6,5-Milliarden-Euro-Rückstellung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in etwa unverändert geblieben sein. Auf das Nettoergebnis hatte der erzwungene Verkauf von Volkswagens Anteil an Suzuki voraussichtlich positiven Einfluss.

   Nachfolgend die von Dow Jones Newswires zusammengestellten Schätzungen von Analysten zum dritten Quartal:

=== Operat. Erg Operat. Erg Erg nSt Erg/ 3. Quartal Umsatz berein. Erg vSt u.Dritt. Akt MITTELWERT 50.860 3.197 -3.301 -2.471 -1.646 -3,38 Vorjahr 48.910 3.230 3.230 3.713 2.928 5,84 +/- in % +4,0 -1,0 -- -- -- --

MEDIAN 51.259 3.212 -3.286 -2.253 -1.246 -2,49 Maximum 52.860 3.593 -2.095 -1.684 -604 -1,21 Minimum 47.829 2.968 -4.528 -3.190 -2.985 -5,95 Anzahl 13 8 13 9 7 7

Operatives Ergebnis: VW Nutzfahr- 3. Quartal PKW Audi Porsche Skoda SEAT zeuge MITTELWERT 629 1.240 777 221 -8,9 101 Vorjahr 684 1.160 529 226 -45 98 +/- in % -8,0 +6,9 +47 -2,4 -- +3,0

MEDIAN 613 1.246 800 223 -12 101 Maximum 800 1.312 891 250 33 132 Minimum 456 1.127 618 183 -40 84 Anzahl 9 10 11 10 9 10

Finanzdienst- 3. Quartal MAN leistungen MITTELWERT 80 481 Vorjahr 82 439 +/- in % -2,6 +9,6

MEDIAN 70 478 Maximum 125 556 Minimum 40 380 Anzahl 9 11 === - alle Angaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis je unverwässerte Vorzugsaktie in Euro

   - Bilanzierung nach IFRS

   Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com

   DJG/hev/mgo

   (END) Dow Jones Newswires

   October 27, 2015 11:08 ET (15:08 GMT)

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